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29.8.14

Pfalz-Tour 2014: Was bleibt?

Den kulturellen Reichtum des pfälzischen Landes in seiner Gesamtheit zu erfahren, war das Ziel der Reise. Insofern ist sie eine logische Fortsetzung der 2011 unternommenen Tour in die Oberpfalz.

Grundlage der Betrachtung ist die Tatsache, dass es auf der einen Seite die "Kurpfalz" gibt, die ihr Selbstgefühl aus dem Selbstbehauptungswillen des 19. Jahrhunderts gegenüber dem badischen Staat zog, und für die die "Pfalz" das fremde Land jenseits des Rheins ist. Familäre Bande, das war nie ein Problem zwischen hüben und drüben, und, ja, man hatte irgendwann einmal in ferner Vorzeit etwas miteinander zu tun. Aber die Pfalz war Ausland, IST Ausland.

Die Metropolregion versucht einen Brückenschlag, kann dabei naturgemäß nicht allzu sehr ausufern. Immerhin ist eine Art von Organisation gefunden, in der Bad Bergzabern und Mosbach an einem Tisch sitzen. Nur: Sehnsucht, auf der Basis gemeinsamer Geschichte die Gegenwart mit Leben und mit Zukunftsvisionen zu füllen, diese Sehnsucht gibt es nicht.

Dafür war aber auch in der Vergangenheit das "Wir sind Pfalz"-Gefühl zu schwach ausgeprägt. Es gab die Kurpfalz, es gab Pfalz-Simmern, Pfalz-Zweibrücken, es gab die Oberpfalz mit einer noch einmal anderen Geschichte. Es gab fast zwanzig einzelne Identitäten.

Einen neuen Ansatz versuchte die Metropolregion, versuchten die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen mit dem Wittelbacherjahr 2013, mit dem Ausstellungsprojekt der Wittelsbacher, an dem die drei Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen mitwirkten. Es gab eine Broschüre über Wittelsbacher Stätten in der Region. Mancherorts hängen noch die Fahnen - gesehen wurden sie beispielsweise auf Burg Pfalzgrafenstein und vor der Schlosskirche in Meisenheim. Aber dass das Führungsblatt für die Burg Pfalzgrafenstein tatsächlich die Kurpfalz, Herrin der Burg über fünf Jahrhunderte, mit keinem einzigen Wort erwähnt, das hat betroffen gemacht.

Dass die Kurpfalz nie groß und nie mächtig war, ist bekannt. Die Kurpfalz war niemals ausreichende Machtbasis für Königs- oder Kaiserträume jedweder Art. Aber dass sie größer war als das Städtedreieck Mannheim - Heidelberg - Weinheim, größer als die Metropolregion zwischen Bad Bergzabern und Osterburken, dieses Bewusstsein muss noch geschaffen werden. Kurpfalz, das ist ein historischer Rahmen von der Mosel bis zum Bayerischen Wald (mit den üblichen Unternrechungen, versteht sich). Dieser Rahmen ist auf sehr vielfältige Art und Weise überlagert von anderen Identitäten, von anderer Geschichte und kann nie mehr als ein Rahmen unter anderen sein. Aber diesen Rahmen heraus zu arbeiten, heraus zu stellen, zu betonen, das ist ein Ziel, das sich lohnt.

Jeder der Pfalzgrafen, jeder der pfälzischen Fürsten, hatte zu allen Zeiten die kleine Hoffnung, dass - noblesse oblige - der Vetter in Dingsda vom Teufel geholt wird oder einfach ohne Erben stirbt und dass das ganze Erbe eines Tages wie aus einer Wundertüte vor einen hin geleert würde. Letztendlich hat einer es geschafft, diesen Jahrhunderttraum zu erfüllen. Das aber ist etwas, was alle Pfalzgrafen miteinander verbindet.

Die Pfalz ist ein reiches Land, und ein Blick hinein in diesen Reichtum - oder das was dasvon übrig ist - hilft, sich das vorzustellen, was im Zentrum des Landes, in Heidelberg, verloren gegangen ist. Wenn man die großartigen Grabdenkmäler in Meisenheim und Simmern sieht, die letztendlich doch "nur" Grabdenkmäler von Seitenlinien sind, dann kann man ahnen, welcher unbeschreibiche Aufwand in Heidelberg, der Residenz der Hauptlinie, getrieben wurde und welche Pracht hier die Jahrhunderte nicht überlebt hat.

Kurpfalz? Pfalz? Vieles von dem, was Pfalzgrafen besaßen, gehörte nie zur Kurpfalz, und war doch pfälzisch. Und "Pfalz" ist durch die Geschichte des 19. Jahrhunderts belegt. Nennen wir es "Pfalzgrafschaften" und nehmen wir die historische Dimension als einen Baustein - als einen von vielen wichtigen Bausteinen - in der Geschichte des kulturellen Erbes an.

 
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