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10.6.15

Atlantischer Lachs knackt Rekordmarke von 2002

Anfang Juni bereits über 140 Lachse in Iffezheim gezählt - Maifische kommen verspätet

(rpk) Die gemeinsamen Anstrengungen zur Revitalisierung der Flüsse im Regierungsbezirk Karlsruhe zeigen Wirkung. Durch die zunehmende Verbesserung von Gewässerqualität und Wassergüte von Fließgewässern finden heimische Tierarten immer mehr und immer bessere Lebensräume vor. Davon profitieren besonders Fische und in der Folge kehren an vielen Abschnitten sogar ehemals verschwundene Fischarten zurück. Vor allem das europaweit größte Artenschutzprogramm zum Schutz und zur Wiedereinbürgerung des Atlantischen Lachses zeigt zunehmend Erfolge.

Die Fischereibehörde am Regierungspräsidium Karlsruhe misst den Erfolg von Gewässerentwicklungen anhand von Fischbestandsaufnahmen in den Gewässern. Die Fischfauna in ihrer Gesamtheit repräsentiert den Gewässerzustand. Je vollständiger die Artenliste und je ausgewogener der Fischbestand, desto besser ist die Qualität des Gewässers. Ein bedeutendes Instrument der Fischbestandserhebung ist der Fischpass Iffezheim, welcher an der untersten Staustufe im Rhein betrieben wird. Von Jahresbeginn an konnten dort bis heute bereits 142 zurückkehrende Lachse gezählt werden, was seit Inbetriebnahme des Fischpasses im Jahr 2000 bereits jetzt einen neuen Jahresrekord darstellt. Im bislang besten Jahr 2002 waren es insgesamt 103 Lachse gewesen.

Der für den Fischpass Iffezheim verantwortliche Fischereireferent Frank Hartmann vom Regierungspräsidium Karlsruhe erkennt in dieser positiven Entwicklung bei den aus dem Atlantik zurückkehrenden Atlantischen Lachsen die Früchte vieler Akteure in diesem Großprojekt. Vom Rheindelta in Holland, über den Rheinstrom in Deutschland und Frankreich bis in den Hochrhein mit seinen Zuflüssen in der Schweiz sind ansässige Bürger, Verbände, Organisationen und Verwaltungen vielfach engagiert, um die Lebensraumbedingungen für die Fischarten Lachs, Meerforelle, Maifisch und die Neunaugen fortlaufend zu verbessern. In zahlreichen Gewässern werden Schutzeinrichtungen, Wanderhilfen und Lebensräume für Fische geschaffen. Das langfristige Ziel unter der Gesamtkoordination der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) ist es, wieder einen funktionsfähigen und reich vernetzten Rheinlebensraum für Wanderfische herzustellen. Intakte und saubere Gewässerlebensräume wiederum sind eine wichtige Lebensgrundlage und bedeutende Erholungsräume für den Menschen.

Die Fischereibehörde und die Abteilung Umwelt im Regierungspräsidium Karlsruhe arbeiten konsequent und nachhaltig daran, dass in den Wanderfischgewässern Alb und Murg die Bedingungen für ein Überleben von Wanderfischen wieder möglich sein wird. Es sind enorme Anstrengungen, viel Geduld und ein solides Fachwissen erforderlich, um die in den vergangenen Jahrzehnten zum Teil sehr stark denaturierten Fließgewässer wieder naturnah zu gestalten, so Hartmann. Sowohl an der Alb als auch an der Murg sind bislang sehr positive Entwicklungen bei der Revitalisierung zu verzeichnen und diese werden nun für alle sichtbar.

