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1.3.13

Datenbank der Fotodokumentation aller jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg online

(rps) Eine langjährige Kooperation von Staatsarchiv Ludwigsburg im Landesarchiv Baden-Württemberg, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart und Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland sowie ein von der Kulturgutstiftung Baden-Württemberg finanziertes Projekt machen es möglich, dass eine Fotodatenbank über die rund 55 000 jüdischen Grabsteine der 145 jüdischen Friedhöfe in Baden-Württemberg nun online gestellt werden kann. Regierungspräsident Johannes Schmalzl und Dr. Peter Müller, Abteilungsleiter Staatsarchiv Ludwigsburg, sowie Dr. Peter Honigmann vom Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland stellten am vergangenen Mittwoch in Ludwigsburg gemeinsam mit Vertretern der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg und Baden diese Quellenedition der besonderen Art vor.

Regierungspräsident Johannes Schmalzl erläuterte, dass alle Friedhöfe mit ihren Grabsteinen Kulturdenkmale im Sinne des Landesdenkmalschutzgesetzes und damit Teil des kulturellen und besonders geschützten Erbes des Landes seien. „Es handelt sich um noch heute wichtige Zeugnisse und oft die letzten noch vorhandenen Sachquellen jüdischen Lebens in den jeweiligen Kommunen in den vergangen Jahrhunderten. Für die Dokumentation und den Erhalt der jüdischen Friedhöfe hat das Land daher rund insgesamt 1,4 Mio. Euro bereitgestellt“, betonte Schmalzl.

Dr. Peter Müller wies darauf hin, dass die Zugänglichmachung der als Archivgut dem Landesarchiv übergebenen Fotodokumentation zu den originären gesetzlichen Aufgaben des Landesarchivs gehört. Dafür das Internet zu nutzen, lag in diesem Fall nahe, da die Angaben über die einzelnen Gräber bereits als Datenbank vorlagen. Das Landesarchiv ist dankbar, dass die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg die Mittel für die Digitalisierung der Fotos und die Verknüpfung der Daten mit den Scans zur Verfügung gestellt und so eine rasche Umsetzung des Projekts möglich gemacht hat. Die jetzt im Internet verfügbare Datenbank stellt nicht nur eine wertvolle Dokumentation über die Friedhöfe als Kulturdenkmals dar, sondern ist auch eine Fundgrube für personen- und familiengeschichtliche Forschungen.

Dr. Peter Honigmann vom Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland erinnerte daran, dass man im Frühjahr 1985 zu einer Zeit, als das Internet in den USA gerade entwickelt wurde und in Europa aber noch niemand auch nur den Namen gehört hatte, in Heidelberg angefangen hatte, jüdische Grabsteine zu fotografieren. Erfreulich sei angesichts der zahlreichen Anfragen auch aus dem Ausland, dass das aus einer Exkursion im Fach Jüdische Kunst entstandene Fotoarchiv mit fast 100.000 Aufnahmen nun digitalisiert und künftig auch im Internet abrufbar sei.

In Baden-Württemberg gibt es 145 jüdische Friedhöfe mit ca. 55.000 Grabsteinen. Alle Friedhöfe mit ihren Grabsteinen sind Kulturdenkmale gem. § 2 Denkmalschutzgesetz. Der Landtag von Baden-Württemberg beschloss am 1. Februar 1989, Maßnahmen für die Dokumentation und den Erhalt jüdischer Friedhöfe zu ergreifen. Mit der Umsetzung wurde das Landesamt für Denkmalpflege betraut. Zwischen 1990 und 2010 waren Judaisten mit der Erstellung der Dokumentationen beauftragt. Die Dokumentationen erfolgten jeweils nach Absprache mit den israelitischen Religionsgemeinschaften in Württemberg und Baden und dem Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland (Heidelberg). Wichtige Grundlage war hierbei die vom Zentralarchiv 1985 und 1992 erstellte Fotodokumentation fast aller Grabsteine. Ziel der Erfassung war die Dokumentation der Grabsteine mit den wichtigsten Angaben zu den dort beerdigten Personen und die Bestimmung der Grabsteine von besonderer kulturhistorischer Bedeutung, die in das Konservierungsprogramm einbezogen wurden. Zahlreiche Grabsteine wurden im Rahmen des Projektes gesichert. Das Projekt wurde vom Land mit 450.000 Euro Zuschüssen und 950.000 Euro Personalkosten unterstützt, insgesamt 1,4 Mio. Euro.

Die Dokumentationen waren seither eine wichtige Grundlage für zahlreiche Publikationen zu jüdischen Friedhöfen in Baden-Württemberg und dienten auch ehrenamtlich Engagierten als Grundlage für Friedhofsführungen. Seit 2011 befindet sich die gesamte Dokumentation im Staatsarchiv Ludwigsburg. Im Zuge eines von der Kulturgutstiftung Baden-Württemberg finanzierten Projekts wurde diese wertvolle Überlieferung 2011 im Staatsarchiv Ludwigsburg für die Online-Nutzung erschlossen. Hierfür wurde der gesamte Fotobestand eingescannt und mit den zur Verfügung gestellten Datenbankinhalten verknüpft und so für weitere Forschungen weltweit über Internet abrufbar.

 
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