28.8.15
Frühkeltisches Frauengrab mit Goldschmuck
geborgen
Archäologische Denkmalpflege im Regierungsbezirk
Stuttgart verzeichnet Überraschungsfund
bei der Ausgrabung einer prähistorischen Siedlung in Kirchheim
unter Teck
(rps) Am Rand der Stadt Kirchheim unter Teck stießen
Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium
Stuttgart, die dort seit Juli 2014 im Zuge von Rettungsgrabungen
tätig sind, auf einen außergewöhnlichen und unerwarteten
Fund: Im Areal einer jungsteinzeitlichen Siedlung des 6. Jahrtausends
vor Christus, das im Vorfeld von Erschließungsmaßnahmen
für ein Gewerbegebiet derzeit flächig untersucht wird,
konnte das Grab einer keltischen Frau aus der Zeit um 500 vor Christus
geborgen werden. Fein gearbeiteter Goldschmuck, der im Kopfbereich
der Bestattung lag, zeigt, dass die hier bestattete Frau der keltischen
Oberschicht angehört haben muss.
Ohr- oder ins Haar eingeflochtene Ringe aus dem frühkeltischen
Grab vonKirchheim u.T. Foto: LDA BW
Dr. Jörg Bofinger, Leiter der Ausgrabungen in Kirchheim,
erläutert: „Die Überreste des Skeletts sind aufgrund
des extrem kalkarmen Bodens nicht mehr erhalten. Anhand der Position
der Grabbeigaben können wir allerdings die Lage der Bestattung
gut rekonstruieren." Links und rechts des Schädels lagen
je drei kleine, fein verzierte Ringe aus Gold, die möglicherweise
als Ohrringe oder ins Haar eingeflochten getragen wurden. Im Hinterkopfbereich
lagen mindestens zwei kugelförmige Objekte aus flächig
verziertem Goldblech, mit großer Wahrscheinlichkeit Nadelköpfe
der Haar- oder Haubentracht, so Bofinger. Weiterhin lagen je ein
Paar Arm- und Fußringe aus Bronze im Grab und an den Handgelenken
trug die Tote Ketten aus kleinen schwarzen Perlen, die aus fossilem
Holz, sog. Gagat, hergestellt wurden.
Die Schmuckstücke zeigen, dass hier eine Frau bestattet wurde
und die Objekte erlauben eine erste zeitliche Einordnung des Fundes
an das Ende der frühen Eisenzeit, etwa um 500 vor Christus.
Damit ist das Grab rund 50 Jahre älter als der berühmte
Keltenfürst von Hochdorf. „Frauengräber mit Grabbeigaben
dieser Qualität kennen wir aus der frühen Keltenzeit
nur sehr wenige“, betont Jörg Bofinger. Möglicherweise
lag die Bestattung einst unter einem Grabhügel, der heute
nicht mehr erhalten ist. Verfärbungen im Umfeld des Grabes
zeigen, dass die Grablege in irgendeiner Weise obertägig kenntlich
gemacht wurde.
Die Grablege wurde freigelegt und aufgrund weiterer zu erwartender
Fundobjekte und zur Sicherung etwaiger organischer Reste als rund
500 Kilogramm schwerer Erdblock am Stück geborgen. In den
Werkstätten der archäologischen Restaurierung am Landesamt
für Denkmalpflege in Esslingen werden die Ausgrabungsarbeiten
unter Laborbedingungen fortgesetzt werden.
Die Ausgrabungen in Kirchheim werden mit finanzieller Beteiligung
der Stadt Kirchheim/Teck durchgeführt, wobei sich die gute
Kooperation zwischen Stadt und Landesamt für Denkmalpflege
auch bei dem neuen Fund zeigte: Die örtliche Feuerwehr half
kurzfristig mit Personal und schwerem Gerät aus und trug entscheidend
zur gelungenen Bergung des Grabes bei.
Im September werden die Ausgrabungen im Siedlungsareal der jungsteinzeitlichen
Fundstelle fristgerecht abgeschlossen sein und die bereits begonnenen
Erschließungsmaßnahmen können ohne Verzögerung
fortgesetzt werden
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