23.8.13
Athletenkult in der Antike
DFG-Förderung
für Forschungsprojekt des Mannheimer Althistorikers Prof. Dr. Christian Mann
(unima) Das mit 250.00 Euro geförderte Projekt
schließt eine Forschungslücke in der Geschichte der
hellenistischen Zeit. Schwerpunkt der Arbeit ist die Darstellung
hellenistischer Athleten und die damit zum Ausdruck gebrachten
sozialen, politischen und ethnischen Identitäten.
„Wie du, Fremdling, hier die erzene Entschlossenheit des
Kleitomachos im Bilde erblickst, so sah Hellas seine Kraft“,
eröffnet eine Inschrift aus dem Jahr 218 v. Chr. den Lobgesang
auf den mehrfachen Olympiasieger und Boxer Kleitomachos. Derartige
Siegesepigramme, die Auskunft über den Athleten, seine Siege,
seine Herkunft und seine Popularität geben, sind eine der
Hauptquellen für das Forscherteam um Prof. Christian Mann.
In seinem aktuellen Forschungsprojekt untersucht der Inhaber des
Lehrstuhls für Alte Geschichte an der Universität Mannheim
gemeinsam mit der Juniorprofessorin Sofie Remijsen und dem Historiker
Dr. Sebastian Scharff die Selbstdarstellung von hellenistischen
Athleten. Das Forschungsinteresse umfasst dabei auch die sozialen,
politischen und ethnischen Identitäten, die in den Darstellungen
zum Ausdruck kommen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert
das auf zunächst drei Jahre angelegte Projekt mit 250.000
Euro.
Der hellenistische Sport ist bislang nur unzureichend erforscht,
ihm wurden bisher weder eine Tagung noch wissenschaftliche Bücher
gewidmet. Diese Lücke wird mit dem umfangreichen Forschungsprojekt
nun geschlossen. Die Wissenschaftler tragen Epigramme, Inschriften,
Papyri und literarische Texte aus weit verstreuten Quellen zusammen.
Aus diesen gewinnen sie nicht nur Einblicke in die Biografien einzelner
Sportler, sondern auch in die Sozial- und Politikgeschichte des
Hellenismus. Der Boxer Kleitomachos etwa trat für seine Heimatpolis
an und „schmückte das siebentorige Theben und seinen
Vater Hermokrates“ mit den Siegeskränzen. Andere Kämpfer
nahmen im Auftrag und gefördert von Monarchen an den Spielen
teil. So förderte König Ptolemaios zum Beispiel einen
Gegenspieler von Kleitomachos.
Sozialgeschichtlich interessant ist bei der Auswertung unter anderem,
ob und wie sich die Demokratisierung des Sports durch die öffentliche
Förderung, die es auch mittellosen Athleten möglich machte,
Erfolge zu erringen, auf der Ebene der Selbstdarstellung niederschlug.
Was tritt an die Stelle aristokratischer Überlegenheit, die
bis dahin die Sieger auszeichnete? Auch soll die in den Epigrammen
gezeichnete Beziehung zwischen Athlet und antiker Polis auf zeitliche
wie regionale Unterschiede untersucht werden, was wiederum Rückschlüsse
auf die Entwicklung der hellenistischen Stadtstaaten zulässt.
Gleichzeitig ist zu schauen, wie Monarchen athletische Erfolge
politisch nutzen konnten und wie sich die Eigendefinition der ethnischen
Zugehörigkeit entwickelte. Erste Ergebnisse sollen 2015 auf
einer Tagung vorgestellt werden. Auch eine Veröffentlichung
als Sammelbandbeitrag und Monographie ist geplant.
Prof. Dr. Christian Mann ist seit 2011 Inhaber des Lehrstuhls
für Alte Geschichte an der Universität Mannheim. Seine
Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Antike Demokratie(n)
und ihre Rezeption in der Moderne, Kulturgeschichte des griechischen
und römischen Sports, Kulturtransfer im antiken Mittelmeerraum
und Historische Anthropologie. Im Forschungsbereich der Alten Geschichte
liegt der Fokus besonders auf den Wirkungen der historischen Entwicklungen
auf die Nachwelt, sowie deren gesellschaftliche Einbettung. |