4.1.11
Meisterwerke antiker Bildhauerkunst in Mainz
Pünktlich zum Start des neuen Jahres ist
die Johannes Gutenberg-Universität Mainz um eine Attraktion
reicher. Künftig können interessierte Bürgerinnen
und Bürgern im Kellergeschoß des Philosophicums in
frisch renovierten Räumen eine in Rheinland-Pfalz nahezu
einmalige Kollektion von qualitativ hervorragenden Abgüssen
berühmter Meisterwerke der griechischen und römischen
Bildhauerkunst näher betrachten. Teile der Parthenon-Skulpturen
sind ebenso zu sehen wie die Venus von Milo oder die berühmte
Platte mit Zeus und Athena vom Pergamonaltar in Berlin.
Blick in den Hauptraum mit dem Fries des Pergamonaltars im Hintergrund
Foto: Angelika Schurzig, Institut für Klassische Archäologie,
Mainz
Ein Teil der Gipsabgüsse stammt bereits aus dem 19. Jahrhundert
und gehörte einst zum Besitz des 1871 ins Leben gerufenen
Vereins für plastische Kunst. Mit dieser Gründung durch
Mainzer Bürger sollte vor dem Hintergrund der damaligen
patriotischen Aufbruchsstimmung vor allem ein Ziel verfolgt werden:
Für künftig zu erwartende Bau- und Denkmalprojekte
sollten hervorragende Beispiele der allseits bewunderten antiken
Plastik vor Ort zu sehen sein, um sie ganz im Sinn der historischen
Kunst der Gründerzeit direkt nachahmen zu können. Rasch
gelang der Erwerb von immerhin 138 antiken sowie gut 100 nachantiken
Werken.
Anfänglich im Kurfürstlichen Schloss untergebracht,
hatte die Sammlung in der Folgezeit ein bewegtes Schicksal. Mehrfach
aus- und umgelagert, im Zweiten Weltkrieg zum großen Teil
zerstört, fand sie schließlich in den 1960er Jahren
als Schenkung der Stadt Mainz ihren Weg in die Universität,
wo sie seitdem zum Institut für Klassische Archäologie
gehört. Hier wurde die Sammlung vor allem in der Lehre verstärkt
eingesetzt. Immer wieder gelang es mit öffentlichen Sondermitteln
sowie besonders auch mit Zuwendungen namhafter Stiftungen und
Vereinigungen, darunter der Freunde der Universität Mainz
e.V. und der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für
Geisteswissenschaften, den Bestand erheblich zu erweitern und
inhaltliche Schwerpunkte zu setzen. In den vergangenen Semestern
konnte schließlich gemeinsam mit den Studierenden ein grundlegend
neues Farb- und Aufstellungskonzept erarbeitet werden, was in
den zurückliegenden Monaten dann sukzessive umgesetzt wurde.
Heute präsentiert sich die Sammlung somit in einem völlig
neuen Gewand. Die Besucher erwartet neben einer respektablen
Galerie römischer Kaiserporträts ein umfangreicher
Bestand an prominenten Meisterwerken antiker Bildhauerkunst aus
den bedeutendsten Antikenmuseen weltweit. „Anhand dieser
Sammlung können wir hier in Mainz die Entwicklung des antiken
Menschenbildes von der Archaik bis zur Spätantike verfolgen“,
teilt Dr. Patrick Schollmeyer, Wissenschaftlicher Angestellter
am Institut für Klassische Archäologie und Betreuer
der Sammlung, mit.
War bereits die Gründung des Vereines und die damit zusammenhängende
Sammlungsetablierung darauf angelegt, Wissenschaft und interessierte Öffentlichkeit
zusammenzubringen, so soll dieses wichtige Anliegen künftig
mittels öffentlicher Führungen weitergeführt werden.
Alle an antiker Kunst und Kultur Interessierten sind zu den Auftaktveranstaltungen
im Januar und Februar herzlich eingeladen:
20. Januar 2011, 18:00 Uhr: Gesichter der Macht – Römische
Kaiserporträts (Frederic Theis M. A.)
15. Februar 2011, 18:00 Uhr: Antike Körperbilder (Sina Tauchert)
Die Reihe wird im Sommersemester 2011 mit weiteren thematischen
Führungen fortgesetzt.
Adresse:
Institut für Klassische Archäologie, Abguss-Sammlung
Kellergeschoß, Raum U1-491
Philosophicum
Jakob-Welder-Weg 18
Johannes Gutenberg-Universität Mainz |