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3.2.12

Toto notus in orbe Martialis

Ein Renaissance-Druck für die Badische Landesbibliothek

(blb) Das Staatliche Seminar für Didaktik und Lehrerbildung an Gymnasien in Karlsruhe überlässt der Badischen Landesbibliothek einen kostbaren Frühdruck aus dem Jahr 1518. In Lyon gedruckt wurde die Werkausgabe des römischen Dichters Martial (ca. 40-104 n. Chr.). Prof. Dr. Klaus Teich-mann, Direktor des Studienseminars, und Volker Rabeneck, Lehrbeauftragter für Latein, überrei-chen den Band am Freitag, dem 10. Februar 2012, der Direktorin der Badischen Landesbiblio-thek, Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen, als Geschenk.

Der aus dem spanischen Bilbilis stammende Marcus Valerius Martialis, kurz Martial genannt, machte im Rom der flavischen Kaiser Karriere. Er hinterließ eine Sammlung von 1557 lateinischen Epigrammen, in denen er das Alltagsleben der Römer satirisch ins Bild setzte. Epigramme sind Kurzgedichte, die sich im Sinne einer imaginären „Aufschrift“ auf ein reales Objekt oder eine kon-krete Person beziehen. Martial in seiner Spottlust gilt als ihr erster und eine bedeutende literarische Tradition begründender Vertreter.

Die Renaissance entdeckte Martials Gedichte neu. 1518 druckte Barthélemy Trot in Lyon eine Ausgabe der Epigramme. Lyon war zu dieser Zeit das zweitgrößte Druckerzentrum in Frankreich und eine Hochburg des unautorisierten Nachdrucks. Das vorliegende Buch ist der Nachdruck ei-ner Ausgabe aus der Presse des Venezianers Aldus Manutius, des berühmtesten Verlegers der itali-enischen Renaissance. Dieser machte sich in höchstem Maße um die Verbreitung antiker Texte verdient. Nachhaltig war seine Erfindung der „Aldinen“, Klassiker-Ausgaben im handlichen Ok-tavformat, die in einer neuen Schrifttype, der Antiqua-Kursive, gedruckt wurden. Man kann sagen, dass damit das Taschenbuch für jedermann erfunden war. Große Nachfrage und preisgünstige Herstellung führten dazu, dass die Aldinen sofort in ganz Europa kopiert wurden. Dabei stand we-niger ein gelehrtes als ein kommerzielles Interesse im Vordergrund.

Weltweit sind nur wenige Exemplare dieses Martial-Nachdrucks nachgewiesen, in Deutschland kein zweites. Woher das Karlsruher Exemplar stammt, muss offen bleiben. Der seltene Band wurde in der Bibliothek des Seminars bei der Umstrukturierung gefunden. Das Seminar kooperiert eng mit der Badischen Landesbibliothek bei der aktuellen Literaturversorgung seiner Referendare und weiß sein Fundstück dort in besten Händen.

 
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