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13.2.13

Außergewöhnlicher archäologischer Befund auf Gemarkung Ettenheim

(rpf) Ettenheim hat in diesen Tagen für eine kleine archöologische Sensation gesorgt. Bei Sondierungen im Zuge der westlichen Erweiterung des Wohnbaugebietes „Fürstenfeld West“ stießen die Archäologen des Freiburger Regierungspräsidiums auf zwei gut erhaltene Gräber - eines davon mit Doppelbelegung - aus dem 3. Jahrtausend vor Christus. Anhand der Beigaben konnten die Bestatteten der so genannten „Glockenbecherkultur“ zugeordnet werden, Dr. Jutta Klug - Treppe, zuständige RP-Grabungsleiterin, datiert die Gräber in den Zeitraum 2500 bis 2200 vor Christus. „Mit einem derartigen Fund haben wir dort nicht gerechnet. Zwar kennen wir ähnliche Grablegen innerhalb Europas, auch aus dem Bodenseeraum und im Bereich Kaiserstuhl, aber weiter nördlich gab es in Regierungsbezrik Freiburg bisher nichts Vergleichbares. Dass die Gräber so gut erhalten sind ist auch der tiefen Lage von rd. einem Meter unter der heutigen Oberfläche zu verdanken, was sie über die Jahrtausende durch Störungen aufgrund landwirtschaftlicher Bewirtschaftung geschützt hat.

Die Gräber wurden dokumentiert und die geborgenen Skelette werden von Spezialisten (Anthropologen) der Landesdenkmalpflege genauer untersucht, um Alter, Geschlecht, Herkunft, Ernährungsgewohnheiten etc. bestimmen zu können. Die Beigaben, die man bei einem der in Hockstellung Bestatteten fand lassen darauf schließen, dass er womöglich ein besonders guter Bogenschütze war - unmittelbar neben seinen Unterarmknochen fand man eine Schutzplatte, die mit Riemen an der Unterarminnenseite befestigt wurde, um vor Verletzungen durch die Bogensehne zu schützen, eine Pfeilspitze aus Feuerstein wurde ebenfalls gefunden.

„Der Ettenheimer Raum muss als Siedlungsgebiet schon früher eine besondere Bedeutung gehabt haben, Siedlungsreste von der Bronzezeit bis in das Frühmittelalter, die bereits bei früheren Sondierungen entdeckt und erforscht wurden, belegen das“, so Jutta Klug-Treppe. Beim jüngsten Fund ist man sich nicht sicher, ob es sich um eine isolierte Grablege handelt oder ob es in der Nähe damals auch eine Siedlung gab. Klug-Treppe hofft darauf, dass man bei den weiteren Grabungen und Sondierungen Anhaltspunkte dafür findet.

Für die Stadt Ettenheim sind die archäologischen Sondierungen mit gemischten Gefühlen verbunden, denn der städtische Haushalt muss Geld zuschießen, um die Grabungen und Sondierungen in einem überschaubaren Zeitraum durchzuziehen und dann das Gebiet zur Erschließung freigeben zu können.

Die nördliche Teilfläche soll von April bis 2013 genauer untersucht werden, bei der südlichen Teilfläche hat sich die archäologische Denkmalpflege mit der Stadt darauf verständigt, es großteils bei einer Baggersondierung zu belassen und die flächige Untersuchung parzellenscharf auf 8 Grundstücke zu beschränken. Bei der Baggersondierung werden so genannte Suchschnitte unter Aufsicht von archäologischem Fachpersonal mit der Baumaschine durchgeführt, bei auffälligen Befunden werden die Baggerarbeiten eingestellt und es wird mit Kleingeräten weiter sondiert.

Vergangene Woche haben Grabungsleiterin Jutta Klug-Treppe und Grabungstechniker Diethard Tschocke mit Bürgermeister Bruno Metz Einzelheiten der bisherigen Funde und das weitere Vorgehen erörtert, so dass Metz auch seinen Gemeinderat entsprechend informieren kann. Klug-Treppe bedankte sich bei dieser Gelegenheit ausdrücklich beim Bürgermeister: „Die ideelle und natürlich besonders die finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde helfen uns bei der archäologischen Forschung auf Ettenheimer Gemarkung sehr und ich bin optimistisch, dass sich das für uns im übertragenen Sinn bezahlt macht. Allein die bisherigen Funde sind für uns ungeheuer aufschlussreich und wertvoll“.

„Damit ist der wohl älteste „Ettenheimer“ gefunden worden“ scherzte Bruno Metz, der hinzufügte, dass mit diesem bemerkenswerten Fund etwas Licht in die Frühgeschichte der Stadt und Region kommt. Metz dankte den Mitarbeitern des Regierungspräsidiums für die sehr zügige und konzentrierte Arbeit im geplanten Baugebiet auch bei schwierigen Wetterverhältnissen sowie für die sehr gute Kooperation. Man freue sich in Ettenheim über die bedeutenden Funde und darüber, dass nun eine für beide Seiten akzeptable Vereinbarung zu den weiteren Grabungen und zur Entwicklung des Baugebietes geschlossen werden konnte.

 
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