9.2.11
Am Bodensee haben die Narren Saison
„Ho Narro“, „Narri Narro“, „Juhu“, „Huhuhu“ – bald
jeder Ort am Bodensee heizt die Fasnachtsstimmung in den Straßen,
Lokalen und Festsälen nach eigener Tradition an. Und so
unverwechselbar wie der Ruf ist auch das Narrentreiben in den
Städten.
(ibt) Echte schwäbisch-alemannische Fasnachtsstimmung erlebt
man bei der Stra-ßenfasnacht am „schmutzigen“ Donnerstag
in Konstanz. An diesem Tag steht die ganze Stadt Kopf. Schon
in aller Frühe ziehen die ersten Narren zum traditio-nellen
Wecken durch die Stadt und dann weiter von Gasse zu Gasse, von
Weinstube zu Weinstube.

Hemdglonkerumzug in Konstanz. Bild: Chris Denneffel
Alljährlicher Höhepunkt ist
der abendliche „Hemdglonkerumzug“, dem nahezu die
ganze Stadt in weißem Nachthemd und mit Schlafmütze
bekleidet beiwohnt. Dann versammeln sich Kinder und Jugendliche
aller Schulen, bereit durch die Gassen der Niederburg zu laufen
und auf Transpa-renten, meist in gereimter Form, ihre Lehrer
zu verspotten. Sie lärmen mit Topf-deckeln, Trillerpfeifen,
Büchsen und Rätschen. Hier zeigt sich, was ein rechter
Narr ist oder werden will.
Infos: www.konstanzerfasnacht.de,
blaetzlebue.de/hemdglonker/hemdglonker.htm Höhepunkt der Überlinger Straßenfasnacht ist
der „Hänselejuck“, der traditionell am Fasnachtssamstag
stattfindet. Schon am Vormittag tauchen in den Gassen die ersten „Hänsele“ in
ihrem „Flecklehäs“ auf. Sie sind auf dem Weg
zum Markt, um sich vor einer Jury im „Karbatschenschnellen“ zu
messen. Mit diesen kurzstieligen Peitschen erzeugen sie ein lautes
Knallen, das bis spät in die Nacht in den Gassen widerhallt.
Am Abend beginnt dann der eigentliche Hänselejuck: bis zu
800 springende (juckende), tanzende und jauchzende Hänsele
ziehen unter den Klängen des Überlinger Narrenmarsches
vom Hänselebrunnen zur Hofstatt.
Infos: www.narrenzunft-ueberlingen.de
Weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt ist die
Gerichtsverhandlung des „Hohen Grobgünstigen Narrengerichts
zu Stockach“. Am „schmutzigen“ Donnerstag muss
hier jedes Jahr eine Person des öffentlichen Lebens vor
dem närrischen Rügegericht die bissige Rede des Klägers über
sich ergehen lassen, kommt aber auch in den Genuss eines engagierten
Plädoyers seines „Fürsprechs“.

Bild © Narrengericht Stockach
2010 traf
es die Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die
Grünen Renate Künast. Aber auch Joschka Fischer, Angela
Merkel und Guido Westerwelle schlugen sich in den Vorjahren bravourös
durch die Verhandlung.
Infos: www.narrengericht-stockach.de Mit der Groppenfasnacht feiert Ermatingen am Schweizer Ufer
des Untersees jedes Jahr am „Lätare-Sonntag“,
drei Wochen vor Ostern, die letzte Fasnacht der Welt. Der geschichtliche
Hintergrund reicht von einem altgermanischem Frühlingsfest,
mit dem die Ermatinger Fischer schon im Mittelalter alljährlich
den Fang der ersten Groppen feierten, bis zu einer klerikalen
Ausnahme, die ein Papst aus Dankbarkeit während des Konstanzer
Konzils den Ermatingern zugestand. Über Jahrhunderte wurde
das Groppenfest nur im unteren Dorfteil der Fischer gefeiert,
während das Oberdorf die Bauernfasnacht beging – bis
schließlich beide ihre Feste zur Groppenfasnacht zusammen
legten.
Infos: www.groppenfasnacht.ch

Ermatinger Groppenfasnacht. Der Umzug findet allerdings
nur alle drei Jahre statt – Das
nächste Mal 2013. Bild: Chris Denneffel
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