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30.4.15

Poesie barocker Räume

Neue Sonderausstellung ab 1. Mai im Besucherzentrum am Fasanenschlösschen (Moritzburg/Sachsen)

(mor) Auch in diesem Jahr wird die Saison am Fasanenschlösschen (1.5. bis 1.11.2015) von einer Sonderausstellung begleitet. Im Fokus stehen diesmal außergewöhnliche Moritzburger Perspektiven, die der Fotograf Carlo Böttger entdeckt und kreiert hat.

„ Die Wirklichkeit in unseren Augen als ein Spiegelbild unserer Stimmungen, unserer Gefühle, die in genau jenem Moment festgehalten wird, wenn der Auslöser klickt, …“ – das ist es, was die Photographie Carlo Böttgers festhalten und jederzeit wieder lebendig machen möchte.
Seit Jahren widmet sich der Photograph aus Sachsen-Anhalt einer ganz besonderen Wahrnehmung und Sichtweise auf die uns umgebenden historischen Räume.

Abendstimmung am Schloss Moritzburg. Foro: Carlo Böttger/mor
Abendstimmung am Schloss Moritzburg. Foro: Carlo Böttger/mor

In der diesjährigen Sonderausstellung widmet Böttger seine Kunst den verschiedenen Epochen des sächsischen Barock. Drei Schlösser vor den Toren Dresdens stehen exemplarisch für die drei Phasen des Barock:

Die Hoflößnitz (erbaut 1648-1659) in den Radebeuler Weinbergen mit ihren vollständig ausgemalten Innenräumen ist ein eindrucksvolles Zeugnis des sächsischen Frühbarocks. Schloss Moritzburg entstand in seiner heutigen Form zwischen 1723-1733 unter der Regentschaft Augusts des Starken und ist in seinem harmonischen Einklang mit den umliegenden Teichen und Wäldern ein architektonisches Meisterwerk aus der prunkvollen Hoch-Zeit des Barocks. Nur einen romantischen Spaziergang vom Schlosspark entfernt findet man ein Juwel des sächsischen Spätbarocks (Rokoko): das Fasanenschlösschen. Das zauberhafte Sommerpalais im chinoisen Stil verkörpert geradezu die Sehnsucht von Augusts Urenkel nach mehr Intimität. Auf nur 12 Metern im Quadrat schuf Johann Gottlieb Schade zwischen 1770-1776 den Platz für eine Hofhaltung »en miniature«, mit einer Vielzahl an exotischen Raumausstattungen. Gemeinsam mit dem umliegenden Fasanengarten, der Hafenanlage mit Mole und Leuchtturm präsentiert sich das Schlösschen als exklusives Kleinod in der Moritzburger Kulturlandschaft.

Schloss Moritzburg, Festsaal. Foto: Carlo Böttger/mor
Schloss Moritzburg, Festsaal. Foto: Carlo Böttger/mor

Von all diesen Kostbarkeiten ließ sich der Fotograf Carlo Böttger dazu inspirieren, eine Serie außergewöhnlicher Aufnahmen zu kreieren, die einen ganz eigenen poetischen Blick auf die historischen Räumlichkeiten wirft.

Über sich selbst und seine Arbeit sagt Böttger: „Für all diese Aufnahmen, die in der Moritzburger Ausstellung gezeigt werden, braucht es ein »Sich-Einlassen«. Das Eintauchen und Schließen aller Türen, das Hören auf die Stille, das Suchen nach Spuren aus alter Zeit nimmt mich dann gefangen. Ein oft Stunden währender Prozess. Die heutige Technik ist dazu ein wunderbares Hilfsmittel. Mehr ist sie aber nicht.“ Es ist der Beginn zahlreicher kleiner Kunstwerke.

Böttger will „raus aus den bekannten Blickwinkeln mit dem Ziel, so viele Informationen wie möglich aus dem Raum, in den ich schaue, einzufangen und festzuhalten.“ Und das kann auch unter freiem Himmel sein. In der neuen Sonderausstellung nimmt Carlo Böttger nicht nur die Innenräume der drei Schlösser in den Fokus, sondern auch die von Menschenhand im Verlauf von mehr als 500 Jahren gestalteten Außenräume der Moritzburger Kulturlandschaft.

