10.5.13
Katechismus-Ausstellung im Heidelberger Schloss
Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz und der französische
König Henri IV. waren Großcousins
Unter den Porträts in der Ausstellung "Macht und Glaube" befindet
sich eine Gruppe, bestehend aus Kuradministrator Johann Casimir,
dem französischen König Henri IV. sowie Wilhelm und Moritz
von Nassau-Oranien. Henri IV. aus dem Haus Bourbon und Wilhelms
von
Oranien dritte Frau Charlotte von Bourbon-Montpensier waren Ausgangspunkt
einer kleinen Recherche, ob die beiden etwas und wieviel sie verwandtschaftlich
miteinander zu tun hatten.
Porträt Charlottes de Bourbon-Montpensier von Daniël
van den Queborn, etwa 1582.
Bild: Wikimedia Commons
Charlotte von Montpensier war zunächst einmal als dritte Gemahlin
des niederländischen Statthalters (und Freiheitshelden) Wilhelm
von Oranien die Mutter sowohl von Louise Juliane (1576 - 1644)
als auch von Elisabeth Flandrica (1577 - 1662). Erstere wurde 1593
die Gemahlin des pfälzischen Kurfürsten Friedrich IV. und Mutter
Friedrichs
V., letztere heiratete 1595 Henri de la Tour d'Auvergne, der aus
seiner ersten Ehe Herzog von Bouillon und Sedan geworden war. Charlotte von Bourbon-Montpensier ist die Tochter des Herzogs
Louis III. von Bourbon-Montpensier und Urenkelin von Jean VIII.
von Bourbon-Vendôme (1428-1477). Dieser wiederum ist in männlicher
Linie in der 6. Generation ein Nachfahre des französischen Königs
Ludwigs des Heiligen und damit ein "Prinz von Geblüt". Jeans VIII.
älterer Sohn François de Bourbon (1470 - 1495) - Bruder
von Charlottes Großvater - hat einen Sohn Charles II. (1489 - 1537),
der nach dem Absterben der
älteren Linie Bourbon gewissermaßen Chef des Hauses wird. Sein
Sohn Antoine (1518 - 1562) heiratet die Erbin von Navarra, Jeanne
d'Albret, ihrer beider Sohn Heinrich wird 1592 als Heinrich IV.
König von Fankreich. Antoines jüngerer Bruder Louis übrigens begründet
das Haus Condé und wird mit seinem Sohn Henri de Bourbon-Condé
einer der wichtigsten Führer der französischen Hugenotten.
Charlotte von Bourbon-Montpensier war übrigens für die geistliche
Laufbahn vorgesehen und wurde Äbtissin. Sie floh aus dem Kloster,
trat zur reformierten Konfession über und kam nach Heidelberg,
wo sie Kurfürst Friedrich III. aufnahm. Hier lernte sie auch ihren
späteren Mann Wilhelm von Oranien kennen, der sie, obwohl sie von
ihrer (katholischen) Familie enterbt wurde, dann auch heiratete.
Für alle, denen das viel zu kompliziert ist: Über Charlotte von
Bourbon-Montpensier, die Frau Wilhelms von Oranien, waren ihr Enkel,
der pfälzische Kurfürst Friedrich IV., und der französische König
Heinrich IV. verschwägerte Cousins 3. Grades. Friedrich V. und
der französische König Ludwig XIII. waren dann Cousins 4. Grades.
Übrigens hat die Bourbon-Vanille nichts damit zu tun. Laut Duden
hat sie ihren Namen von der Île Bourbon, dem Hauptanbaugebiet.
1792, während der Französischen Revolution, wurde sie in Ile de
La Reunion umbenannt. |