19.10.12
Die Bauholzflößerei am Neckar und seinen
Zuflüssen
Vortrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
- Ortskuratorium Neckar-Alb am 25.10.2012 im Regierungspräsidium
Tübingen
Die Flößerei am Oberlauf des Neckars ist in den vergangenen
Jahren in den Focus der bauhistorischen Forschung gerückt.
Hintergrund dafür bildet ein gemeinsames, von der DFG finanziertes
Forschungsprojekt der Universität Tübingen und des Landesamts
für Denkmalpflege, das zwischen 2002 und 2005 durchgeführt
wurde. Ziel der Untersuchungen war die Frage nach der Herkunft
des hölzernen Baumaterials in den zahllosen Fachwerkhäusern
und den Dachwerken und Decken von Massivbauten im Vorland der Schwäbischen
Alb.
Eines der zentralen Ergebnisse des Projekts war die Erkenntnis,
dass beim Bau nicht nur lokale Bauhölzer, sondern auch importierte
Hölzer Verwendung fanden. Diese zeigen eindeutige Spuren ihres
ehemaligen Transports mittels Flößerei, zu der sich
im Albvorland lediglich der Necker und die Zuflüsse Glatt,
Heimbach und Lauter an dessen Oberlauf eigneten.
Die inschriftlich oder archivalisch datierten Bauten, vor allem
aber dendrochronologische Untersuchungen an bislang undatierten
Holzbauten geben zu erkennen, dass der Floßholzimport nicht
zu allen Zeiten dieselbe Rolle spielte, ja lange Zeit überhaupt
nicht oder nur geringfügig Flößerei betrieben wurde.
Zu anderen Zeiten gibt es dagegen Bauten, die ausschließlich
aus geflößtem Holz gefertigt wurden. Es wurde deutlich,
dass jeweils die Herrschaft Impulsgeber für die Einführung
und Intensivierung der Flößerei war. Neben wirtschaftlichen
Interessen wurden auch ganz eigene bauliche Ziele verfolgt. Aufgrund
der zahlreichen absoluten Baudaten lassen sich einige dieser herrschaftlichen
Bauprojekte nunmehr konkret benennen. Sie ermöglichen Aussagen
zur Bauorganisation und -finanzierung, aber auch zur effektiven
Baugeschwindigkeit, die noch heute bei manchem Bauherrn einen gewissen
Neid auslösen dürfte.
Ähnlich wie am oberen Neckar zeigen sich die Befunde auch
an anderen floßbaren Neckarzuflüssen, wie z.B. Enz, Nagold, Murg
und Kinzig, die vor allem wegen des Holzexports nach Holland zu
großer Bekanntheit gelangt sind.
Das Ortskuratorium Neckar-Alb der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
konnte den Bauforscher und Archäologen Herrn Tilmann Marstaller
M.A. als Redner zu diesem Thema gewinnen:
„Die Bauholzflößerei am Neckar und seinen Zuflüssen
– Ursache, Technik und Wirkung"
am Donnerstag, 25. Oktober 2012 um 19:00 Uhr
im Regierungspräsidium Tübingen, Konrad-Adenauer-Str.
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Herr Tilmann Marstaller studierte an der Universität Tübingen
Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
sowie Kunstgeschichte und schloss dort 1999 mit Magister zur Bauforschung
und Archäologie an dem Gebäude Pfäfflinshofstraße
4 in Reutlingen ab. Heute ist er als Bauforscher und Archäologe
tätig und ist z.B. für die Grabungsleitung, Publikation
und museale Präsentation der Ruine Löffelstelz bei Mühlacker
verantwortlich. Seit 2009 ist er außerdem Dozent an der Abteilung
für Archäologie des Mittelalters am Institut für
Ur- und Frühgeschichte der Universität Tübingen. |