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Kloster Hirsau

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27.7.15

Wer war der heilige Aurelius? Spuren in Kloster Hirsau

Zum Tag des Heiligen am 27. Juli

(ssg) Aurelius – so heißt der Patron der ältesten Teile von Kloster Hirsau. Der Heilige hat seinen Festtag am 27. Juli. Wer war er und warum gab es mitten im Schwarzwald ein Aureliuskloster, von dem heute noch mächtige Ruinen zeugen – und eine Aureliuskirche?

Wer war der heilige Aurelius?
Viel von diesem geheimnisvollen Heiligen weiß man nicht; das liegt daran, dass er in der Zeit des frühen Christentums lebte und dass seine Verehrung lokal begrenzt blieb – und er sogar immer wieder in Vergessenheit geriet. Vermutlich wurde der spätere Bischof Aurelius um 400 in Armenien geboren – so schreiben jedenfalls die Mönche der Reichenau schon im 9. Jahrhundert. Sie berichten auch, dass seine Geschichte mit den theologischen Verwerfungen in der noch jungen christlichen Kirche eng verbunden gewesen sein soll. Nach ihrer Erzählung nahm er den Bischof von Mailand bei sich in Armenien auf. Der Geistliche hatte vor den Arianern fliehen müssen, einer Strömung, die zu zentralen christlichen Fragen wehrhaft eine andere Meinung vertrat. Warum der Fluchtweg des Bischofs von Mailand nach Armenien führte – das mag ein erstes Zeichen einer göttlichen Fügung gewesen sein. Als der Bischof gestorben war, begleitete Aurelius seine Gebeine zurück nach Italien und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 475 in Mailand. Dargestellt ist Aurelius auf den mittelalterlichen Bildern aus Kloster Hirsau immer mit hoher Mitra als Bischof. Wie aber kam der armenische Bischof in den Schwarzwald?

Stifterbild mit heiligem Aurelius. 15. Jh. Foto: ssg
Stifterbild mit heiligem Aurelius. 15. Jh. Foto: ssg

Klosterruine Hirsau, Kreuzgangflügel mit MarienkapelleHirsau – Zentrum des Mittelalters
Um das Jahr 830 brachte der Bischof von Vercelli in Oberitalien die Gebeine des nun schon heiligen Aurelius nach Hirsau. Er tat das, weil er eigentlich ein Adelsspross aus dem Schwarzwald war, getauft auf den Namen Noting. Zuerst wurden die Aurelius-Reliquien in einer älteren Kirche St. Nazarius verwahrt, bald aber schon entstanden eine neue Kirche und ein erstes Aureliuskloster. Das Kloster blühte auf, insbesondere unter der Leitung des bedeutenden Abtes Wilhelm im 11. Jahrhundert. Damals wurde ein größeres Kloster auf der anderen Flussseite errichtet; geweiht war der neue Komplex den Aposteln Peter und Paul. Zunehmend geriet der frühchristliche Heilige Aurelius jetzt in Vergessenheit! Erst im 15. Jahrhundert entdeckte man ihn wieder. 1498 wurden sogar seine Gebeine ins neue Kloster überführt. Als Hirsau wie alle Klöster in Württemberg in der Reformation aufgelöst wurde, traten die sterblichen Reste des Aurelius eine Odyssee an, bis sie schließlich ins Kloster Zwiefalten gelangten. Dort begann Aurelius eine zweite Karriere: Er wurde im barocken Volksglauben als Helfer gegen Kopfleiden verehrt.

Bild: Kreuzgangflügel mit Marienkapelle

Untergang und Erneuerung
Kloster Hirsau schließlich wurde zur Ruine, als im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1692 Truppen des französischen Generals Mélac das riesige Gelände verwüsteten. Von der einstigen Macht und Größe des Klosters künden heute noch die Ruinen. Doch gerade die Keimzelle des Klosters, die Aureliuskirche, hat sich erhalten. 1956 wurde sie restauriert. Und auch der über Generationen fast vergessene Aurelius ist wieder da: Ein Teil der Reliquien des Heiligen kam aus Zwiefalten zurück nach Hirsau. Der bekannte Bildhauer Otto Herbert Hajek gestaltete den Schrein für die zurückgeholten Reliquien und die östliche Abschlusswand in der Aureliuskirche.

Klostererlebnis an vielen historischen Orten
Heute betreuen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg das Kloster. Führungen und Veranstaltungen helfen verstehen, wie man vor Jahrhunderten in einem Kloster lebte, arbeitete und betete – auch in Kloster Hirsau. Zum ersten Mal wird in diesem Jahr der „Erlebnistag im Kloster“ stattfinden: Am 11. Oktober laden viele einstige Klöster in ganz Baden-Württemberg zu einem Tag, an dem bei Führungen und Aktionen ein Gefühl für das Leben im Kloster in vergangenen Zeiten vermittelt werden soll. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wenden sich mit dieser neuen Programmidee insbesondere an Familien und Kinder. Die mächtigen Ruinen von Kloster Hirsau werden dabei ein wichtiger Schauplatz der Veranstaltungen sein.

 
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