1.12.12
Symphony of the Names
Namenspaten deportierter Juden stellen aus im Haus der Geschichte
Baden-Württemberg
(hdgbw) - Wer sind die Menschen, die am 1. Dezember 1941 aus
Hohenzollern und Württemberg verschleppt worden sind? Es waren
959 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die ins
Baltikum deportiert und dort fast alle ermordet wurden. Über
150 Menschen haben letztes Jahr Patenschaften für einzelne
der Mordopfer übernommen. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg
lädt am Dienstag, dem 4. Dezember, zum ersten Patentreffen
ein. Besucher sind willkommen. Der Eintritt ist frei.
Über siebzig Jahre ist es her, dass fast tausend Menschen,
deportiert wurden. Wie erinnert man nach all den Jahren an die
erste von insgesamt mehreren Deportationen jüdischer Mitbürger
aus Württemberg und Hohenzollern? Traditionelle Formen des
Erinnern und Gedenkens, meint Kuratorin Cornelia Hecht im Haus
der Geschichte, haben sich im Laufe der Jahre teilweise abgeschliffen
oder werden als nicht mehr zeitgemäß empfunden. “Es
braucht neue Formen des Erinnerns und Gedenkens”, sagt sie.
Das Haus der Geschichte geht mit seinem Erinnerungsprojekt Symphony
of the Names”, einen neuen Weg. In Zusammenarbeit mit dem
Komponisten Florian Käppler hat das Haus die Klanginstallation “Symphonie
of the Names” realisiert. Die Uraufführung im letzten
Dezember fand großes öffentliches Interesse. Für
jeden einzelnen der Deportierten hat Florian Käppler eine
individuelle Namenspartitur komponiert. Diese Partitur befindet
sich in einem schwarzen Kästchen, das erworben werden konnte.
Der Erwerb begründete eine Patenschaft. Die Patenschaft sollte
anregen, dem Schicksal des jeweiligen Verschleppten und Ermordeten
nachzuspüren.
Spontan haben sich 2011 über 150 Paten gefunden. Für
sie nahm das Kästchen einen besonderen Platz in ihrem Lebensumfeld
ein: Manche platzierten das Erinnerungsstück an einem speziellen
Platz in ihrer Wohnung. Andere Patinnen und Paten schrieben ein
Theaterstück über das geschehene Unrecht, recherchierten
in Archiven, erarbeiteten schulische Präsentationen, fuhren
in die ehemaligen Wohnorte der Deportierten, sammelten für
einen Stolperstein, drehten ein Video oder schufen Skulpturen und
künstlerische Installationen.
Am Dienstag, dem 4. Dezember, treffen sich Patinnen und Paten
ab 15 Uhr im Haus der Geschichte. Sie wollen ihre unterschiedlichen
Erfahrungen mit anderen Paten teilen und die Ergebnisse der Öffentlichkeit
vorstellen. Deshalb hoffen sie auf das Interesse vieler Menschen
an dieser neuen und intergenerationellen Form des Erinnerns, die
ebenfalls öffentlich diskutiert werden soll. “Auch dieses
Mal laden wir dazu ein, Patenschaften zu übernehmen und sich
auf diese Weise an diesem Erinnerungsprojekt zu beteiligen”,
sagt Cornelia Hecht.
Dienstag, 4. Dezember 2012
“
Symphony of the Names”. Präsentationen und Diskussionen über
eine neue Form des Erinnerns. 15 - 21 Uhr. Haus der Geschichte
Baden-Württemberg, Konrad-Adenauer-Straße 16, in Stuttgart.
Eintritt frei. Das Programm finden Sie unter: www.hdgbw.de/symphony-of-the-names/
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