23.3.12
"Keltenblock" gab Goldschmuck
aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. frei
Die rund 2.600 Jahre alte Grabkammer gehört
zu den spektakulärsten archäologischen Entdeckungen
in Deutschland
"Die Grabkammer einer vor ca. 2.600 Jahren bestatteten
frühkeltischen Fürstin gehört zu den spektakulärsten
archäologischen Entdeckungen in Deutschland", erklärte
Ingo Rust, Staatssekretär im Ministerium für Finanzen
und Wirtschaft, am vergangenen Dienstag bei der Bergung von zwei
Schmuckstücken
in Ludwigsburg. "Aus den zahlreichen Funden vom frühkeltischen
Fürstensitz auf der Heuneburg können wir neue Erkenntnisse über
das Leben und die Sozialstruktur der Kelten gewinnen."
"Die prachtvollsten und wissenschaftlich wertvollen Fundstücke
aus dem Keltenblock sollen der Öffentlichkeit im Rahmen
der großen Keltenausstellung noch in diesem Jahr in Stuttgart
vorgestellt werden", betonte Jürgen Walter, Staatssekretär
im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Die Grabkammer wurde Ende 2010 im Kreis Sigmaringen freigelegt
und als 80 Tonnen schwere Blockbergung nach Ludwigsburg transportiert.
Regierungspräsident Johannes Schmalzl erläuterte, dass
die Grabkammer so seit Anfang 2011 unter Laborbedingungen und
Einsatz modernster Methoden von einem Team von Archäologen,
Restauratoren und Naturwissenschaftlern des Landesamts für
Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart freigelegt
und untersucht wer-den könne. „So sind zahlreiche
einmalige Beigaben zum Vorschein gekommen, darunter bisher allein
25 Schmuckstücke aus Gold“, betonte Schmalzl.
Prof. Dr. Claus Wolf, der Präsident des Landesamts für
Denkmalpflege, stellte gemeinsam mit Landesarchäologen Prof.
Dr. Dirk L. Krauße und Diplom-Restauratorin Nicole Ebinger-Rist
den vorläufigen Höhepunkt dieser Neuentdeckungen vor:
ein erst vor wenigen Tagen freigelegtes Goldobjekt, das bisher
kostbarste Schmuckstück aus dem Prunkgrab und mit einer
Länge von mindestens 30 cm auch das größte. Es
wurde heute (20.3) gleichzeitig mit einem zur Tracht der Keltenfürstin
gehörenden Schmuckstück, eine große Gewandspange
aus purem Gold gehoben und erstmals öffentlich präsentiert.
Die Gold-, aber auch die umfangreichen Bernsteinbeigaben des
Grabes, zeichnen sich durch ihre außergewöhnlich hohe
kunsthandwerkliche Qualität aus und lassen auf intensive
Kontakte der frühkeltischen Elite zu den Etruskern Mittelitaliens
schließen.
Wozu das heute geborgene Schmuckstück diente, ist noch
unklar. Einerseits ist der Neufund bisher einzigartig und ohne
Entsprechung zu anderen Fürstengräber frühkeltischer
Zeit, anderseits weist er große Übereinstimmungen
zu Fundstücken aus dem Grab eines kleinen Mädchens
auf, das nur rund drei Meter neben dem Kammergrab der Fürstin
im selben Grabhügel bestattet wurde. Damit liegt der für
die Keltische Archäologie einmalige wissenschaftliche Nachweis
enger (möglicherweise verwandtschaftlicher) Beziehungen
zwischen zwei Angehörigen der sozialen Oberschicht vor.
Die Heuneburg an der oberen Donau gehört zu den bedeutendsten
archäologischen Fundstätten Mitteleuropas und kann
als älteste frühstädtische Siedlung im gesamten
Raum nördlich der Alpen gelten. Großflächige
Ausgrabungen auf dem Burgberg fanden zwischen 1950 und 1976 statt,
die Vorburg und die Außensiedlung wurden in den letzten
zehn Jahren intensiv im Rahmen von For-schungsgrabungen untersucht.
Die bisherigen Ausgrabungsbefunde lassen kei-nen Zweifel daran,
dass sich hier zwischen 620 und 480 v. Chr. eines der bedeutendsten
Siedlungs-, Wirtschafts- und Machtzentren der älteren Eisenzeit,
ein so genannter frühkeltischer Fürstensitz, befand,
der weitreichende Beziehungen bis nach Etrurien und zu den griechischen
Kolonien unterhielt. Heute gilt die Heuneburg als einer der Entstehungsorte
der keltischen Kunst und Kultur.
Die Heuneburg ist eine der sogenannten Schwerpunktgrabungen.
Seit Jahren werden die laufenden Grabungen aus dem Etat des Ministeriums
für Finanzen und Wirtschaft als oberster Denkmalschutzbehörde
mit mindestens 50.000 Euro jährlich finanziert. Für
den geplanten Schutzbau für das vor einigen Jahren freigelegte
Steintor hat das Land weiterhin einen Betrag von rund 250.000
Euro in Aussicht gestellt. Zusätzlich soll die künftige
Vernetzung des Marketings der Heuneburg mit den Kulturliegenschaften
des Landes unterstützt werden. Für Landesarchäologie
stellt die Landesregierung im Jahr 2012 insgesamt rund 4,5 Millionen
Euro zur Verfügung.
Weitere Informationen unter www.denkmalpflege-bw.de,
www.keltenblock.de und
www.heuneburg.de. |