3.8.11
Ein neuer Limes? - Aktuelle Entdeckungen an der
römischen Reichsgrenze zwischen Odenwald und Neckar
(rps)
Seit einigen Jahren forscht die Archäologische Denkmalpflege
Baden-Württemberg wieder verstärkt am sog. Odenwaldlimes.
Der Odenwaldlimes – ein Vorläufer des Welterbes Obergermanisch-Rätischer
Limes – verband einst die römischen Grenzflüsse
Main und Neckar. Anlass ist die Erstellung eines Managementplans,
den Baden-Württemberg zusammen mit Bayern und Hessen erarbeitet.
Er soll touristische Erschließung und Schutz dieses außergewöhnlichen
Bodendenkmals voranbringen. Doch wo verläuft der Limes eigentlich
genau? Und endet er tatsächlich am Neckar, wie seit hundert
Jahren angenommen wird? Neue Entdeckungen, die im Frühjahr
dieses Jahres im Landkreis Heilbronn gemacht und Mitte Juli in
Bad Friedrichshall vorgestellt wurden, ermöglichen nun ein
neues Bild der römischen Grenze zwischen Odenwald und Neckar.
Prof. Dr. Claus Wolf, Abteilungspräsident, und
Dr. Klaus Kortüm, Fachbereichsleiter Provinzialrömische
Archäologie, beide Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium
Stuttgart, sowie Dr. Stephan Bender, Leiter des Limesinformationszentrums
Baden-Württemberg, stellten die Neuentdeckungen der Öffentlichkeit
vor. Dazu gehören bisher unbekannte römische Kleinkastelle
bei Bad Friedrichshall-Duttenberg und Gundelsheim sowie ein neuer
Limesabschnitt bei Bad Friedrichshall-Jagstfeld. Wolf bilanzierte: „Diese
Entdeckungen, die modernen Prospektionsmethoden verdankt werden,
geben nicht nur Antworten auf ungelöste Fragen der Limesforschung,
sondern zeigen vor allem eins: Die römische Grenze in Baden-Württemberg
war von Beginn an stärker ausgebaut und überwacht als
bisher angenommen!“
Bender erläuterte dazu im Einzelnen: „Auf einer Gesamtstrecke
von 4,5 Kilometern lässt sich nun der Verlauf des neuen
Limes zwischen der Jagst und dem Attichsbach bei Plattenwald
angeben. Mehrfach wurde der Palisadengraben erfasst, also das
Gräbchen, in dem das römische Militär die Holzpalisade
aufgerichtet hatte. Die Palisade zog schnurgerade durch die Landschaft.
Auf der ersten Höhe südlich der Jagst wurden bei Jagstfeld
in der Gewann „Hohe Äcker“ im Frühjahr
ebenfalls bei geophysikalische Messungen ein Holz- und eine Steinturm
entdeckt. Es handelt sich um eine zweiphasige Turmstelle: Der
Holzturm wurde nach wenigen Jahrzehnten durch einen Steinturm
ersetzt. Von der Stelle hat man einen fantastischen Blick über
den weiteren Limesverlauf nach Süden sowie zum rückwärtigen
Kastellplatz Wimpfen im Tal. Weitere Türme folgten im Abstand
von 500 bis 800 Meter, jeweils rund 2 km vom Ufer des Neckars
entfernt auf den Höhenzügen gelegen. Der Neckarlimes
war demnach keine offene Flussgrenze, sondern besaß eine
intensiv überwachte Grenzwehr. Nördlich der Jagst konnte
zu unserer großen Überraschung im Mai dieses Jahres
das seit 100 Jahren gesuchte Kleinkastell Duttenberg entdeckt
werden. Es war aus der Luft in einem Getreidefeld sichtbar. Die
Anlage hat eine Größe von etwa 25 m x 30 m. Bei dem
Kleinkastell stoßen der neue Limes und der aus dem Norden
kommende Odenwaldlimes zusammen. Ein weiteres Kleinkastell konnte
kürzlich bei Gundelsheim lokalisiert werden. Kleinkastelle
waren am südlichen Odenwaldlimes bisher völlig unbekannt.
Ihre Lage bestätigt den angenommenen Verlauf dieses Grenzabschnittes.
Dieser ist im Prinzip schon lange bekannt, allerdings war er
in letzter Zeit mehrfach in Frage gestellt worden.“
Mehr Informationen: Denkmalpflege
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