10.8.11
Badisches Landesmuseum Karlsruhe:
Der „Historische Katalog“ 1872-1942
Neues Online-Angebot
der Badischen Landesbibliothek
ipac.blb-karlsruhe.de
Siebzig Jahre fristete der „Historische Katalog“ der
Badischen Landesbibliothek aus den Jahren 1872-1942 ein Dasein
im Verborgenen. Zur KAMUNA am 6. August 2011 wird er wieder ans
Licht geholt – und gleichzeitig in seiner digitalen Version
im Internet bereitgestellt. Unter http://ipac.blb-karlsruhe.de
kann ab sofort darin recherchiert werden. Die Badische Landesbibliothek
freut sich, dieses besondere Dokument ihrer Geschichte jetzt
würdig präsentieren und zugleich weltweit nutzbar machen
zu können.
In der Nacht zum 3. September 1942 wurde die Badische Landesbibliothek
am Friedrichsplatz durch einen Bombenangriff vollständig
zerstört. Der gesamte Bestand, damals 367.000 Bände,
wurde mit Ausnahme der bereits ausgelagerten mittelalterlichen
Handschriften und Frühdrucke vernichtet. Viele unersetzliche
Kostbarkeiten, insbesondere auch Landkarten, Musikalien und Theatermaterialien,
waren verloren, dazu die komplette 69.000 Bände umfassende
Sammlung des badischen Regionalschrifttums. Auch alle Verwaltungsakten
sind verbrannt. Nur der Katalog blieb erhalten.
Mit dem „Historischen Katalog“ wurde das Wissen
um das Verlorene gerettet. Der Katalog wurde 1872 begonnen und
bis zur Zerstörung der Landesbibliothek 1942 fortgeführt.
Seither war er der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.
Doch wird er als historische Quelle von Forschern immer wie-der
und in letzter Zeit verstärkt nachgefragt, denn er beantwortet
Fragen wie diese: Besaß die Hof-bibliothek in Karlsruhe
den Wittenberger Erstdruck der deutschen Lutherbibel von 1534?
Wurden die Schriften der badischen Märzrevolutionäre
Hecker und Struve für die Bibliothek des Großherzogs
angeschafft? Wurden die Opern von Albert Lortzing am Hoftheater
in Karlsruhe aufgeführt und wenn ja: wann? Konnten die badischen Ärzte
Ende des 19. Jahrhunderts Robert Kochs Schriften über Infektionskrankheiten
oder Wilhelm Conrad Röntgens Buch über die neuentdeckten
Strahlen entleihen? Wurden vor 1933 nationalsozialistische Propagandaschriften
für die Badische Landes-bibliothek erworben? Und nach 1933
die Schriften von Marx und Engels, von Sigmund Freud, von Erich
Kästner, Bertolt Brecht und anderen weisungsgemäß aus
dem Katalog entfernt?
Mit Mitteln aus dem Landesrestaurierungsprogramm des Landes
Baden-Württemberg ist der „Histo-rische Katalog“ im
Jahr 2010 instandgesetzt worden. Die Katalogkarten wurden gereinigt
und aus-gebessert, die Schubkästen repariert. Gleichzeitig
wurde die Digitalisierung der 300.353 Katalog-karten und ihre
Aufbereitung zum webfähigen Image-Katalog beauftragt. Die
Katalogschränke sind nun im Lesesaalbereich der Landesbibliothek
museal aufgestellt. Der Katalog wird hier auf Dauer im Original
präsentiert und gleichzeitig als digitaler Katalog im WWW
angeboten.
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