2.1.2012
Neuburg a.d. Donau:
Kostbares Ziergitter vom Schlossportal kehrt
nach aufwendiger Restaurierung zurück
Dank einer großzügigen
Spende der Gesellschaft "Alte
Residenz Neuburg e.V." kehrte kurz vor Weihnachten ein
kostbares Ziergitter vom Schlossportal frisch restauriert ins
Schloss Neuburg
zurück. Karl Theodor, der seit 1743 als Kurfürst
von der Pfalz das Fürstentum Pfalz-Neuburg regierte, hatte
das prächtige Ziergitter aus getriebenem und feuervergoldetem
Kupferblech gestiftet. Nach seiner Restaurierung wird es nun
im Museumstrakt zum "Fürstentum Pfalz-Neuburg" präsentiert.
Von hier hat der Besucher direkten Blickkontakt zum hofseitigen
Bogen der Tordurchfahrt, wo das Gitter einst angebracht war.
"Das prächtige Ziergitter ist ein bedeutendes Relikt
der Baugeschichte von Schloss Neuburg. Wir freuen uns sehr, dass
es dank der Initiative und großzügigen Unterstützung
durch die Gesellschaft 'Alte Residenz Neuburg' nun im Museum zu
sehen ist", sagte Dr. Brigitte Langer, Museumsreferentin der
Bayerischen Schlösserverwaltung, bei der Präsentation
des neuen Exponats.

Aufwendige Restaurierung
Aufgrund seines schlechten Erhaltungszustands war das Oberlicht-Gitter
seit langem im Depot untergebracht. Voruntersuchungen hatten jedoch
gezeigt, dass unter den Übermalungen, Verschmutzungen und
Korrosionen die originale Feuervergoldung der Oberfläche erhalten
war. Diese kostbare Vergoldung konnte nun vollständig wieder
freigelegt werden, so dass die hohe Qualität der kunsthandwerklichen
Arbeit wieder zur Geltung kommt. Die deformierten Kupferblechteile
wurden wieder in Form gebracht, der mehrfach gebrochene Rahmen
aus Eichenholz stabilisiert.
Pfalz-Bayerische Visitenkarte
Im Zentrum des bogenförmigen Gitters halten zwei Löwen
das Wappen des Kurfürsten. Ursprünglich wohl farbig staffiert,
zeigt dieses von links nach rechts im oberen Rang den Pfälzer
Löwen und die bayerischen Rauten für das Gesamthaus Wittelsbach
sowie die Wappen der niederrheinischen Herzogtümer Jülich
(Löwe), Kleve (Lilienhaspel) und Berg (Löwe); darunter
folgen die Wappen der Grafschaften Moers (Querbalken), Bergen op
Zoom (Andreaskreuze über Dreiberg), Veldenz (Löwe), Mark
(geschachteter Querbalken) und Ravensberg (drei Sparren). Im inneren
Herzschild verweist das Tilgungszeichen "D" (lat. delere)
auf das Hofamt des Erztruchsessen, das die Pfalz 1623 verlor und
erst 1778 mit der Übernahme Bayerns wieder erhielt. Den Wappenschild
umgibt die Ordenskette des hl. Hubertus-Ritterordens als dem höchsten
pfälzischen Orden. Fragmentarisch erhalten, doch in seinen
wesentlichen Teilen ablesbar ist der feine Rokoko-Schmuck, der
das Mittelmotiv umgibt.

Eifrige Förderer
Die Gesellschaft "Alte Residenz Neuburg" hat für
Schloss Neuburg schon zahlreiche wichtige Projekte initiiert und
mit Spenden finanziert. Besonders prominente Unternehmungen waren
unter anderem 2005 der Nachguss des bronzenen Ziergitters aus der
Ottheinrich-Zeit an der stadtseitigen Tordurchfahrt in das Schloss
sowie 1990 die Kopie des Ottheinrich-Brunnens für die Schlossterrasse,
dessen Original in Schloss Berchtesgaden steht.
Kurfürst Karl Theodor und Neuburg
Kurfürst Karl Theodor (1724–1799), seit 1743 auch Herzog
von Pfalz-Neuburg, Jülich und Berg, residierte in Mannheim.
1777 zog er als Kurfürst von der Pfalz und Bayerns nach München.
Die Neuburger Residenz diente bis 1759 seiner Stiefmutter Eleonore
Philippine als Witwensitz. Das Kurfürstenpaar selbst kam erstmals
1752 zu einem längeren Aufenthalt nach Neuburg.
Anlässlich der Vermählung seines Ziehsohns Karl Theodor
mit seiner Enkelin Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach hatte noch
Kurfürst Karl III. Philipp 1742 den Fürstentrakt im Ostflügel
von Schloss Neuburg mit seinen schönen Rokoko-Decken versehen
lassen. Karl Theodor ließ 1747 die Schlossgrotten renovieren
und auch Schloss Grünau instand setzen. Mit Maßnahmen
zur Trockenlegung und Besiedelung des Donaumooses südlich
von Neuburg hat er die Region mitgeprägt, woran noch heute
Ortsnamen wie "Karlskron", "Karlshuld" und "Neuschwetzingen" erinnern.
1795 vermählte sich Karl Theodor in zweiter Ehe mit Maria
Leopoldine von Österreich-Este (1776–1848). Das Landgut
Stepperg bei Neuburg, das sie 1802 als Mustergut erwarb, erinnert
noch heute an diese ungewöhnliche, in zweiter Ehe mit Graf
Ludwig von Arco vermählte Frau.

Das prächtig restaurierte Ziergitter ist im Schlossmuseum
Neuburg zu besichtigen. Öffnungszeiten: täglich außer
Montag von 10.00 bis 16.00 Uhr.
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