2.2.15
Enfin…Redde m’r devun!
Ausstellung über den elsässischen Kabarettisten Germain
Muller in Straßburg
Er hatte ein typisch elsässisches Leben: Geboren 1923, 1939 angesichts
der deutschen Bedrohung in die Dordogne evakuiert, 1940 in das
von den Nationalsozialisten besetzte Elsass zurückgekehrt, studierte
Muller anschließend an der Karlsruher Theater-Akademie. 1943 wollte
ihn die Wehrmacht, wie viele andere Elsässer, zwangsrekrutieren,
er entzog sich jedoch durch Flucht in die Schweiz. Im Militärinternierungslager
begegnete er dem Schweizer Kabarettisten Alfred Rasser, der seine
weitere Arbeit prägte.
Mit der Armee des Generals de Lattre de Tassigny marschierte er
1944 in Straßburg ein, arbeitete zunächst als Journalist
für das Kriegsministerium und gründete 1946 zusammen mit seinem
Freund Raymond Vogel das Kaberett "de Barabli", das während 40
Jahren von über 50.000 Zuschauern jährlich besucht wurde udn eine
feste Größe im Straßburger Kulturleben spielte. Mit dem Autor, Schauspieler, Bühnenregisseur und Politiker
Germain Muller (1923-1994) würdigt Straßburg in dieser
Saison einen herausragenden Elsässer des 20. Jahrhunderts.
Von Mullers vielen Facetten nimmt das Elsässische Museum vor
allem den prägenden Einfluss seines künstlerischen Schaffens
auf das elsässische Selbstverständnis in der Nachkriegszeit
sowie seine Wirkung bis in die Gegenwart in den Blick. Eine sehr
wichtige Rolle spielte in diesem Zusammenhang natürlich das
legendäre Kabarett de Barabli.
Nach
wie vor bestechen Germain Mullers Texte durch ihre Qualität,
Impertinenz und anhaltende Gültigkeit. Er zieht darin alle
Register, vom Lachen bis zum Weinen, von der Farce bis zum kühnen
Streich. Ausgesprochen zuschauernah und zugleich sehr professionell
inszeniert, prägten Mullers Stücke eine ganze Generation
und brachten eine brillante Nachfolge hervor. Schließlich
will das Elsässische Museum gemäß seinem Auftrag,
gesellschaftliche Entwicklungen zu veranschaulichen, mit dieser
Schau auch „anderen und sich selbst den Spiegel vorhalten“ und
die regionale Identität spielerisch, aufgeschlossen und unterhaltsam
hinterfragen.
Rechts: André Wenger (1927-1991), « D’Ayedolle »,
Siebdruck, 1981. © Archives Germain Muller / Mario Hirlé © Famille
Wenger
Die Ausstellung im Musée Alsacien dokumentiert den Weg Germain
Mullers, der das Elsass unbedingt als seine Heimat ansah, aber
nie in folkloristische Heimattümelei entglitt. Muller schaffte
es immer wieder, das Selbstbewusstsein des Elsass als Konstante
seiner Arbeit zu betonen. "Enfin .. redde m'r devun" ist eine wichtige
Ausstellung für das Elsass und für die, die das Elsass verstehen
wollen.
Dass die Ausstellung - zumindest im Musée Alsacien - durchgängig
ausschließlich in französischer Sprache gehalten ist, muss verwundern.
Nicht, weil man mit Zweisprachigkeit den deutschen Besuchern das
Verständnis erleichtert hätte, sondern um den Elsässern den Wert
der Sprache ihres Germain
Mullers zu
demonstrieren. |