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25.4.13

St. Georg auf der Insel Reichenau für den Individualtourismus geschlossen

Schließung von Mai bis September 2013 - Gruppenführungen auf Anmeldung möglich - Maßnahme notwendig zum Schutz eines der bedeutendsten frühmittelalterlichen Kulturdenkmale des Landes

Klosterkirche St. Georg, Reichenau Oberzell(rps) St. Georg auf der Reichenau wird von Mai bis September 2013 für den Individualtourismus geschlossen. In dieser Zeit ist eine Besichtigung der Kirche nur in Gruppen täglich um 12.30 Uhr und um 16.00 Uhr im Rahmen einer rund halbstündigen Führung möglich. Weitere Gruppenanmeldungen werden auf Voranmeldung über das Tourismusbüro auf der Reichenau in eingeschränktem Umfang entgegen genommen. Außerhalb dessen kann man im neu eingerichteten Infozentrum neben der Kirche einen Eindruck von den Wandmalereien im Kircheninneren erhalten. Zudem hat das Landesamt für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart ein mit zahlreichen Erläuterungen und Bildern versehenes Informationsplakat entworfen und herstellen lassen, mit dem vor Ort über die Gründe für die Schließung von St. Georg auf Reichenau für den Individualtourismus informiert und um Verständnis geworben werden soll. Vorbild für diese Form der Besucherlenkung sind italienische und spanische Welterbestätten, die ebenfalls unter einer saisonalen Überlastung durch den Tourismus leiden.

Der Pfarrgemeinderat von Oberzell folgt mit der Schließung dem Rat des Landesamtes für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart. Während Schließungsphase finden in Kooperation mit der Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart umfangreiche Messungen statt. Gleichzeitig dient die Schließung dem Schutz eines von Schimmelbefall bedrohten Kulturdenkmals von besonderer, nationaler Bedeutung. Mit der im Jahr 2000 erfolgten Anerkennung der Insel Reichenau als Welterbe hatte St. Georg mit seinem frühmittelalterlichen Baubestand und seinem einzigartigen, monumentalen Wandmalereizyklus aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts überdies einem ihm ohne Frage gebührenden Platz im Kreise der bedeutendsten Kulturdenkmale der Welt erhalten

Die Erweckung des Lazarus - Wandgemälde in St. Georg, Reichenau. 10. Jahrhundert
Die Erweckung des Lazarus - Wandgemälde in St. Georg, Reichenau. 10. Jahrhundert

Seit den 1980er Jahren wurden die Klimawerte durch die Landesdenkmalpflege erfasst. Eine neue Messkampagne läuft seit Januar 2011. Rund 120 Sonden messen die relative Luftfeuchte innen und außen, das Nahfeldklima, die Oberflächenklimata an den Wandmalereien sowie Luftströme, die sich durch Besucher u. a. ergeben. Die hochmoderne Messtechnik wurde von der Universität Stuttgart (Institut für Werkstoffe im Bauwesen / Materialprüfungsanstalt) entwickelt.

Allgemein ließen die Klimawerte der letzten Jahre erkennen, dass die relative Luftfeuchte in St. Georg zu manchen Zeiten extrem hoch ist. Hohe Luftfeuchtigkeit und die Bildung von Kondensat, vorhandene organische Materialien, hohe Temperaturen und viele andere Parameter hatten zeitweise das Wachstum von Schimmelpilzen auf den Wandmalereien begünstigt. 2003 wurde eine Schimmelabnahme notwendig, parallel ein Klimakonzept mit einer gesteuerten Be- und Entlüftung entwickelt sowie weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des Innenklimas umgesetzt.

Für die Klimamessungen sind nun auch Erkenntnisse über bestimmte Formen der Besucherlenkung erforderlich. Um die Daten, die sich aus einem Jahreszyklus mit Individualtourismus ergeben mit den Daten einer gesteuerten Besucherlenkung vergleichen zu können, müssen auch letztere zunächst erfasst werden.

 
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