5.7.12
Tagungsband "Europäische Kurstädte
und Modebäder des 19. Jahrhunderts" vorgestellt
Internationale Fachtagung im November 2010 in Baden-Baden
zu den Chancen einer Bewerbung für die UNESCO-Welterbeliste
- Präsentation
des neu erschienen Tagungsbandes in Baden-Baden
Mehrere Kurstädte in Europa denken aktuell über einen
Antrag zur Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste nach – seit
einigen Jahren auch Baden-Baden. Die 2010 dort von ICOMOS Deutschland,
dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg im
Regierungspräsidium Stuttgart und der Stadt Baden-Baden ausgerichtete
Fachtagung Europäische Kurstädte und Modebäder des
19. Jahrhunderts war ein erster Impuls für eine gemeinsame
Bewerbung. Mittlerweile ist der Tagungsband mit allen 17 dort gehaltenen
Vorträgen erschienen und wurde vergangene Woche in Baden-Baden
vorgestellt.
Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Wolfgang
Gerstner und einem Grußwort von Prof. Dr. Claus Wolf, Abteilungspräsident
des Landesamts für Denkmalpflege, in Vertretung der kurzfristig
verhinderten Vertreterin des Ministeriums für Finanzen und
Wirtschaft Baden-Württemberg – Oberste Denkmalschutzbehörde
präsentierten Prof. Dr. Michael Petzet, Präsident des
Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS, und Prof. Dr. Claus Wolf
die Neuerscheinung, gefolgt von einem Vortrag von Diplom-Geograph
Volkmar Eidloth vom Landesamt für Denkmalpflege.

Baden-Baden, Kurhaus
Ausgangspunkt für die Frage nach einer Bewerbung ist die
Beobachtung, dass es im 19. Jahrhundert in Europa eine Handvoll
Orte gab, die sich zu Kommunikationszentren für eine internationale
Klientel entwickeln: Adel und Bürger, Industrielle und Künstler,
Gesunde und Kranke suchten diese Orte jährlich für mehrere
Wochen und Monate auf und prägten mit Ihren Ansprüchen
und Interessen das gesellschaftliche Leben: Kurhäuser, Casinos,
Musikpavillons, Grand-Hotels, Villen, Gesellschaftsbäder,
Pferderennbahnen, Sportplätze, Bergbahnen – dies alles
entstand im Wechselverhältnis von Angebot und Nachfrage. Zugang
zu diesen europäischen Kurstädten hatte jeder, der es
sich leisten konnte.
Die 2010 veranstaltete Tagung ging vor diesem Hintergrund weitergehenden
Fragen nach: Was sagen die Kurstädte über die gesellschaftlichen
Verhältnisse und Veränderungen im 19. Jahrhundert aus?
Inwieweit nehmen sie das Europa des 20. Jahrhunderts vorweg? Gibt
es zeitgleich an unterschiedlichen Orten dieselben Phänomene?
Wo liegen die Unterschiede? Gibt es eine typische Physiognomie
der Kurstädte? In welchem Verhältnis stehen immaterielles
und materielles Kulturerbe? In den siebzehn Beiträgen, die
in dem neu erschienenen Band dokumentiert sind, finden sich erste
Antworten auf diese Fragen, die den Schluss zulassen könnten,
dass es sich hier um „Weltbäder“ und damit um
Kandidaten für den Welterbetitel gehandelt habe. |