Die Lachsrückkehrer in Iffezheim sind ein Signal, dass es wieder solche naturnahen Abschnitte in unseren Gewässern gibt. Auch andere Wanderfischarten wie die Meerforelle oder die Neunaugen liefern wertvolle Hinweise auf die Natürlichkeit von Gewässern, da allesamt sehr hohe Ansprüche an ihren Lebensraum haben. Nach aktuellen Daten sind inzwischen etwas verspätet auch die Maifische am Fischpass angekommen. Bislang wurden in Iffezheim etwa 25 Exemplare nachgewiesen. Im vergangenen Jahr fanden über 150 Maifische den Aufstieg. Vermutlich hat das lange anhaltende Hochwasser im Rhein die Einwanderung in den Fischpass Iffezheim verzögert, meint Hartmann. Es ist anzunehmen, dass die Maifische nun verstärkt im Juni eintreffen werden. Im Neckar bei Mannheim sind die Maifische pünktlich bereits Mitte Mai aufgetaucht. Am Fischpass in Ladenburg als Tor zum Neckar konnten vom Staatlichen Fischereiaufseher Dieter Herold im Mai rund 20 Maifische registriert werden.

Die Erfolgsgeschichte des Atlantischen Lachses und seiner Gefährten geht damit in die nächste Runde. Bei allen vorhandenen Wanderfischarten im Rheinsystem sind positive Trends in den Beständen deutlich sichtbar. Das angestrebte Ziel, den im Rhein ehemals ausgestorbenen Lachs wieder gesichert zu etablieren, ist wieder ein Stück näher gerückt. Vor rund 10 Jahren hätte noch keiner gedacht, dass am internationalen Rhein alle Anrainer derart kräftig an einem Strang ziehen, so Hartmann.

Hintergrundinformationen:
Jeder Fisch, der den Fischpass Iffezheim durchwimmt, wird durch eine Videokamera erfasst und aufgezeichnet. Dadurch ist es möglich, Entwicklungen im Fischbestand des Rheins zu verfolgen. Genau 52.066 Fische von insgesamt 25 Fischarten haben im Jahr 2014 den Weg durch den Fischpass Iffezheim gefunden. Auch für 2015 werden wieder hohe Aufstiegszahlen erwartet. Fische und vor allem Wanderfischarten sagen viel über die ökologische Qualität von Fließgewässern aus. Die Fischaufstiegsbeobachtung des Regierungspräsidiums Karlsruhe ist daher eine wichtige Kontrolleinrichtung, um die europaweit gemeinsamen Anstrengungen zur Verbesserung der Wasserqualität und der Gewässerstruktur im gesamten Rhein und seinen Zuflüssen zu verfolgen.

Der Fischpass Iffezheim ist ein deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt auf der Grundlage eines Staatsvertrages aus dem Jahr 1969. Nach dem Staustufenbau von Iffezheim im Jahr 1977 endete die Aufwärtswanderung für Fische im Rhein nach etwa 660 Rheinkilometern. Im Juni 2000 ging der Fischpass Iffezheim, als einer der größten Fischwanderhilfen in Europa, nach etwa zweijähriger Bauzeit in Betrieb und ermöglicht seither den Fischaufstieg. Über 37 durchströmte Becken, welche jeweils über durchgehende Schlitze miteinander verbunden sind, überwinden aufwärtsstrebende Rheinfische den Fischpass Becken für Becken und erreichen so nach rund 300 Meter Länge und insgesamt elf Meter Höhendifferenz das sogenannte Oberwasser des Wehrs. Von dort aus können Fische entweder weiter den Rhein aufwärts ziehen bis nach Gambsheim, linksrheinisch die französische Ill erreichen oder auf der gegenüberliegenden Seite in die Rench einwandern.

Seit 2002 führt eine deutsch-französische Arbeitsgruppe mit dem Landesfischereiverband Baden e.V. (LfV Baden) und der Association Saumon Rhin (ASR), unter Leitung und fachlicher Koordination der Fischereibehörde am Regierungspräsidium Karlsruhe die Zählung von aufsteigenden Fischen am Fischpass durch. Die Aufstiegszahlen am Fischpass Iffezheim werden monatlich vom Regierungspräsidium ausgegeben sowie auf der Homepage der Wanderfische Baden-Württemberg gGmbH ( WFBW.de) veröffentlicht.

 
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