21.4.15
Der Klang des 18. Jahrhunderts im Trabantensaal des
Mannheimer Schlosses
(ssg) Im 18. Jahrhundert war die kurpfälzische Hofkapelle
in ganz Europa für ihren Klang berühmt. Jetzt sind fünf
Instrumente ins Mannheimer Schloss zurückgekehrt, die damals
in diesem berühmten Orchester gespielt wurden. Die Staatlichen
Schlösser und Gärten zeigen die Leihgaben aus einer Privatsammlung
in einer Vitrine im Trabantensaal.
Rare Zeugnisse aus Mannheims musikalischer Glanzzeit
Unter der Herrschaft des Kurfürsten Carl Theodor spielte eine
der größten Hofkapellen Europas in der Kurpfalz. In
den Siebzigerjahren des 18. Jahrhunderts zählte sie im Schnitt
75 Musiker. Musikliebhaber aus ganz Europa kamen damals in die
Kurpfalz, um die Aufführungen des Hoforchesters mitzuerleben.
Die Komponisten und Musiker der „Mannheimer Schule“ bereiteten
den Weg für die Klassische Musik. Jetzt sind fünf kostbare
Instrumente aus dieser Glanzzeit der Kurpfalz im Mannheimer Schloss
zu sehen. Die historischen Raritäten stammen aus einer Privatsammlung.
Foto: ssg Originale der Hofkapelle aus Privatsammlung
Vier Violinen und eine Viola sind es, die jetzt in einer Vitrine
im Trabantensaal im Barockschloss zu bestaunen sind. Die gut
erhaltenen Instrumente wurden nachweislich in der kurpfälzischen
Hofkapelle gespielt. Bei vier der fünf Instrumente kennt
man sogar den Geigenbauer – beides „kurfürstliche
Hofgeigenbauer“. Zwei der Instrumente fertigte Jacob Rauch
(um 1680–1763), eine Violine aus den Jahren um 1710 und
eine Viola von ca. 1740. Zwei Violinen stammen von Mathias Gülich
(?–1803), angefertigt 1759 und 1778; bei einer weiteren
Violine der kurpfälzischen Hofkapelle ist der Meister nicht
bekannt. Die kostbaren Instrumente sind Leihgaben aus Privatbesitz
und werden von Geigenbaumeister Matthias Kohl aus Heidelberg
fachkundig betreut. Vor Kurzem wurden sie „nach historischen
Gesichtspunkten umgebaut, um einen annähernd authentischen
Höreindruck des 18. Jahrhunderts wieder erlebbar zu machen“,
erklärt der Heidelberger Geigenbauer.
Historischer Klang mit Erläuterung
Anschauen kann man die Bratsche und die Geigen während der Öffnungszeiten
des Schlosses: Die Vitrine mit den seltenen Musikinstrumenten aus
der Hofkapelle steht im Trabentensaal des Mannheimer Schlosses.
Dr. Saskia Esser, die Leiterin der konservatorischen Abteilung
der Staatlichen Schlösser und Gärten, erklärt, man
habe sich lange überlegt, wo im Mannheimer Schloss der richtige
Standort für die Präsentation der Streichinstrumente
sein könne. „Entschieden haben wir uns für den
Trabantensaal: Seine Stuckdecke mit den Instrumentenmotiven gab
den Ausschlag.“ Und er liegt direkt beim Rittersaal, dem
großen Festsaal. „Genau hier erklangen die fünf
Instrumente bei den Konzerten zur Zeit von Kurfürst Carl Theodor.“
Informationen zum Nachlesen direkt vor Ort
Die Musikwissenschaftlerin Dr. Bärbel Pelker und der Geigenbaumeister
Matthias Kohl, auf deren Initiative die Vitrine zurückgeht,
haben Informationen zu den Instrumenten und zum Musikleben am Mannheimer
Hof entwickelt, die jetzt auf einem Notenpult neben der Vitrine
ausgelegt sind. Interessierte Besucher können auf den Sitzgelegenheiten
in den Fensternischen Platz nehmen und sie komfortabel studieren.
Instrumente in Schwetzingen zu hören
Zu hören sind die fünf Streichinstrumente in einem Konzert
am 23. Mai 2015 um 19.30 Uhr im Rokokotheater von Schloss Schwetzingen.
Im Abschlusskonzert der Schwetzinger Hofmusik-Akademie erklingen
die Bratsche und die Geigen in Werken der Mannheimer Schule. Das
Programm des Abends im Rahmen der Schwetzinger Festspiele entstand
in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Südwestdeutsche
Hofmusik. Präsentiert wird das Konzertprogramm von Musikstudenten,
deren Interessensgebiet die historisch-informierte Aufführungspraxis
ist. Sie werden während der Probenphase mit den historischen
Instrumenten aus dem Mannheimer Schloss arbeiten. Bereits um 17
Uhr spricht die Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Silke Leopold
in einem Vortrag über Musiker der Mannheimer Schule in Paris: „Musik
im Dialog – Mannheimer in Paris“. Zu dieser Veranstaltung
ist der Eintritt frei.
Schwetzinger Hofmusik-Akademie
Veranstaltungen im Rahmen der Schwetzingen Schlossfestspiele
Samstag, 23. Mai 2015, 17 Uhr. Kammermusiksaal
Prof. Dr. Silke Leopold, Heidelberg: „Musik im Dialog – Mannheimer
in Paris“
Vortrag: „Wohlfeill ist hier nichts als der Wein“ – und
warum Paris im 18. Jahrhundert trotzdem ein Sehnsuchtsort für
Musiker aus Deutschland war.
Eintritt frei.
Samstag, 23. Mai 2015, 19.30 Uhr. Rokokotheater
Abschlusskonzert mit den Teilnehmern des Orchesterworkshops.
Midori Seiler und Jaap ter Linden (Leitung), Jörg Tröger
(Moderation)
„
Musik im Dialog – Mannheimer in Paris“. Werke von Carlo
Giuseppe Toëschi, Ignaz Holzbauer, Anton Fils, Georg Joseph
Vogler und Anton Stamitz
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