18.4.13
„Abenteuer Leben“ bietet Schlosserlebnis für
die spezifischen Bedürfnisse von Jungen
(ssg) „Abenteuer Leben – Jungen dürfen wieder
Jungen sein“. So lautet der Titel eines neuen Angebotes,
mit dem die Staatlichen Schlösser und Gärten in Ludwigsburg
ganz gezielt auf Bedürfnisse von Buben zwischen acht und zwölf
Jahren eingehen. Jetzt sind die Probeläufe abgeschlossen:
Der „Echtbetrieb“ des neuen pädagogischen Konzepts
startet in den Ludwigsburger Schlössern.
Unterschiedliche Bedürfnisse bei Kindern erkannt
Am Anfang stand eine Erkenntnis: Das Erlebnisangebot für Kinder
in den Schlössern von Ludwigsburg ist zwar mehr als erfolgreich – aber
es wendet sich beispielsweise im beliebten „Kinderreich“ vorwiegend
an die Interessen von Mädchen. Höfisches Verkleiden,
Kreativität und Basteln, Theater und Tanz: Der Bewegungsdrang
vieler Kinder und das Bedürfnis nach Abenteuern, Draußen,
Natur und Gemeinschaft kamen nicht genügend vor. Aus dieser
Einsicht zogen die Staatlichen Schlösser und Gärten die
Konsequenz und starteten ein Pilotprojekt: „Abenteuer Leben“ war
der Arbeitstitel. Für den Anfang entschied man sich dafür,
dass sich das neue Angebot an Buben richten sollte – denn
die sind zumindest statistisch die mit dem stärkeren Hang
zum Toben. So entstand „Jungen dürfen wieder Jungen
sein". Das Team von Schloss Ludwigsburg betrat damit wieder
einmal Neuland, was die Museumspädagogik in den Schlössern
angeht. Seit 2012 fanden Probeläufe statt, um das Angebot
zu optimieren und auch sicher zu machen.
Abenteuer für die Erlebniswelt von 8 - 12jährigen
Was passiert bei diesem neuen Angebot? Eine Jungengruppe im Alter
zwischen acht und zwölf Jahren erlebt ein „Abenteuer“,
einen spannenden Besuch in einer früheren Zeit, bei dem
ihre Aktivitäten gefordert werden. Beispielsweise setzen
sie sich mit den Aufgaben eines Jagdjunkers bei der barocken
Jagd auseinander, üben als höfischer Lakai Fechten,
bearbeiten als Handwerksbursche Leder. Ein entscheidendes Element
dabei: Erwachsene Bezugspersonen fungieren für die Kinder
als Rollenvorbild. Die Gruppe wird von einem männlichen
Anleiter der Staatlichen Schlösser und Gärten geführt,
begleitet wird sie von ehrenamtlichen Betreuern, von Lehrern
und Vätern – durchweg Männer.
Mehrere Probeläufe
mit Schulen, die sich für die Erprobungsphase gemeldet hatten,
zeigten, dass das Konzept in die richtige Richtung weist. Ein
Schwerpunkt des pädagogischen Ansatzes: Mit dem Konzept
von „Abenteuer Leben“ sollen besonders die Jungen
erreicht werden, die in der Schule überdurchschnittlich
oft mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Bei ihnen soll
das Programm Interesse, Konzentration und Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten wecken. Die Zusammensetzung der Schülergruppen
bei den Probeläufen spiegelte die Absicht wider: Zu 80 %
stammten die Schüler aus sozial benachteiligten Familien
oder hatten einen Migrationshintergrund. „Und genau da
hat sich gezeigt, dass das Konzept von „Abenteuer Leben“ funktioniert“,
sagt Hans H. Pöschko, der Betreuer des Abenteuer-Projekts
im Ludwigsburger Schloss. Er hat 2012 die Projektleitung übernommen.
Er ist kein Unbekannter, nicht nur in Ludwigsburg: Hans H. Pöschko
lehrte bis vor wenigen Jahren an der Pädagogischen Hochschule
Ludwigsburg. 2008 erschien unter seiner Herausgeberschaft das
Buch "Die Ermittler von Ludwigsburg", das einen "Blick
hinter die Kulissen der Zentralen Stelle zur Aufklärung
von NS-Verbrechen in Ludwigsburg" ermöglicht. Entwickelt
hat das Konzept für „Abenteuer Leben“ Torsten
Fuchs, Schauspieler, Theaterpädagoge, Clown, Regisseur und
Schlosskenner; er zeichnet auch für die Konkretisierung
des Gesamtkonzeptes mit den Betreuern der Abenteuer-Bausteine
verantwortlich. Bausteine können gebucht werden
Wie wegweisend das Projekt ist, zeigt sich auch daran, dass es
von Anfang an von der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg
der Baden-Württemberg Stiftung gefördert wurde. Nach
den Probeläufen stehen jetzt die Bausteine und können
bei der Schlossverwaltung in Ludwigsburg gebucht werden. „Vorerst
bieten wir das Programm nur für Schulklassen an“,
so Ulrich Krüger, der Leiter der Schlossverwaltung. Es ist
aber geplant, es künftig auch für private Gruppen zu öffnen.
Anmeldungen nimmt ab sofort die Schlossverwaltung Ludwigsburg
entgegen: Tel. 07141-18 20 04.
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