20.6.13
Lorscher Arzneibuch und Himmelsscheibe von Nebra
sind UNESCO-Dokumentenerbe
Kommunistisches Manifest und Goldene
Bulle ebenfalls im "Gedächtnis
der Menschheit" verzeichnet
Das Lorscher Arzneibuch und die Himmelsscheibe von Nebra sind
in das UNESCO-Register des Dokumentenerbes aufgenommen worden.
Damit folgte heute Generaldirektorin Irina Bokova der Empfehlung
des Internationalen Komitees "Memory of the World", das
vom 18. bis 21. Juni im südkoreanischen Gwangju tagt. Zudem
wurden in das Register zwei Gemeinschaftsnominierungen aufgenommen,
an denen Deutschland beteiligt ist: das Kommunistische Manifest
und der erste Band des Kapitals von Karl Marx als deutsch-niederländischer
Eintrag sowie das Verfassungsdokument "Goldene Bulle" von
1356 als deutsch-österreichischer Eintrag.
Die Himmelsscheibe wurde vor etwa 3.600 Jahren auf dem Mittelberg
bei Nebra in Sachsen-Anhalt vergraben und zeugt von einem außergewöhnlich
großen Verständnis für die Astronomie in einer
schriftlosen Zeit.
Bild: Himmelsscheibe von Nebra. Wikimedia Commons/Dbachmann
"Die Himmelsscheibe ist ein Beleg dafür,
dass die Menschen in der Bronzezeit über exaktes Wissen kosmischer
Zusammenhänge verfügten. Vor ihrer Entdeckung ließen
bisher nur monumentale Errichtungen wie Stonehenge verschlüsselte
Rückschlüsse auf frühes Wissen zu", sagt Professor
Joachim-Felix Leonhard, Vorsitzender des Deutschen Nominierungskomitees "Memory
of the World". Entdeckt wurde die goldverzierte Bronzescheibe
1999 bei einer Raubgrabung. Seit ihrer Sicherstellung ist die 32
cm große Himmelsscheibe im Landesmuseum Halle zu sehen. Das Arzneibuch des Klosters Lorsch entstand um 795 bei Worms während
der Herrschaft Karls des Großen. Es ist ein bedeutendes Zeugnis
der mittelalterlichen Klostermedizin und besteht aus rund 500 zum
Teil antiken Rezepten zur Kräuterheilkunde. "Das Lorscher
Arzneibuch ergänzt die herausragenden medizinischen Handschriften,
die bereits aus Korea, der Türkei, Aserbaidschan, Indien und
China in das Gedächtnis der Menschheit aufgenommen wurden.
Gemeinsam bilden sie ein einzigartiges Ensemble von Zeugnissen
der Heilkunst und des wissenschaftlichen Fortschritts verschiedener
Kulturen dieser Welt", sagt Joachim-Felix Leonhard. Die Verfasser
des Arzneibuchs verteidigten die Heilkunde in der Einleitung nachdrücklich
gegen Kritiker, die das Heilen seinerzeit als Eingriff in die Pläne
Gottes sahen. Das 150 Seiten umfassende Werk befindet sich heute
in der Staatsbibliothek Bamberg.
Die Schriften von Karl Marx wurden in das UNESCO-Dokumentenerbe
aufgenommen, weil diese weltweit einen großen Einfluss auf
soziale Bewegungen hatten. Das Manifest der Kommunistischen Partei
von 1848 und der erste Band des Kapitals von 1867 wurden in fast
allen Sprachen weltweit veröffentlicht. Vom kommunistischen
Manifest exisitiert heute noch eine handschriftliche Seite, die
in einem Amsterdamer Archiv lagert, ebenso die von Karl Marx persönlich
kommentierte Ausgabe des ersten Bands des Kapitals.
Bild rechts: "Goldene Bulle", die mit Gold gesiegelte
Verfassungsurkunde des Heiligen Römischen Reichs von 1356.
Die Goldene
Bulle von 1356 war das wichtigste Verfassungsdokument des Heiligen
Römischen Reiches bis zu dessen Ende im Jahr 1806. Es legte
in lateinischer Sprache das Verfahren der deutschen Königswahl
fest und war auf Initiative des römisch-deutschen Kaisers
Karl IV. entstanden. Alle sieben Originalexemplare befinden sich
in deutschen und österreichischen Archiven. Seit 1992 sichert die UNESCO mit einem globalen digitalen Netzwerk
den Erhalt historisch bedeutsamer Dokumente vor dem Vergessen.
Es umfasst nun 299 Dokumente aus allen Weltregionen. Deutschland
ist im Register jetzt mit 17 Einträgen vertreten, darunter
mit der Gutenberg-Bibel, Beethovens Neunter Symphonie und dem Nibelungenlied.
Die Herkunftsländer verpflichten sich, für die Erhaltung
und Verfügbarkeit des jeweiligen Dokumentenerbes zu sorgen.
Alle zwei Jahre kann jeder UNESCO-Mitgliedstaat zwei Vorschläge
zur Aufnahme in das "Gedächtnis der Menschheit" einreichen.
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