23.1.15
Keltische Befestigung bei Langenenslingen entdeckt
Archäologen des Regierungspräsidiums Stuttgart entdecken
sensationell gut erhaltene keltische Befestigung bei Langenenslingen
im Kreis Biberach
(rps/dpbw) Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
geförderten sogenannten Langfristprojekts führen Archäologen
des Landesamts für Denkmalpflege, einer Abteilung des Regierungspräsidiums
Stuttgart, unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Krausse und Dr.
Leif Hansen seit 2014 Ausgrabungen im Bereich der oberen Donau
durch.
Keltische Befestigung bei Langenensingen. Bild: RP Stuttgart/Landesamt
für Denkmalpflege
Bereits im ersten Jahr ist den Forschern eine Aufsehen erregende
Entdeckung von überregionaler Bedeutung gelungen: Auf der „Alte
Burg“, einem plateauartigen Ausläufer der Schwäbischen
Alb oberhalb von Langenenslingen, stießen sie im Oktober
2014 überraschend auf eine mindestens vier Meter hoch erhaltene
monumentale Steinmauer. Sie begrenzt einen gut zwei Hektar großen
Bergsporn, der vor ca. 2500 Jahren durch die frühkeltischen
Erbauer vollkommen überformt und umgestaltet wurde. Wie
die Entdeckung eines Opferschachts mit menschlichen Skelettreste
zeigt,
diente dieses gigantische Bauwerk bis ins 3. Jahrhundert v. Chr.
als Kultplatz.
Die im Oktober entdeckte, aus Kalksteinen gesetzte Trockenmauer
konnte bisher nur im Randbereich freigelegt werden und ist noch
nicht abschließend datiert. Naturwissenschaftliche Untersuchungen
an Tierknochen aus dem Mauerbereich sprechen für eine Errichtung
der Mauer im 7. bis 5. Jahrhundert vor Christus. Auch die Keramik-
und Metallfunde von der Alte Burg und die Ähnlichkeit der
neu entdeckten Mauer mit den Fundamenten der berühmten Lehmziegelmauern
des nur rund neun Kilometer südlich gelegenen Fürstensitzes
Heuneburg sprechen für eine Entstehung in frühkeltischer
Zeit.
„Auf der Alte Burg konnten wir die Steinmauer bisher auf
einer Höhe von 4,2 Metern freilegen, die oberen Partien sind
jedoch noch im Steinschutt verborgen, so dass die Mauer an einigen
Stellen wahrscheinlich noch sechs oder sieben Meter hoch senkrecht
steht. Das ist für den gesamten Raum nördlich der Alpen
einzigartig“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Dirk Krausse.
Die bisherigen Forschungen zeigen, dass die Alte Burg in der frühkeltischen
Zeit wahrscheinlich nicht nur unter fortifikatorischen Gesichtspunkten
heraussticht, sondern auch eine sehr bedeutende Anlage mit Kultplatzfunktion
dargestellt haben dürfte. Zur Klärung der Beziehungen
zur Heuneburg, zu der in der Eisenzeit mit großer Wahrscheinlichkeit
Sichtverbindung bestand, bedarf es in den nächsten Jahren
jedoch noch weiterer intensiver Forschungen. Die Ausgrabungen an
der Alte Burg werden im Frühjahr 2015 fortgesetzt. |