22.11.12
Gewässerökologische Verbesserung des Knielinger
Sees in Karlsruhe
Regierungspräsidentin Nicolette Kressl: „Mit den geplanten
baulichen Maßnahmen wird im Knielinger See der Lebensraum
für zahlreiche Tiere und Pflanzen deutlich verbessert. An
den zuwendungsfähigen Baukosten in Höhe von rund 4,6
Millionen Euro wird sich das Land Baden-Württemberg mit 2,3
Millionen Euro beteiligen. Das Regierungspräsidium Karlsruhe
wird den Zuwendungsbescheid in den nächsten Tagen ausstellen.“
Der im Nordwesten von Karlsruhe gelegene 820.000 Quadratmeter
große Knielinger See geht auf eine Ausbaggerung einer Altrheinschlinge
zur Kiesgewinnung seit Mitte der 50er Jahre zurück und steht
seit 1980 als Bestandteil des Landschaftsparks Rhein und des Naturschutzgebiets
Burgau unter Naturschutz. Heute stellt der See einen besonderen
Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen sowie für
die „Stille Erholung“ der Karlsruher Bürger dar.
Er weist jedoch seit Jahren erhebliche gewässerökologische
Defizite auf, die unter anderem auf den Nährstoffeintrag durch
den Federbach, Rücklösungen aus dem Sediment sowie auf
den Zustrom von sauerstoffarmen Grundwasser zurückzuführen
sind. Der Federbach fließt auf einer Länge von rund
550 Meter durch den nördlichen Teil des Knielinger Sees.
Die anstehenden geplanten Maßnahmen zur gewässerökologischen
Verbesserung wurden in einem langen Findungs- und Abwägungsprozess
verschiedener Fachleute und Institutionen und einer öffentlichen
Info-Veranstaltung herausgearbeitet. Folgende Maßnahmen sind
geplant:
1. Frischwasserzufuhr (Rheinwasser) aus dem Verbindungsbecken
Rheinhafen über ein Einlaufbauwerk und einen Zulaufgraben.
2. Vermeidung von Nährstoffeinleitungen über den Federbach
durch den Bau des Federbachbypasses und eines Trenndamms.
3. Minimierung des Zustroms sauerstoffarmen Grundwassers durch
das Anheben des Seewasserspiegels mit einem kombinierten Auslaufbauwerk.
Die Arbeiten sollen noch 2012 beginnen und im Jahr 2016 abgeschlossen
werden.
Der Knielinger See sowie die einzelnen für die Gewässerökologie
erforderlichen Bauwerke sind Bestandteil des NSG / LSG Burgau,
des NSG Althrein Maxau sowie der Natura 2000 Gebiete 7015-314 bzw.
441 Rheinniederung Wintersdorf- Karlsruhe und Elchesheim-Karlsruhe.
In der Maßnahmenplanung der Wasserrahmenrichtlinie für
Oberflächengewässer wird die Verbesserung der Nährstoffsituation
im Knielinger See als Maßnahme geführt.
Ziel ist die Wandlung des hypertrophen( Nährstoffgehalt zu
hoch) Sees in ein stabil nährstoffreiches (eutrophes) Gewässer
mit Ausdehnung der sommerlichen oberen Wasserschicht (Epilimnions)
von drei Meter auf fünf bis acht Meter.
Es wird mit folgenden Baumaßnahmen umgesetzt:
Frischwasserzufuhr
Die Frischwasserzufuhr wird durch Anbindung an den Rhein geschaffen. Über
ein Einlaufbauwerk werden aus dem Verbindungsbecken Rheinhafen
zwischen 0,5 bis maximal fünf Kubikmeter Rheinwasser entnommen
und über einen neu zu bauenden Zulaufgraben am Südende
in den Knielinger See geleitet. Die Steuerung des Zuflusses erfolgt
mittels Mess- und Leittechnik.
Vermeidung von Nährstoffeinleitungen
Die Reduzierung des Nährstoffeintrags, insbesondere über
den Federbach, wird durch den Bau des Federbachbypasses erreicht.
An der heutigen Einmündung in den Knielinger See wird hierzu
ein beidseitig überströmbarer Trenndamm errichtet, der
zwischen dem östlichen Seeufer und dem Hochwasserdamm XXVI
verläuft. Somit fließt der Federbach nicht mehr durch
den See, sondern in den Willichgraben und weiter in die Alb.
Minimierung des Zustroms des sauerstoffarmen Grundwassers
Durch das Grundwasser gelangt sauerstoffarmes Wasser in den See.
Damit wird die Situation am Seegrund, zum Beispiel durch Remobillisierungsprozesse,
verschärft. Durch eine Erhöhung des Seewasserspiegels
soll der Grundwasserstrom minimiert werden. Dazu wird am Auslauf
des Sees in den Willichgraben ein kombiniertes Auslaufbauwerk
errichtet. Es besteht aus den Komponenten Wehrschwelle mit anschließender
naturnaher Sohlengleite, einem Verbindungsgewässer als Fischwanderhilfe
und einem Durchlass. Der Durchlass dient dazu, bei länger
andauernden, niedrigen Wasserständen und Trockenfallen der
Fischwanderhilfe die Durchgängigkeit zur Alb über den
Willichgraben für die Fischfauna herzustellen.
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