29.9.15
Der goldene Erzengel von Kloster Salem
29. September: Wer ist der heilige Michael?
(ssg) Ein traditionsreicher Festtag, dessen Bedeutung
heute fast in Vergessenheit geraten ist: Das ist der Michaelstag
am 29. September. Der Tag ist dem Erzengel Michael gewidmet. Über
Jahrhunderte war er der Patron vieler Kirchen und oft ein Motiv
der sakralen Kunst. In Kloster Salem hat sich als besondere Kostbarkeit
die große Figur eines vergoldeten Erzengels Michael erhalten.
Sie wird heute im Klostermuseum aufbewahrt.
Streitbarer Engel und Himmlischer Helfer
Als starker Kämpfer und Drachentöter, in glänzender
Rüstung und mit einer Lanze in der Hand: So begegnet man dem
heiligen Michael in vielen Kunstwerken in Kirchen und Museen. Aber
auch als junger, bartloser und wunderschöner Engel: Dass er
als Mensch von so perfekter Schönheit dargestellt ist, rührt
von seinem Namen her: Er bedeutet „Wer ist wie Gott“ oder „Antlitz
Gottes“. Wo aber liegen die Ursprünge der Verehrung
Michaels und warum ist er teilweise noch bis heute präsent?
In der Bibel wird er als erster Himmelsfürst und Beschützer
Israels beschrieben. Auch für den Sieg über den Teufel,
in Gestalt eines Drachens, ist Michael verantwortlich. Mit seinem
brennenden Schwert tötet er das Untier und stößt
es hinab auf die Erde. Der Bezwinger des Satans entscheidet als „Seelenwäger“ über
Seligkeit im Paradies oder ewige Verdammnis eines jeden Menschen.
Jahrhunderte lang im Brauchtum präsent
Im Mittelalter wurde er zum wichtigsten Patron des Rittertums.
Er wurde aber auch als Heilkundiger und himmlischer Arzt verehrt. „Michaeli“ im
September war traditionell ein Tag für Erntebräuche
und Jahrmärkte. Als Lichtgestalt und Sieger über das
Böse soll der heilige Michael den Menschen gerade zum Anfang
der dunkleren Jahreszeit Mut machen. Da ab diesem Tag auch bei
Kerzenlicht gearbeitet werden musste, sagt eine alte Redewendung „Der
Michel zündet‘s Licht an.“
Salem: Reichsabtei der Zisterzienser
Das 1134 gegründete Zisterzienserkloster in Salem gehörte
mit seinem hochgotischen Münster und der weitläufigen
barocken Klosteranlage zu den bedeutendsten Abteien Südwestdeutschlands.
Schon bald nach seiner Gründung konnte das Kloster seine Privilegien
und den wirtschaftlichen Wohlstand enorm erweitern. Das führte
zum Bau des beeindruckenden Münsters, der 1285 begann. Das
von außen eher schlichte Bauwerk beeindruckt im Inneren durch
reichen Alabasterschmuck im Stile des Spätbarock und Klassizismus.
Diese stammen aus der zweiten Blütezeit des Klosters im 18.
Jahrhundert.
Michael als Drachentöter
Ein ganz besonderes Glanzlicht der barocken Kirchenausstattung
war im wahrsten Wortsinn die Gold- und Silberschmiedearbeit von
Georg Ignaz Bauer: der Erzengel Michael als Drachentöter,
ganz aus funkelndem Edelmetall geschaffen. Der Engel übersteigt
dynamisch den sich unter seinen Füßen windenden Drachen.
Er hat ihn besiegt; davon zeugt die Lanze, die realistisch aus
dem Rachen des Untiers ragt. Auf dem Schild des Erzengels liest
man die lateinische Inschrift: QUIS UT DEUS: Wer ist wie Gott.
Nicht nur durch ihre Größe – die kostbare Arbeit
ist 1,20 Meter hoch – sondern auch durch die herausragende
künstlerische Arbeit ist die Silberskulptur des heiligen
Michael ein bedeutendes Werk. Sie entstand wohl als Holzmodell
in der Augsburger Werkstatt von Aegid Verhelst, einem berühmten
Bildhauer. Ausgearbeitet in Metall wurde sie von einem der renommierten
Silber- und Goldschmiede in Augsburg, einem Zentrum dieser Kunst.
Die Figur des Erzengels ist eines von vielen hochrangigen Kunstwerken,
die heute noch in der einst mächtigen Reichsabtei Salem
bestaunt werden können. Seit ihrer aufwendigen Restaurierung
wird sie im neuen Klostermuseum von Salem gezeigt (Bild: ©
ssg).
Zisterziensertage und Erlebnistag im Kloster
Was einst ein Kloster war, wie man hier lebte und arbeitete und
betete, erschließen die Staatlichen Schlösser und
Gärten in vielen Führungen und Veranstaltungen. Am
26. und 27. September finden etwa in Kloster Salem wieder die „Zisterziensertage“ statt,
zwei Tage mit Führungen, praktischer Arbeit in Klostertradition
und einem Konzert mit mittelalterlichen Gesängen der Zisterzienser.
Und zum ersten Mal wird in diesem Jahr der „Erlebnistag
im Kloster“ stattfinden: Am 11. Oktober laden viele einstige
Klöster in ganz Baden-Württemberg zu einem Tag, an
dem bei Führungen und Aktionen ein Gefühl für
das Leben im Kloster in vergangenen Zeiten vermittelt werden
soll auch in Kloster Salem. Die Staatlichen Schlösser und
Gärten Baden-Württemberg wenden sich mit dieser neuen
Programmidee insbesondere an Familien und Kinder.
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