17.12.13
Weltweit bedeutende Miniaturbuchsammlung im Gutenberg-
Museum
Durch den Ankauf der Sammlung von Heinz
Müller im August 2012 verfügt
das Gutenberg-Museum über eine der umfangreichsten
Miniaturbuchsammlungen.
(gmm) Hand auf's Herz: Haben Sie nie heimlich während des
Vokabeltests die Wörter, die Sie nicht wussten, in einem Minilexikon
nachgeschlagen? Es ist noch nicht lange her, dass man Kalender,
Reiseführer, Lexika oder Kochrezepte nicht auf einem Mikrochip,
sondern zwischen zwei Buchdeckeln aufbewahrte. Der Datentransport
kann so schnell in körperliche Schwerstarbeit ausarten. Deshalb
bemühte man sich schon früh, Bücher, die einen ständig
begleiteten, handlich und leicht zu gestalten. Mittelalterliche
Gebetsbücher sind dafür ein gutes Beispiel. Auch die
Rokokodamen steckte gerne ein Bändchen mit Liebesgedichten
zwischen Riechsalz und Puder in ihren Pompadour, und die jungen
Herren auf Kavalierstour wussten die Reiseführer im Taschenformat
zu schätzen.
Das Miniaturbuch mit einer maximalen Größe des Buchblocks
von 10 x 10 Zentimetern gehört zu den verführerischsten
Vertretern der Buch- und Druckkunst. Dieser Verführung erlag
der gelernte Schriftsetzer Heinz Müller in zweifacher Hinsicht:
Er brachte selbst Miniaturbücher heraus, vor allem aber sammelte
er Exemplare aus allen Epochen und aus aller Welt. Er gehört
zu den Gründern des einflussreichen „Sammlerkreis Miniaturbuch
e.V. Stuttgart", publizierte als Chefredakteur eine internationale
Fachzeitschrift und prägte die Welt des kleinen Buchs nachhaltig.
Als er 2008 verstarb, hinterließ er eine der bedeutendsten
Miniaturbuch-Sammlungen Europas. Im August 2012 gelang dem Gutenberg-
Museum mit Mitteln der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur,
der Stiftung der Rheinland- Pfalz Bank, der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft
in Mainz e.V., des Fördervereins Gutenberg e.V. und der Stiftung
Moses, diesen Nachlass von der Witwe zu erwerben.
Die Tatsache, dass das Gutenberg-Museum vor diesem Ankauf nur
etwa hundert Miniaturbücher von heterogener Qualität
besaß, erklärt sich unter anderem aus der schwierigen
Marktlage: Ein gezieltes Sammeln ist kaum möglich, da wichtige
Stücke nur selten auf dem Markt verfügbar sind. Umso
glücklicher ist der Umstand zu bewerten, dass sich die Gelegenheit
zu einer solchen Erwerbung ergab Jetzt sind die bibliophilen Kleinode
katalogisiert und damit der Öffentlichkeit zugänglich.
Büchlein in Nussschalen und Münzen, winzige Leporellos
und „dos-à-dos“ (deutsch: Rücken an Rücken)
und Beutelbücher: Sie alle sind nach Voranmeldung in der Grafischen
Sammlung des Gutenberg-Museums einzusehen. Ob sich auch das kleinste
Buch der Welt darunter befindet, ist Definitionssache. Wenn es,
wie von Kennern gefordert, noch benutzbar sein muss, hat das Gutenberg-Museum
gute Chancen. Ansonsten hat das Miniaturbuch auch hier Konkurrenz
von einer Bibel auf einem Nano-Chip.
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