8.11.13
Feldberg-Gutachten fordert massiven Ausbau des Nahverkehrs und
limitierte Parkmöglichkeiten
Ergebnisse aus intensivem Dialog mit Gästen, Bürgerinnen
und Bürgern, Dienstleistern und Behörden
(rpf) Professor Dr. Ralf Roth vom Institut für
Natursport und Ökologie
der Sporthochschule Köln legte dem Runden Tisch Feldberg
das Gutachten zur nachhaltigen Entwicklung der Sporttourismus-Destination
Feldberg vor. Neben einer umfassenden Bestandsanalyse war
eine groß angelegte Umfrage bei Bürgerinnen und Bürgern,
Gästen und Dienstleistern sowie ein schrittweiser Dialog mit
Experten und Verwaltungen Grundlage der Studie. Im Rahmenplan für
eine nachhaltige Entwicklung beschreibt er nun konkrete Maßnahmenvorschläge
zum qualitativen Ausbau der Infrastruktur und der touristischen
Angebote.
Er legt eine gebietsverträgliche Deckelung der Besucherkapazität
fest, ohne die Gesamtkapazität an Spitzentagen zu erhöhen.
Ziel ist, den Anteil an klimafreundlicher Anreise auf über
35 Prozent zu erhöhen. Zusätzlich soll ein Park & Ride-System
für Spitzentage geschaffen werden. Für den motorisierten
Individualverkehr soll das Parken am Feldberg auf ein Parkhaus
und deutlich weniger Stellplätze entlang der Bundesstraße
eingeschränkt und das verkehrswidrige Parken unterbunden werden.
Die Unternehmen im Liftverbund sollen sich der Nachhaltigkeit und
Innovation verpflichten und dafür einen effizienten Organisationsrahmen
schaffen. Mit einer Projektoffensive „Aktivurlaub“ soll
laut Gutachter Roth die Attraktivität der Tourismus-Destination
Feldberg für Qualitätsangebote nicht nur im Wintersport,
sondern auch beim Wandern und Radfahren weiter gestärkt werden.
Damit verbunden ist das Ziel, eine Ganzjahres-Destination für
eine naturnahe Erholung zu etablieren.
Landkreise, betroffene Gemeinden, Behörden und Verbände
haben in den nächsten Wochen Gelegenheit, sich mit dem Gutachten
zu befassen. Ob, wie und welche der vorgeschlagenen Maßnahmen
umgesetzt werden, ist derzeit noch offen.
Die Anreise mit dem öffentlichen Personennahverkehr soll
lt. Gutachten auf 25 % ausgebaut werden. Weitere 10 % der Besucherinnen
und Besucher könne man, so Roth, mit den Linienverkehr ergänzenden
Reisebussen zur Ski-Destination bringen. So könnten künftig
ca. 35 % statt bisher 25 % der Besucher umweltverträglich
auf den Feldberg kommen, an Spitzentagen bei optimaler Ausnutzung
von P+R bis zu 44 %. Durch spürbare Qualitätsverbesserungen
soll das Fahren mit der Bahn, mit Nahverkehrsbussen oder Shuttles
von den Park&Ride-Plätzen attraktiver werden: Niederflurbusse
mit größerem Platzangebot, eine bessere Taktabstimmung,
zusätzliche Angebote bei Bus und Bahn sowie verkehrssichere
Haltestellen. Seilbahnen von Bärental oder Menzenschwand aus
kommen aus wirtschaftlicher und Umweltsicht nicht in Frage.
Das Projektteam um Roth, zum dem auch der Verkehrsexperte Hans-Peter
Faas, TÜV Rheinland Grebner Ruchay Consulting GmbH, gehört,
empfiehlt eine Deckelung des motorisierten Individualverkehrs über
die Steuerung des Parkraumangebots. Hierfür schlägt er
einen Orientierungswert von ca. 2.555 Parkplätzen im Gesamtgebiet
vor, der deutlich unter dem teilweise verkehrswidrig genutzten
Parkraum von derzeit 2.800 PKW an Spitzentagen liegt. Eine maßvolle
Erhöhung des Besucheraufkommens wäre dann nur noch über
eine weitere Steigerung des öffentlichen Nahverkehrs möglich.
