28.2.13
Grabkapelle auf dem Württemberg öffnet ihre Tore am
1. März
Jahresprogramm erinnert an die „russische Königin“
(ssg) Am 1. März ist es wieder so weit: Dann öffnet
die Grabkapelle auf dem Württemberg ihre Tore nach der Winterpause.
Der Aussichtspunkt über dem Neckartal blickt auf eine bemerkenswerte
Geschichte voller Romantik. Nicht zuletzt deswegen ist der Württemberg
einer der beliebtesten Ausflugsorte in der Region – für
Stuttgarter wie für ihre Gäste.
Bauherr der weithin sichtbaren
Kapelle war König Wilhelm I. von Württemberg. Er errichtete
hier ein Mausoleum für seine jung verstorbene Frau Katharina.
Die Grabkapelle für die Zarentochter ist bis heute eine russisch-orthodoxe
Kirche. Die Staatlichen Schlösser und Gärten starten
damit in ein Jahr, in dem daran erinnert wird, dass 1613, vor 400
Jahren, die Romanows den russischen Zarenthron übernahmen.
Zum Start in die Saison gaben die Staatlichen Schlösser und
Gärten einen Überblick über die Besucherentwicklung.
Frank Krawczyk, Leiter der Kommunikation der Staatlichen Schlösser
und Gärten, erklärte , dass die Grabkapelle 2012 einen
leichten Besucherrückgang zu verzeichnen habe: 28.399 zahlende
Gäste gegenüber 30.259 im Jahr 2011. Das Minus von 6,1
% hört sich nach mehr an als es ist, ergänzte Doris Grau,
die langjährige Verwalterin der Grabkapelle: „Von jeher
sind 30.000 Besucher für uns eine Schallgrenze.“ Das
Frühjahr war 2012 lange zu kalt und auch beim Saisonabschluss
am 1. November war das Wetter schlecht. „Bei schönem
Wetter hatten wir am 1. November auch schon 1.000 Besucher“,
rechnet Grau vor und vergleicht mit 2012: Da fanden gerade mal
177 Ausflügler den Weg in das Mausoleum. Sehr zufrieden zeigen
sich die Staatlichen Schlösser und Gärten mit der Auslastung
bei den Gruppenbuchungen und den Sonderführungen. Ob die Familienführung
mit der „Kirchenmaus Amalie“, ob Rundgänge mit
Rotenberger Wein, bei Sonnenuntergang vor oder mit Gesang in der
besonderen Akustik des Kuppelbaus: Die Termine seien durchweg ausgebucht.
Ähnliche Zahlen weist ein anderes Ausflugsziel am Rand von
Stuttgart auf: das Lustschloss Solitude, ebenso von der Witterung
abhängig wie die Grabkapelle. Hier kamen 2012 insgesamt 33.443
zahlende Gäste, gegenüber 2011 mit 34.511 ebenfalls eine
kleine Negativschwankung von 3,1 %. Insgesamt haben im vergangenen
Jahr 3.6 Millionen Menschen die Schlösser, Klöster und
Gärten des Landes besucht. Frank Krawczyk wies auf dem Württemberg
daraufhin, dass damit die Staatlichen Schlösser und Gärten
als größte Institution im baden-württembergischen
Kulturtourismus die Besucherzahlen auf einem guten Niveau konsolidieren
konnten. Nach Einschätzung der Fachleute der Staatlichen Schlösser
und Gärten bewegt sich der leichte Rückgang um 3,2 %
im Rahmen von normalen Schwankungen des Besucheraufkommens, wie
es der wetterabhängige Saisonbetrieb vieler historischer Schlösser
und Gärten mit sich bringt.
Die Geschichte der Grabkapelle ist ein besonderes Zeugnis der
deutsch-russischen Beziehungen. Die russische Zarentochter Katharina
aus der Romanow-Dynastie hatte am Anfang des 19. Jahrhunderts die
Herzen der Württemberger erobert, auch durch ihr Engagement
für soziale Projekte in einer Zeit der Not. Der plötzliche
Tod der jungen Frau erschütterte die Menschen – nicht
nur ihren königlichen Ehemann Wilhelm I., sondern viele normale
Württemberger. Dass der König ihr Grabmal auf dem Württemberg
mit der Inschrift „Und die Liebe höret nimmer auf“ in
großen Lettern schmücken ließ, machte das Mausoleum
zum romantischen Denkmal einer Liebe und ist sicher bis heute ein
Grund für die anhaltende Faszination für den Ort.
Führungsprogramm 2013 „Der Glamour und die Exotik
dieser russisch-deutschen Beziehung machen immer schon den besonderen
Reiz des Führungsprogramms auf dem Württemberg aus“,
sagt Frank Krawczyk. 2013 steht eine Führung auf dem Programm,
in der es um die „Erinnerung an die russische Königin“ geht
und um die Grabkapelle als russisch-orthodoxe Kirche. Weiterhin
im Veranstaltungskalender der Grabkapelle finden sich bewährte
Publikumslieblinge, etwa der Rundgang „Vom Priesterhaus bis
in die Kuppel“, eine Abendführung mit einem Glas Wein
zum Abschluss. Beliebt sind abendliche Führungen mit Gesang
in der einzigartigen Akustik der Grabkapelle – und die gibt’s
auch morgens um 8 Uhr. Familienführungen mit der „Kirchenmaus
Amalie“ werden oft als individuelle Termine gebucht. Dabei
geht die Kirchenmaus, eine Handpuppe, mit Kindern und ihren erwachsenen
Begleitern auf Entdeckungstour in der Grabkapelle.
Russland und Württemberg
Dass der süddeutsche König
mit einer russischen Prinzessin verheiratet war, das war bei aller
Exotik schon seit dem 18. Jahrhundert nicht unüblich. 1776
hatte die Schwester des späteren Königs Friedrich I.
von Württemberg an den Zarenhof geheiratet. Die Grabkapelle
ist heute das prominenteste Monument, das an die Beziehungen zwischen
Russland und Württemberg erinnert. Darauf wies Dr. Patricia
Peschel hin, die Konservatorin der Staatlichen Schlösser und
Gärten für die Region Neckar. Viele der kostbaren Stücke
der Ausstattung auf dem Württemberg stammten noch aus dem
Privatbesitz der Zarentochter Katharina, so Peschel: Raritäten
russischer Kirchenkunst der Zeit um 1800, die Katharina mit nach
Württemberg gebracht hatte. Auch in anderen Schlössern
des Landes seien bis heute die Spuren dieser besonderen kulturellen
Verbindung zu sehen. In den Schlösser von Ludwigsburg etwa
seien die Geschenke des Zarenhofes bei den Schlossführungen
zu sehen, zum Beispiel ein Porträt des Zaren Paul I., eines
Schwagers des ersten württembergischen Königs.
2013 wird in Russland daran erinnert, dass die Dynastie der Romanow
im Jahr 1613, vor 400 Jahren, den Zarenthron übernahm. Das
Jubiläum wird auch in Stuttgart präsent sein, das mit
der Grabkapelle und der Russischen Kirche zwei markante Orte
aufweist, die aus dieser Tradition stammen. |