27.10.14
Fortgang der archäologischen Untersuchungen im Stuttgarter
Schlossgarten
Experten des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium
Stuttgart konzentrieren sich auf römische und frühalamannische
Siedlungsspuren |
Deutsche Bahn gewährt Zeit für die Untersuchungen und
unterstützt bei der Bergung der Funde (rps)
Die seit Anfang September im Baufeld 16 der Baumaßnahme
für den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof laufenden archäologischen
Untersuchungen des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium
Stuttgart dauern an. Derzeit konzentriert sich das zehnköpfige
Expertenteam auf die dort angetroffenen römischen und frühalamannischen
Siedlungsspuren. Die Fundstelle ist ausgedehnter als ursprünglich
angenommen. Es sind daher weitere Untersuchungen und Dokumentationen
für die Wissenschaft möglich und erforderlich.
Anhand der Kleinfunde, vor allem der Keramik, konkretisiert
sich die Datierung des römischen Gutshofs auf das 2. und
3. Jahrhundert nach Christus. Bauzeitraum und -abfolge der beiden
gefundenen Ziegelbrennöfen und des Töpferofens lassen
sich anhand der stratigraphischen Überlagerung näher
eingrenzen. Das Areal wurde in römischer Zeit intensiv gewerblich
genutzt: Eingebettet in starke Schwemmschich-ten wurden in den
vergangenen Wochen mehrere ziegelgefasste Kanalleitungen festgestellt.
Sie dürften dazu gedient haben, Oberflächenwasser aus
dem an-grenzenden Hofareal in den Nesenbach abzuleiten und so
den Baugrund der Öfen trocken zu halten.
Im Baufeld 16 wie auch in der nördlich benachbarten Baufläche
des Dükers an der Cannstatter Straße stieß das
Team des Landesamtes für Denkmalpflege auf weitere Zeugnisse
der hier in nachrömischer Zeit existierenden germanischen
Siedlung. Hervorzuheben sind insbesondere Baustrukturen von Holzhäusern,
teilweise mit erhaltenen Pfostenstellungen aus gespaltenen Eichenstämmen.
Mit Hilfe dendrochronologischer Untersuchungen dieser Holzfunde
wird es möglich sein, die Errichtung der Gebäude jahrgenau
zu datieren. Siedlungen aus der Zeit der alamannischen Landnahme
im 3. und 4. Jahrhundert nach Christus sind in Baden-Württemberg
außerordentlich selten und von überregionaler wissenschaftlicher
Bedeutung.
Die archäologischen Untersuchungen in den Baufeldern 16
und 18 (hier wurden Steinplatten eines Kanals und weitere Strukturen
einer frühneuzeitlichen Gartenanlage freigelegt) werden
fortgesetzt. Die laufenden Arbeiten der Bahn zur Herstellung
eines Baugrubenverbaus für den Trog des neuen Hauptbahnhofs
werden durch die Fortsetzung der Untersuchungen nicht weiter
beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn gibt den Experten des
Landesamtes für Denkmalpflege die notwendige Zeit für
die Untersuchungen und unterstützt nach Möglichkeit
bei der Bergung der Funde. |