Das künftige Parkraumangebot muss das verkehrswidrige Parken
auf der B 317 am Feldberg mit bis zu 1.300 PKW verhindern, auch
weil eine hindernisfrei befahrbare Straße Voraussetzung für
einen funktionsfähigen und attraktiven ÖPNV ist. Roth
schlägt daher das Schaffen von Parkraum am Seebuck in einem
Parkhaus mit 1200 Plätzen - bei gleichzeitigem Rückbau
der dortigen Stellplätze - , und von rund 300 Stellplätzen
entlang der B 317 sowie Park&Ride Stellplätze in Bärental,
in Todtnau und in Titisee vor. Ein Verkehrsleitsystem soll die
Verkehrsströme groß- und kleinräumig steuern und
den Parksuchverkehr minimieren und dabei auch die weiteren Skigebiete
des Liftverbunds einbinden.
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer sieht durch
das Gutachten den Ansatz, erstmals in der Geschichte der Tourismus-Destination
Feldberg alle Infrastruktur-faktoren zu untersuchen, bestätigt: „Das
Votum der Landesregierung für eine derartige Studie war richtig.
Wir haben jetzt eine ausgezeichnete Orientierungs-hilfe, wie der
Feldberg nachhaltig und möglichst ressourcenschonend als eine
der wichtigsten Tourismus-Destinationen des Landes weiter entwickelt
werden kann. Der ÖPNV wird dabei künftig eine wichtige
Rolle einnehmen.“
Landrätin Dorothea Störr-Ritter zeigte sich ebenfalls
sehr zufrieden: „Das vom Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
angestoßene und mit dem größten Anteil finanzierte
Gutachten erfüllt mit seiner Gesamtschau unsere Erwartungen.
Vordringlich zu lösen ist vor allem das Verkehrs- und Parkraumproblem.
Dazu gibt es sehr eindeutige Aussagen. Spannend wird dabei vor
allem die Frage nach der jeweiligen Maßnahmenträgerschaft
und der Finanzierung.“ Im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe wird im Gewann
Bachstück bei Elchesheim-Illingen der dort verlaufende Graben
an zwei Stellen aufgeweitet und vertieft. Damit wird neuer Lebensraum
für europaweit geschützte Amphibien geschaffen. Die Arbeiten
sind Teil des LIFE+-Projekts Rheinauen bei Rastatt, das die Lebensbedingungen
für seltene Tier- und Pflanzenarten im europäischen Natura
2000-Schutzgebiet „Rheinniederung zwischen Wintersdorf und
Karlsruhe“ verbessert.
Bislang bot der Graben im Gewann Bachstück nur wenigen Wasserlebewesen
geeignete Bedingungen, da er sehr häufig trocken fällt.
Durch die Vertiefungen und Aufweitungen werden zwei Gewässer
geschaffen, in denen Amphibien laichen und sich entwickeln können.
Besonders profitieren sollen von diesem Projekt die Gelbbauchunke
und der Laubfrosch. Die Gelbbauchunke ist ein kleiner Froschlurch,
der als Besonderheit eine herzförmige Pupille und einen lebhaft
schwarz-gelb gefleckten Bauch besitzt. Der Laubfrosch ist ein graziler,
grasgrüner Frosch, der durch Haftscheiben an den Zehen hervorragend
klettern kann.
Amphibien brauchen zur Fortpflanzung und Entwicklung warme, stehende
Gewässer. Die Gewässer werden daher so gestaltet, dass
sie gut besonnt sind und flache Ufer haben, so dass sich das Wasser
dort schnell erwärmen kann. Das Einsetzen von Fischen in diese
Gewässer ist übrigens weder erlaubt noch sinnvoll, da
die Amphibiengewässer so angelegt werden, dass sie von Zeit
zu Zeit austrocknen. Sonst besteht die Gefahr, dass sich darin
eine Fischpopulation entwickelt und Laich und Kaulquappen von Fischen
gefressen werden.
Finanziell beteiligt sich an der Umsetzung dieser Maßnahme
neben der Europäischen Union und dem Land Baden-Württemberg
auch die Gemeinde Elchesheim-Illingen. Bei günstiger Witterung
dauern die Arbeiten rund zwei Wochen.
|