3.2.12
Löwenritt und Revolution
Über Ferdinand Freiligrath
(blb)
Können Gedichte die Welt verändern? Hätte er das
nicht erwartet, dann hätte er keine geschrieben. Ferdinand
Freiligrath, 1810 in Detmold geboren und 1876 in Bad Cannstatt
gestorben, ging in die Literaturgeschichte ein als Vertreter der
spätromantischen Löwen- und Wüstenpoesie, als „Trompeter
der Revolution“ von 1848 und als Dichter der Reichseinigung
von 1871.
Detlev Hellfaier M.A., Direktor der Lippischen Landesbibliothek
Detmold, die das literarische Erbe Freiligraths betreut, stellt
den Dichter am 7. Februar in der Badischen Landesbibliothek vor.
Schlagartig berühmt wurde Freiligrath 1838 mit seiner ersten
Sammlung „Gedichte“, die im Klas-sikerverlag Cotta
erschien. Der Erfolg veranlasste ihn, den kaufmännischen Beruf
zu quittieren und sich als freier Schriftsteller am Rhein niederzulassen:
Sein poetisches Wort hatte nun Gewicht im restaurativen Deutschland.
Auch sein politisches. Denn Freiligrath wurde zum führenden
Dichter der 1848er Revolution – wegen seiner Verse des Hochverrats
angeklagt, wagte das Gericht in Düsseldorf nicht, den populären
Mann zu verurteilen. Zwanzig Jahre verbrachte er dann im Exil in
London. Als er 1868 nach Deutschland zurückkehrte, bereitete
ihm sein Publikum überall begeis-terten Empfang. Wenn er in
seiner späten Lyrik die nationale Einigung feierte, so sorgte
er sich doch vor dem drohenden Cäsarismus der Hohenzollern,
und das Deutsche Kaiserreich war nicht die Staatsform, für
die er Haft und Exil in Kauf genommen hatte.
Als poetischer Herold der Republik hat er sein politisches Ziel
nicht erreicht. Aber er hat mit seinen sozialkritischen und revolutionären
Gedichten daran mitgewirkt, dass am Ende seines Lebens De-mokratisierung
im Fortschritt und neoabsolutistische Fürstenmacht im Rückzug
begriffen waren. Er ist nicht müde geworden, Unterdrückung
und Gewalt zu ächten und unerschrocken einzutreten für
menschenwürdiges Leben in Frieden und Freiheit. Gedichte können
die Welt verändern. Die Badische Landesbibliothek zeigt an diesem Abend, was sie
selbst an Freiligrath-Originalen zu bieten hat. Zu sehen sind
ein Brief
an den Freund Levin Schücking von 1839, Ausgaben seiner „Gedichte“,
Illustrationen dazu und die Erstausgaben seiner Revolutionsgedichte.
Zu sehen sind auch Gedichtvertonungen badischer Komponisten wie
Johann Wenzel Kalliwoda, Emil Egon Fürst von Fürstenberg
und Vincenz Lachner.
Dienstag, 7. Februar 2012, 19.30 Uhr
Badische Landesbibliothek
Erbprinzenstraße 15, 76133 Karlsruhe |