11.11.15 Am
11.11. ist der Tag des heiligen Martin, Patron der Klosterkirche
von Wiblingen
(ssg) Kirchen auf der ganzen Welt tragen seinen Namen:
Der heilige Martin ist bis heute berühmt für seine bildstarke
Geschichte. Er ist der Heilige, der seinen Mantel mit einem Bettler
teilte. Am 11. November wird an den Heiligen erinnert, wenn am
Martinstag viele Kinder mit ihren Laternen durch die Straßen
ziehen. Die große Klosterkirche von Wiblingen ist dem Heiligen
Martin geweiht – und das ist ein Hinweis auf ihr hohes Alter.
Martin, Bischof des 4. Jahrhunderts in Tours
Martin wurde um 316 n. Chr. im heutigen Ungarn als Sohn eines römischen
Soldaten geboren und wuchs in Italien auf. Schon den Knaben Martin
faszinierte der neue Glaube der Christen. Tatsächlich getauft
wurde er aber erst 26 Jahre später. Denn, dem Willen seines
Vaters folgend, wurde Martin römischer Soldat – und
die durften nicht Christen sein. Wegen des Glaubens soll er nach
25-jähriger Dienstzeit die Armee verlassen haben. Er zog nach
Frankreich, in die Gegend des heutigen Tours, wo er sich als Einsiedler
niederließ. Sein Ruf als frommer Wundertäter zog die
Menschen an: Bald sammelten sich über 60 Mönche um ihn.
Für Martin war das ein Grund, wieder in die Einsamkeit zu
ziehen – was seine weitere Karriere als frommer Mann nicht
behindern sollte. Im Jahre 372 wird er zum Bischof von Tours geweiht.
Unter großer Anteilnahme der Menschen in Tours wird Martin
am 11. November im Alter von 81 Jahren beerdigt.
Bekanntes Brauchtum mit langer Tradition
Die Geschichte, für die der Heilige bis heute berühmt
ist, soll sich an einem kalten Wintertag im heutigen Amiens zugetragen
haben. Dort saß am Stadttor ein frierender Bettler. Martin
teilte an diesem Tag seinen Mantel mit seinem Schwert und gab dem
Bettler die Hälfte davon ab. Was aber hat das bis heute lebendige
Brauchtum mit seinem Leben und Wirken zu tun, stimmungsvolle Laternenumzüge,
knusprige Martinsgänse und duftende Hefeteigmänner? Für
die Tradition der Laternen gibt es eine Ableitung aus dem Alltag
der Bauern des Mittelalters. Wenn im November die Feldarbeit beendet
war, entzündeten die Bauern auf den abgeernteten Feldern große
Feuer. Der Überlieferung nach trugen arme Kinder dieses Feuer
mit Fackeln durch die Städte und erbettelten Obst und Gebäck.
Und die fette Martinsgans? In früheren Zeiten war der Martinstag
ein Zahlungstermin nach der Ernte, bei dem Abgaben geleistet werden
mussten – und eine gemästete Gans war nicht unüblich.
Viele populäre Erklärungen und Legenden
Eine zweite Überlieferung besagt, dass nach dem Martinstag
die 40-tägige Fastenzeit bis Weihnachten, die heute kaum mehr
bekannt ist, begann. Die Gans und die süßen Hefeteigmänner
waren das letzte Festmahl vor den mageren Tagen. Besonders populär
ist allerdings eine andere Erklärung für die Verbindung
zwischen dem Heiligen und den Gänsen: Als das Volk von Tours
Martin zum Bischof machen wollte, fühlte er sich nicht würdig
genug und versteckte sich in einem Gänsestall. Das Geschnatter
der Vögel verriet ihn. Die Taten des heiligen Martin und seine
Geschichte ließen ihn zum Patron der Armen, der Bettler und
der Soldaten, der Pferde, der Gänse und der Fruchtbarkeit
der Felder werden.
Die Klosterkirche St. Martin in Wiblingen
Die majestätische Klosteranlage von Wiblingen mit ihrer Klosterkirche
wurde 1093 von den Grafen Hartmann und Otto von Kirchberg gestiftet
und von Benediktinermönchen aus St. Blasien im Schwarzwald
bezogen. Die Gründungskirche wurde St. Martin geweiht – und
das ist ein Hinweis auf die alte christliche Tradition an diesem
Ort. Viele frühe Kirchen wurden dem Heiligen und Bischof des
4. Jahrhunderts geweiht. Wie die damals errichtete Anlage genau
ausgesehen hat, ist weitgehend unbekannt. Im 18. Jahrhundert war
Kloster Wiblingen so wohlhabend, dass man einen großzügigen
Neubau der gesamten Anlage in Angriff nahm, ein typisches Bauprojekt
der oberschwäbischen Klöster der Barockzeit. Aus dieser
Zeit stammt ein prächtiges Deckenfresko im Kapitelsaal des
Klosters. Franz Martin Kuen malte hier den heiligen Martin als
Bischof – und mit ihm einen Putto, der eine Gans als Abzeichen
des Heiligen trägt. Ein weiteres Bild von Martin findet sich
in der Klosterkirche, am rechten Chorbogen. Und am 11.11. ist natürlich
auch im einstigen Kloster Wiblingen die Martinstradition lebendig:
Ein Martinszug, ausgehend um 18.00 Uhr vom nahe gelegenen Albvereinshaus
am Binsenweiher, endet im Klosterhof mit einem kleinen Martinsspiel.
Bild: ehem. Klosterkirche Wiblingen, Deckenfresko im Langhaus |