Und so sind in der Ausstellung Eindrücke vermeintlich bekannter Räume zu sehen, die jedoch in ihrer außergewöhnlichen Perspektive dem "normalen" Museumsbesucher i.d.R. versagt bleiben. Ob es der Blick über die königlich gedeckte Porzellantafel durch die sonst verschlossene Balkontür hinüber zum Fasanenschlösschen ist, ungewöhnliche Einblicke in die Kellergewölbe des Barockschlosses oder die seltene Paarung von Leuchtturm und Fasanenschlösschen gemeinsam auf EINEM Foto (Blick vom Bärnsdorfer Teichufer). Oder die Nahaufnahme des berühmten Moritzburger „66-Enders“, den der Besucher sonst nur hoch über seinem Kopf im Monströsensaal bewundern kann. Details auf den barocken Gläsern im Speisesaal lassen an altmeisterliche Stillleben denken.

Fasanenschlösschen, Federzimmer. Foto: Carlo Böttger/mor
Fasanenschlösschen, Federzimmer. Foto: Carlo Böttger/mor

Das Besondere an Böttgers Arbeiten ist auch eine spezielle, nahezu graphisch anmutende Aufnahmetechnik, die den Betrachter mit ungeahnten Perspektiven und der Auflösung von althergebrachten Sehgewohnheiten konfrontiert.

Ein sogenanntes „Tilt-Objektiv“ erlaubt es ihm, die Schärfentiefe des Bildes bedeutend auszudehnen und so von allen Blickpunkten gleichermaßen erlebbar zu machen. Die Aufnahmen wurden hauptsächlich mit einem Weitwinkelobjektiv erstellt und in Anlehnung an das menschliche Sehvermögen so weit als möglich entzerrt. Eine lange Belichtungszeit erfasst das gesamte Licht des Raumes mit allen Zwischenstufen, die für das menschliche Auge so nicht wahrnehmbar sind. Dadurch gelingt es Böttger, sonst verborgene Details sichtbar werden und eine Bildstruktur entstehen zu lassen, die zuweilen an graphische Arbeiten erinnert.

Dies ist jedoch nur der erste Teil seiner Arbeit. Das Bild selbst entsteht später am Computer. Auch dort dauerte es Stunden, oft Tage, bis das Ergebnis vorliegt. Jedes mal ist es wieder ein neuer Anfang, nie kann man das Ergebnis vorhersagen. Eine der wichtigsten Grundlagen dabei ist das Zonenmessverfahren vom Meister der Landschaftsfotografie Ansel Adams. „Ohne dies geht nichts.“, sagt Böttger.

Auf diese Weise lässt Böttger jede Aufnahme zu einem neu komponierten Kunstwerk werden.

Und auch das eigentliche Trägermaterial der Fotografien ist besonders. Mit einem Großformat-Tintenstrahldrucker werden die Motive auf Büttenpapier und Gewebe aufgebracht und erhalten dadurch eine besonders wertige Anmutung.

Öffnungszeiten Sonderausstellung
1. Mai bis 1. November 2013 täglich von 11:00 bis 17:00 Uhr
(an Wochenenden, Feiertagen und in den sächs. Ferien bis 18:00 Uhr).

Eintritt 3 Euro | Ermäßigt 2 Euro.
Für Besucher des Barockschlosses oder Fasanenschlösschens ist der Eintritt frei
(gegen Vorlage eines entsprechenden Tickets)

Das Fasanenschlösschen kann ebenfalls täglich besucht werden
Mo bis Fr: stündlich 11:00 bis 17:00 Uhr (letzte Führung 16:00 Uhr)
Sa, So, Feiertage, sächs. Ferien: halbstündlich 11:00 bis 18:00 Uhr (letzte Führung 17:00 Uhr)
Eine Voranmeldung ist möglich. Infos unter (035207) 87 36 10 oder www.schloss-moritzburg.de

 
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