13.5.11
Kunstwerk des Monats Mai im Kurpfälzischen Museum
Heidelberg
Eine eiserne Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei Zwei
Bilddateien dokumentieren eindrucksvoll, wie wertvoll die qualifizierte
Arbeit der Restauratoren im Umgang mit Fundobjekten ist. Gerade
bei der hier vorgestellten Geldkassette aus der Zeit des Dreißigjährigen
Krieges lässt das Fundobjekt im unrestaurierten Zustand
kaum Rückschlusse darauf zu, dass es aus einem Fundkomplex
stammt, der für die jüngere Geschichte Heidelbergs
von hoher Bedeutung ist.

Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei,
Ausgrabungszustand
Der Fund stammt aus einer gemauerten Gewölbelatrine, die
zum Haushalt der kurfürstlichen Hühnervogtei gehörte.
Die Latrine enthielt neben einer stark verdichteten Fäkalienschicht
Hausrat der Zeit um 1600. Eine darüber abgelagerte Bauschuttfüllung
beendet den Nutzungszeitraum. Unter dem reichhaltigen Fundmaterial
befand sich auch die eiserne Geldkassette, die im Zuge der Plünderungen
aufgebrochen und später, da nun unbrauchbar, in dem aufgegebenen
Latrinenschacht „entsorgt“ worden war. Von den damaligen
kriegerischen Auseinandersetzungen zeugen die Musketenkugeln,
mit denen die Kassette beschossen wurde und die bis zur Restaurierung
noch an deren Wand haftete. Auf Grunde der Lagerungsbedingungen
waren alle Fundstücke mit dicken Agglomeratschichten verkrustet,
in denen auch Glasscherben und Ziegelbruch steckten. In der Kassette
fanden sich zusätzlich 3 Bleikugeln.
Die sog. Soldtruhen aus Eisen dienten hauptsächlich der
Aufbewahrung von Münzgeld. Dass sich ein solch kleiner „Tresor“ aufgebrochen
im Brandschutt der Amtswohnung des kurfürstlichen Hühnervogts
fand, ist kein Zufall. Der Heidelberger Hühnervogt war in
Mittelalter und früher Neuzeit, ein hoch angesehener kurfürstlicher
Beamte der für den Kurfürsten die Abgaben von Bauern
und Leibeigenen einsammelte.

Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei,
nach der Restaurierung
Gefunden 1997 in Heidelberg, Hauptstraße 214
1. Viertel 17. Jahrhundert
Inv. Nr.: HD-Alt 2002/2519 a
Bildnachweis:
Museum (E. Kemmet) |