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4.1.12

Regierungspräsidium Karlsruhe zieht positive Bilanz für die Naturschutzgebiete im Landkreis Rastatt

Umfangreiche Landschaftspflege- und Renaturierungsarbeiten wurden im Jahr 2011 durch das Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat für Naturschutz und Landschaftspflege, im Landkreis Rastatt durchgeführt. Die Erhaltung der Artenvielfalt und Förderung von Lebensräumen zahlreicher seltener Tier- und Pflanzenarten ist dabei das Ziel der amtlichen Naturschützer.

Dabei arbeitete das Regierungspräsidium sehr eng mit der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Rastatt, ortsansässigen Landwirten, Vereinen und Pflegeunternehmen zusammen. Viele Gemeinden haben die Arbeiten unterstützt. „Wer sich für Lebensräume für die Gelbbauchunke, den Wiesen-Salbei und die Bekassine einsetzt, erhält ein Stück Heimat mit besonnten Gewässern, blütenreichen Wiesen und ausgedehnten Feuchtgebieten“ ist sich der für den Landkreis zuständige Referent Reinhold Treiber sicher. Begeistert von der Artenvielfalt im Landkreis Rastatt ist auch seine Kollegin Kerstin Bach, die die jährlichen Pflegearbeiten in einigen ganz besonderen Gebieten betreut wie den ausgedehnten Heiden bei Stollhofen, den Sandrasen bei Durmersheim und Wiesentälern mit Felsen bei Lautenbach.

Gegenüber dem Vorjahr konnte die Zahl der Projekte gesteigert werden, es wurden insgesamt 50 Pflegemaßnahmen im gesamten Landkreis umgesetzt. Dabei wurden ausgedehnte Röhrichte, Niedermoore und Wiesen wieder hergestellt, beschattende Gehölze an Amphibiengewässern entfernt und Sandrasen frei gelegt. Ziegen- und Schafbeweidungen konnten durchgeführt und große Heiden mit Heidekraut gepflegt werden. Die Arbeiten erfolgten in enger Zusammenarbeit mit den Flächeneigentümern, örtlichen Jagdpächtern und Forstbehörden. Die Gesamtkosten aller Arbeiten beliefen sich auf rund 215.000 Euro, wobei rund die Hälfte der Mittel durch die Europäische Union gestellt wird.

Zu den größten Maßnahmen im Landkreis zählt die Wiederherstellung offener Riedflächen und Gewässer im Naturschutzgebiet Federbachbruch bei Muggensturm. Hier wurden Gebüsche entfernt, um das große Feuchtgebiet für Amphibien und die Smaragdlibelle sowie seltene Vögel wie die Bekassine wieder attraktiver zu gestalten. „Das Niedermoor kann nun auch besser mit Wasser versorgt werden, denn bei hohem Wasserstand fließt ein Teil des Federbachs dann in das Gebiet“, freut sich Biologe Reinhold Treiber.

Im Naturschutzgebiet „Seitel“ bei Elchesheim-Illingen wurden weitere Wiesenflächen wieder hergestellt mit Großem Wiesenknopf als Lebensraum des seltenen Wiesenknopf-Ameisen-Bläulings. In der „Rastatter Rheinaue“ westlich Rastatt sind Schilfriede nun wieder zugänglich für die Rohr-Weihe, im „Rastatter Bruch“ wurden Gräben für die leuchtend blaue Azurjungfer von Gehölzen befreit. Bei Ötigheim wurden im Schutzgebiet Feuchtgebiete für Amphibien renaturiert. Im Fünfheimburger Wald bei Rheinmünster hat der Große Brachvogel nach Pflegemaßnahmen ein freieres Flugfeld.
Im Schutzgebiet „Stollhofener Platte“ wird die größte zusammenhängende Heidefläche in der gesamten Oberrheinebene Baden-Württembergs durch Schafe als vierbeinige Landschaftspfleger und eine gezielte Mahd von Teilflächen erhalten. Der seltene Ginster-Bläuling kommt hier dank dieses Einsatzes erfreulich häufig vor, ist es doch eines der letzten Vorkommen in Baden-Württemberg.
Im Naturschutzgebiet „Lautenfelsen“ bei Gernsbach im Schwarzwald wird ein ehemals stark zugewachsenes Wiesental nun wieder regelmäßig gemäht und bietet einen freien Blick in die Landschaft. In der „Rastatter Rheinaue“ steht mit der Renaturierung eines teils zugeschütteten Altrheinarms und der Schaffung einer Nistinsel für Fluss-Seeschwalben ein großes Projekt am Beginn, das im kommenden Jahr zum Abschluss gebracht werden soll. „Alles bei den Gehölzarbeiten anfallende Astwerk wird als Holzhackschnitzel einer thermischen Verwertung zugeführt und hilft, dass weniger fossile Brennstoffe benötigt werden“, erläutert Treiber.

Ein großes Problem stellen neu eingebürgerte Pflanzenarten dar. „Die aus Nordamerika stammende Späte Traubenkirsche breitet sich in den trockenen Wäldern der Ebene aus und baut dichte Gebüsche auf, die sich ungehindert vermehren“, berichtet Kerstin Bach. Wenn hier nicht eingegriffen wird, werden die lichtliebenden Pflanzen der angrenzenden Sandrasen schnell überwachsen.

Neben den vom Naturschutzreferat direkt durchgeführten Landschaftspflegemaßnahmen unterstützt das Regierungspräsidium auch Landschaftspflegearbeiten der Vereine und Gemeinden im Landkreis. Die Gemeinden und die Vereine erhalten auf Antrag bis zu 70 Prozent der Kosten für die Pflegemaßnahmen als Zuschuss erstattet. Die Anträge können bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Rastatt gestellt werden. In Ötigheim werden so durch den Verein für Umwelt und Landschaftspflege (VUL) Wiesen und das letzte Vorkommen der Grasnelke im Landkreis gepflegt. Die Fischergilde Plittersdorf mäht in der Rastatter Rheinaue wertvolle Pfeifengraswiesen.

„Natur soll Freude machen, erlebt und entdeckt werden,“ beschreibt Treiber eines der Ziele der Arbeit des Regierungspräsidiums. In vielen Gebieten wird deshalb durch Themenpfade und Infotafeln auf die Besonderheiten der Natur aufmerksam gemacht. Das Regierungspräsidium lädt hier zur Naturbeobachtung ein. Zwischen Iffezheim und Sandweier wurde im neuen Naturschutzgebiet „Sandheiden und Dünen“ der Sandglöckchen-Rundweg eingeweiht, bei Muggensturm kann man sich auf die Spuren der verborgenen Vögel im Schilf machen und diese mit einem guten Fernglas im Federbachbruch vom eigens eingerichteten neuen Pfad beobachten. Am Kaltenbronn wird der Troll-Kinderpfad nach wie vor sehr gerne als Ausflugsziel genutzt.

Die Beispiele zeigen, dass durch die Zusammenarbeit vieler Akteure wertvolle Flächen erhalten und entwickelt werden können. Fragen und Anregungen nimmt das Regierungspräsidium, Referat Naturschutz und Landschaftspflege, unter 0721 926-4351 gerne entgegen.

 
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