3.9.15
Der vom Aussterben bedrohte Körnerbock
hat in den Streuobstwiesen des Murgtals sein Zuhause
(lkra) Das vordere Murgtal ist geprägt durch seine vielen
Streuobstwiesen. Die Wiesen werden allzu oft nicht mehr regelmäßig
gemäht, die Bäume nicht geschnitten und Nachpflanzungen
finden selten statt. Eine Vielzahl von Tieren hat sich jedoch auf
das „Ökosystem Streuobstwiese“ spezialisiert.
Viele kommen fast nur noch dort vor. Ob Gartenrotschwanz oder Steinkauz,
ob Wildbiene oder Berliner Prachtkäfer, diese Arten und Hunderte
mehr leben im vorderen Murgtal.
Im Juli und August kann man in der Dämmerung mit viel Glück
einen weiteren Bewohner der Streuobstwiesen entdecken, den Körnerbock.
Er ist neben den Großen Eichenbock der größte
heimische Bockkäfer und wird bis zu fünf Zentimeter
lang. Durch seine überkörperlangen Fühler ist
er ein echter Gigant unter den Käfern. Ein kerngesunder
Obst- oder Nussbaum interessiert den Körnerbock nicht. Erst
wenn der Baum kränkelt oder starke Äste absterben,
kann das Insekt an der Rinde seine Eier ablegen. Nach mehreren
Jahren als Larve, kann man am Baum ein großes ovales Bohrloch
sehen, aus dem im Hochsommer der Körnerbock schlüpft.

Nächtliches Treiben in
der Streuobstwiese: Körnerbock bei der Paarung.
Foto: Claus Wurst
Die Art ist in Deutschland vom Aussterben bedroht und wird daher
auf der Roten Liste geführt. Seine letzten Vorkommen in
Deutschland liegen überwiegend in der Rhein-Main-Schiene.
Im vorderen Murgtal ist die Art bisher aus Kuppenheim und Michelbach
bekannt.
Um mehr über diesen und weitere seltene Käfer zu erfahren,
hat die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Rastatt
im letzten Jahr eine Untersuchung der Streuobstbestände
in den Landschaftsschutzgebieten „Untere Murg“ im
Bereich Kuppenheim, „Winkler Vorbergzone“ sowie „Vorderes
Michelbachtal“ in Auftrag gegeben.
In allen drei Schutzgebieten konnte der vom Aussterben bedrohte
Körnerbock gefunden werden. “Wir haben uns riesig
gefreut, dass der Körnerbock in den alten Obstbäumen
des Murgtals noch vorkommt. Mit über 30 Brutbäumen
hat der Landkreis für das Überleben dieser extrem seltenen
Art eine hohe Verantwortung“, so Kreisökologe Sascha
Koslowski vom Amt für Baurecht und Naturschutz. Im Landschaftsschutzgebiet „Winkler
Vorbergzone“ auf der Gemarkung Bischweier und Gaggenau
liegt der Verbreitungsschwerpunkt der Art.
„Dieser Käfer und weitere hochgradig gefährdete
Arten der Streuobstwiesen können langfristig nur überleben,
wenn auch die Streuobstwiesen überleben“, so Koslowski.
Daher ist es wichtig, dass diese Wiesen weiter genutzt und gepflegt
werden. Für den Körnerbock ist es bedeutend, dass alte
Obstbäume mit großen abgestorbenen Ästen oder
bereits ganz abgestorbene Obstbäume erhalten bleiben. Der
Käfer ist streng geschützt, ebenso seine Brutbäume
und dürfen nicht entfernt werden.
Bei Fragen zu alten Obstbäumen oder den finanziellen Fördermöglichkeiten
bei der Streuobstpflege, steht die Naturschutzbehörde oder
den Landschaftserhaltungsverband gerne zur Verfügung. |