11.2.14
Erhöhter Schutz für den römischen Tempelbezirk
am „Brandsteig“ bei Aichhalden-Rötenberg
Eintrag als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung
in das Denkmalbuch
(rpfr)
Das Regierungspräsidium Freiburg hat den römischen Tempelbezirk „Brandsteig“ bei
Aichhalden-Rötenberg als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung
in das Denkmalbuch des Landes Baden-Württemberg eingetragen.
Damit genießt das Denkmal einen erhöhten Schutz. Es
soll so vor weiteren Zerstörungen – beispielsweise auch
durch Raubgräber und Sondengänger - bewahrt werden. Zusätzlich
ist noch vorgesehen, die Fundstätte durch das Landratsamt
Rottweil als Grabungsschutzgebiet auszuweisen.
Die Anlage wurde nach bisheriger Auffassung lediglich für
eine römische Straßenstation gehalten. Diese Einschätzung
habe sich nach Untersuchungen im Rahmen der Neuinventarisation
der Bodendenkmale im Landkreis Rottweil durch das Regierungspräsidium
als falsch erwiesen, berichtet Dr. Ute Seidel. Die Archäologin
aus Freiburg hat zusammen mit Dr. Harald von der Osten-Woldenburg
vom Stuttgarter Landesamt für Denkmalpflege zu Beginn des
vergangenen Jahres die Anlage eingehend untersucht. Die Georadarmessungen
haben dabei erstaunliche Ergebnisse ans Tageslicht gebracht. „Es
hat sich herausgestellt, dass die vermeintliche, im römischen „mansio“ genannte,
Straßenstation ein ummauerter Tempelbezirk mit mindestens
sieben Tempeln mit Säulen ist, die verschiedenen Bauphasen
angehören. Tempelbezirke mit vergleichbaren Grundrissen sind
im Trierer Land und in der Schweiz bekannt. Die Anlage ist einer
der ausgedehntesten Tempelbezirke in Süddeutschland“,
so Dr. Seidel weiter.
Informationen zum Tempelbezirk:
Der Platz gehört zu den am frühesten erkannten römischen
Fundstellen in Baden-Württemberg überhaupt. Bereits 1770
wurden hier Mauerreste entdeckt, als ein römisches Gewölbe
einbrach. Das entstandene Loch wurde damals eingezäunt, damit
das Vieh nicht hineinfiel. Der bedeutende Historiker, Friedrich
August Köhler (1768-1844), Pfarrer in Markschalkenzimmern,
erkannte als erster, dass sich hier römische Gebäude
befanden.
In der Folge wurde die Fundstelle durch die ansässige
Bevölkerung auf Baumaterial und Altmetall ausgebeutet. Zugleich
fanden im 19. Jh. auch erste wissenschaftliche Ausgrabungen zur
Erforschung des Platzes statt. Unter diesen sind die Untersuchungen
eines 1841/42 eigens zu diesem Zweck gegründeten „Alterthumsvereins“ hervorzuheben.
Zu seinen Gründungsmitgliedern gehörten u.a. Wilhelm
Brandecker, Gründer des „Schwarzwälder Boten“ oder
Salinenverwalter von Alberti, der bereits Grabung in Rottweil vorgenommen
hatte. Diesem Verein aus Laien gelang bereits der Nachweis eines
gallo-römischen Umgangstempels.
Trotz wissenschaftlicher Anerkennung
aus Trier und Karlsruhe setzte sich in der Fachwelt allerdings
die Auffassung durch, dass am „Brandsteig“ der Prototyp
einer „mansio“, d.h. einer römischen Straßenstation
liege, mit der eine nach 74 n. Chr. unter Vespasian ausgebaute
Verbindung von Straßburg (Argentorate) aus dem Kinzigtal
heraus nach Rottweil (Arae Flaviae) kontrolliert wurde. Tatsächlich
liegt der Platz an einer kleinen Passsituation am Aufstieg aus
dem Kinzigtal an den oberen Neckar und verfügt bis heute über
eine Quelle mit hoher Schüttung. Auffallend ist, dass am Ort
des Tempelbezirks bis zur Reformation eine Wallfahrtskapelle „Zum
Heiligen Kreuz“ stand. |