13.12.12
Waldkirch: Bodenradar um St. Margarethen soll Historie
des ehemaligen Klosters erhellen
(rpf) In Waldkirch gibt es derzeit keine Ausgrabungen. Trotzdem
befasst sich die Archäologische Denkmalpflege im Regierungspräsidium
Freiburg intensiv mit der Geschichte der Stadt am Kandel. So wurden
in Zusammenarbeit mit der katholischen Pfarrgemeinde St. Margarethen
daher in diesen Tagen mit Spezialgerät einer Freiburger Firma
Bodenradarmessungen in und um die Margarethenkirche durchgeführt,
um die Baugeschichte des Klosters zerstörungsfrei, also ohne
Grabung, zu erkunden. Erste Ergebnisse werden bis Ende des Jahres
erwartet.
Anstoß bekam diese Untersuchung durch das Jubiläumsjahr
im Jahr 2018, in dem sich die Gründung des Klosters St. Margarethen
zum 1100ten Mal jährt. Die Kirchengemeinde ist daher zusammen
mit der Stadt sehr daran interessiert, dass dann die Geschichte,
eben auch die Baugeschichte, des Klosters fundiert aufbereitet
ist. „Das 918 gegründete Kloster ist ein archäologisches
Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung,“ unterstreicht
Bertram Jenisch von der Archäologischen Denkmalpflege des
Freiburger Regierungspräsidiums auch das Interesse der Fachleute
an einer „vertiefenden“ Untersuchung, denn Lage und
Größe der früheren Kirchen und Klostergebäude
sind bis heute noch weitgehend unbekannt. Jenisch beauftragte daher
die Fa. GGH in Freiburg, den Boden von St. Margarethen und auch
die angrenzenden Freiflächen mit Spezialgerät abzutasten.
Das Gerät kann metertief im Boden Unregelmäßigkeiten
im Schichtenaufbau registrieren und dadurch Hinweise auf z. B.
Mauerreste liefern. „Die Messergebnisse können wir dann
sozusagen in amtliche Katasterkarten „einhängen“ und
auf diese Weise auf bauliche Strukturen im Boden hinweisen“,
so Geologe Christian Hübner, der zusammen mit der Archäologin
Birthe Hemeier vergangene Woche bei winterlicher Witterung in und
um St. Margarethen gemessen hat.
Jenisch hat mit der beauftragten Freiburger Firma ein international
renommiertes Büro verpflichten können: GGH hat sogar
schon Ausgrabungen des berühmten Troja sondiert.
Die Stadt Waldkirch ist immer wieder gut für interessante
archäologische Erkenntnisse und Fragestellungen. Ein spezieller
Sachverhalt konnte ebenfalls mit Hilfe naturwissenschaftlicher
Untersuchungen durch die Denkmalpflege geklärt werden. Ein
durch Hermann Rambach 1986 geborgener Eichenstamm, der seither
im Keller der Schwarzenberg-Turnhalle lagert, stellte sich als
Bestandteil einer wasserbetriebenen Hanfstampfe heraus. In den
vier im Holz eingearbeiteten Vertiefungen wurde Hanf durch vier
von einer Nockenwelle angetriebene Hämmer gebrochen. Das spektakuläre
Ergebnis ist die Altersbestimmung mittels Radiocarbondaten durch
die Universität Erlangen. Sie belegt ein Alter zwischen 1150
und 1250. „Damit ist in Waldkirch einer der derzeit ältesten
bekannten Nachweise der Nockenwelle gelungen“, so Andreas
Haasis-Berner, in Waldkirch lebender Kollege von Bertram Jenisch. |