25.1.11
Ein Meisterwerk vom Hofebenisten
Kostbarer Schreibschrank kehrt
nach knapp 200 Jahren wieder ins Schloss Ludwigsburg zurück
Einen spektakulären Erwerb für Schloss Ludwigsburg
können die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
melden: Im vergangenen Jahr gelang der Ankauf eines Schreibschrankes,
der vor rund 200 Jahren für die glanzvolle Residenz des
ersten württembergischen Königs angefertigt wurde.
Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen
Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, gab den
eindrucksvollen Zuwachs für das Ludwigsburger Schloss jetzt
bekannt und sprach von einem „Glücksfall für
die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“.
Möglich wurde der Erwerb durch die Unterstützung der
Staatlichen Toto-Lotto GmbH Stuttgart und der Kulturstiftung
der Länder Berlin.
 Kurfürst Friedrich, der spätere
erste König von Württemberg, hatte 1804 Johannes
Klinckerfuß mit
zwei identischen Schreibschränken
beauftragt. Der berühmte „Ebenist“ – so
der zeitgenössische Begriff für einen Kunsttischler – arbeitete
viel für die württembergischen Schlösser; das
elegante Schrankpaar gehörte zur Ausstattung des königlichen
Schreibzimmers. Noch dem frühen Klassizismus verpflichtet,
wird in den Formen und in der Dekoration des Möbels das
vorherrschende französische Vorbild sichtbar: in Württemberg
orientierte man sich am Empire-Stil, dem kaiserlichen Geschmack
des napoleonischen Hofes. Während einer der beiden Schränke
auch nach dem Tod von König Friedrich I. in Ludwigsburg
blieb, kam sein Gegenstück zunächst nach Schloss Friedrichshafen
und später ins Neue Schloss Stuttgart. Hier verlor sich
seine Spur in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Möglicherweise
wurde das Möbelstück, unmodern geworden, unter einem
der Nachfolger von Friedrich verkauft oder vers chenkt. Erst
vor wenigen Jahren gelangte es auf den Kunstmarkt. Dort konnte
es nach längeren Vorbereitungen im Jahr 2010 erworben werden.
Den Spezialisten der Staatlichen Schlösser und Gärten
gelang es, anhand der historischen Rauminventare von Schloss
Ludwigsburg nachzuweisen, dass es sich ohne jeden Zweifel um
den verlorenen Schreibschrank handelt.
Die außergewöhnliche Bedeutung des Stücks liegt
nicht nur in der hochwertigen Ausarbeitung: Johannes Klinckerfuß zeigt
sich hierin als einer der besten Ebenisten seiner Zeit. Vor allem,
so die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten,
sei der Neuerwerb ein kaum zu überschätzender Baustein
für die Konzeption des Schreibzimmers. König Friedrich
I. hatte Schloss Ludwigsburg zur königlichen Sommerresidenz
umbauen lassen; dazu gehörte auch die vollständige
Neugestaltung dieses Raumes. Die beiden Möbel waren Teil
eines komplexen Zusammenspiels von Wanddekor, Malerei und Einrichtung. „Der
erste Herrscher des neuen Königreichs Württemberg zeigte
seinen hohen Repräsentationsanspruch in der kostbaren Ausstattung
seiner Residenz“ – so analysieren die Fachleute der
Staatlichen Schlösser und Gärten die Situation, in
der das Möbelstück entstand. Mit dem Erwerb des Schreibschrankes
ist es jetzt möglich, das Schreibzimmer wieder als authentisches
Gesamtku nstwerk zu zeigen. Die Besucherinnen und Besucher erleben
eindrucksvoll, wie sich das junge Königreich Württemberg
präsentierte.
Für die Staatlichen Schlösser und Gärten bedeutet
der Ankauf des Schreibschrankes eine große Bereicherung,
steht doch für die nächsten Jahre eine inhaltliche Überarbeitung
der königlichen Wohnräume im Neuen Corps des Logis
von Schloss Ludwigsburg auf dem Plan. Die Räume werden noch
stärker an den Glanz der frühen königlichen Einrichtungsphase
unter Friedrich I. angenähert. Im Zusammenspiel von Wandgestaltung,
Einrichtung und Dekoration soll den Besuchern ein möglichst
authentisches Bild der damaligen königlichen Wohnkultur
geboten werden. Geschäftsführer Michael Hörrmann: „Dass
dieser Schreibschrank gesichert werden konnte, ist ein Glücksfall
und stellt eine kaum zu überschätzende Bereicherung
für Schloss Ludwigsburg und die zukünftige Arbeit der
Staatlichen Schlösser und Gärten dar“. Im Namen
der Staatlichen Schlösser und Gärten dankte Hörrmann
der Staatlichen Toto-Lotto GmbH und der Kulturstiftung der Länder
Berlin für das kulturelle En gagement zugunsten der Schlösser
und Gärten. Die langjährige Partnerschaft mit der Staatlichen
Toto-Lotto GmbH habe die Möglichkeit geboten, dieses bedeutende
Stück württembergischer Möbelkunst zu erwerben.
Dass die Kulturstiftung der Länder in Berlin durch ihre
Förderung den Ankauf ermöglicht hat, sei ein Zeichen
dafür, welchen Rang die Neuerwerbung und auch das Ludwigsburger
Schloss mit seinen herausragenden Raumensemble des 18. und 19.
Jahrhunderts einnimmt.
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