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1.7.10

Vogtsburg-Bischoffingen (Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald) „Käppele“

Archäologen auf den Spuren des ältesten Breisgaudorfs

(rpf) Bereits vor 7500 Jahren wussten jungsteinzeitliche Siedler die fruchtbaren Böden und das günstige Klima des Kaiserstuhls zu nutzen. Spuren dieser Besiedelung werden jetzt erforscht: Im Vorfeld einer Baumaßnahme graben Archäologen des Regierungspräsidiums Freiburg am nordwestlichen Ortsrand von Bischoffingen auf einem ca. 1 ha großen Areal.

"Die topographische Lage war für vorgeschichtliche Siedlungen ideal: Ein leicht nach Süden abfallender Hang, ein kleiner (heute verdohlter) Bach, Lößböden, der damals noch von einer Schicht fruchtbarer Schwarzerde bedeckt war. Seit über 100 Jahren findet man hier daher Reste von vorgeschichtlichen Siedlungen und Friedhöfen", so Dr. Andreas Haasis-Berner, Archäologe des Regierungspräsidiums Freiburg.

Grundriss eines der Langhäuser. Da die Häuser aus Holz waren, bleiben nur die Verfärbungen im Boden erhalten und sind hier zur besseren Veranschaulichung rot markiert.
Grundriss eines der Langhäuser. Da die Häuser aus Holz waren, bleiben nur die Verfärbungen im Boden erhalten und sind hier zur besseren Veranschaulichung rot markiert. Bild: w.z.

Erstmals in der 80-jährigen Geschichte der archäologischen Denkmalpflege in Südbaden, ist es nun gelungen, vollständige Hausgrundrisse der ersten Bauern im Breisgau freizulegen und zu untersuchen.

Den Aufbau der Langhäuser kennzeichnen drei Reihen von großen Pfosten, die ein Satteldach aus Riet oder Stroh trugen. Die Wände bestanden aus Reihen von kleineren Pfosten, Weidengeflecht mit Lehmverputz oder Spaltbohlen. Erhalten sind davon heute nur noch die in den Boden eingetieften Löcher der Pfosten, die sich anhand der Verfärbung im Boden erkennen lassen . Abstände und Lage der Pfostenlöcher lassen den Schluss zu, dass es sich um große, etwa 8 m breite und über 30 m lange Holzhäuser handelte. Der Lehm für den Wandverputz wurde direkt an den Längsseiten der Häuser entnommen, so bildeten sich hier Gruben, die sich heute ebenfalls noch nachweisen lassen.

Insbesondere anhand der Scherben von Keramikgefäßen kann die Bauepoche datiert werden. Neben fein verziertem Geschirr finden sich vor allem kleine und große Vorratsgefäße mit durchlochten Ösen, die sich im Haus aufhängen ließen. Aufgrund der bandförmigen Muster, mit denen die Gefäße verziert waren, wird diese Zeitstufe „Bandkeramische Kultur“ genannt.

Ausgrabungstechnik: Mitarbeiter der Archäologischen Denkmalpflege beim Freilegen eines Gefäßes aus Keramik.
Mitarbeiter der Archäologischen Denkmalpflege beim Freilegen eines Gefäßes aus Keramik. Bild: Andreas Haasis-Berner, RP Freiburg

Ergänzt wird das Fundmaterial durch verschiedene Feuersteingeräte. Die bandkeramische Epoche steht für den Prozess der Sesshaftwerdung, der auch als 'neolithische Revolution' bezeichnet wird. Im Gegensatz zur nomadischen Lebensweise der alt- und mittelsteinzeitlichen Menschen, die ihren Nahrungsbedarf durch Jagen und Sammeln zu decken suchten, bauten die jungsteinzeitlichen Bandkeramiker ab etwa 5500 v. Chr. erstmals Getreide an. Sie errichten feste Häuser und dorfartige Siedlungen. Durch den Anbau von Getreide konnten mehr Menschen ernährt werden. Gleichzeitig wurden Mitglieder der Siedlungsgemeinschaft teilweise von unmittelbar zum Nahrungserwerb nötigen Tätigkeiten freigestellt. Das begünstigte eine Vielzahl technischer Innovationen und handwerklicher Spezialisierung, wie z. B. dem Hausbau, der Töpferei oder in der Steinbearbeitung.

Die Menschen der Bandkeramik griffen aber auch in die Umwelt ein: Sie rodeten für den Feldbau und die Siedlungen Wälder und setzten dadurch Erosionsprozesse in Gang . Durch abfließende Erdmassen des über der Ausgrabungsfläche aufragenden Enselbergs wurden die 7000 Jahre alten Siedlungsspuren überdeckt und blieben so erhalten, während sie andernorts längst der Erosion zum Opfer fielen.

Durch ihre Ausgrabungen erhoffen sich die Archäologen Aufschlüsse über die Größe und Dauer der Siedlung, die Größe der Häuser, die Nutzungsbereiche innerhalb der Häuser. Es werden auch umfangreiche naturwissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt. Durch das Schlämmen von Bodenproben erhält man Aufschlüsse über die Pflanzenreste und kann daran erkennen, welche Pflanzen durch die ersten Bauern im Breisgau angebaut wurden und welche Pflanzen in der Umgebung wuchsen und genutzt wurden. Die Untersuchungen der Bodenkundler geben Aufschluss auf die Fruchtbarkeit der Böden und die Umweltfolgen durch die landwirtschaftliche Nutzung.

Alle diese Daten bilden die für den Breisgau einmalige Grundlage für die Rekonstruktion des vorgeschichtlichen Siedlungsbildes und der damaligen Umwelt.

 

 

 

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