30.8.10
Archäologische Grabungen am Rand der Offenburger
Altstadt an der Kesselstraße 12 kurz vor dem Abschluss
Einblick in das mittelalterliche Gewerbegebiet der Stadt
Seit Mitte Juni führt das Regierungspräsidium Freiburg
auf einer Baulücke in Offenburg eine Ausgrabung durch, die
jetzt unmittelbar vor dem Abschluss steht und interessante Ergebnisse
erbrachte. Anlass war die beabsichtigte Bebauung des Grundstücks
Kesselstraße 12 (Flst. Nr. 371) durch die Mittelbadische
Baugenossenschaft eG. Gemeinsam mit der Mittelbadische Baugenossenschaft
eG und dem späteren Nutzer Albert-Schweitzer-Werkstätten
Offenburg erläuterte Dr. Bertram
Jenisch vom Regierungspräsidium Freiburg die archäologischen
Befunde.
Offenburg, Kesselstraße 12. Schmelzöfen einer Buntmetall
verarbeitenden Werkstatt aus dem 14. Jahrhundert am Südrand
der Offenburger Altstadt.
Auf dem betroffenen Areal war entsprechend den Ergebnissen des
Archäologischen Stadtkatasters mit dem Vorhandensein archäologischer
Denkmalsubstanz zu rechnen, die durch die vorgesehenen Bodeneingriffe
zerstört worden wäre. Bereits bei den benachbarten
Arealen, die vor einigen Jahren untersucht wurden zeigten sich
immer wieder mittelalterlichen Handwerksspuren. Vor allem Gewerbebetriebe
die mit Feuer hantierten wurden aus Gründen des Brandschutzes
vorzugsweise am Rand der Städte angesiedelt. Eine ähnliche
Situation wurde in der nur zum Teil unterkellerten Fläche
erwartet.
Die Besiedlung im Süden der Offenburger Altstadt setzte
erst im 12. Jahrhundert mit der Herausbildung des Marktortes
ein. Keller von abgegangenen Gebäuden weisen in diese Zeit.
Das untersuchte Grundstück wurde im Spätmittelalter
geteilt. Auf dem zur Langen Straße orientierten Teil konnte
eine typische Hinterhofbebauung mit unterkellerten Nebengebäuden
und eine Abfolge von mehreren Latrinen nachgewiesen werden. Die
angrenzende Parzelle war im Spätmittelalter von einem Gewerbebetrieb
zur Verarbeitung von Buntmetall (Bronzegießerei) geprägt.
Mehrere Werkplätze und mächtige Kohle- und Schlackeschichten
des 14. Jahrhunderts wurden erfasst. Später nutzte man das
Areal für eine einfache Wohnbebauung. Bei der untergeordneten
Bebauung der Nebenstraße ist auffallend, dass es nicht
zur Ausbildung von geschlossenen Häuserzeilen kam: In den
Baulücken zwischen den Häusern sind so genannte Ehgräben
zur Ableitung von Wasser festgestellt worden.
Der Ortstermin mit Dr. Bertram Jenisch signalisierte bereits
das bevorstehende Ende der Grabung, die im Juni begann und nach
rund 2 ½ Monaten Ende diesen Monats abgeschlossen wird. „Unserem
Grabungsteam ist es unter Leitung des Archäologen Matthias
Reinau gelungen, kurz vor Baubeginn aus Sicht der Mittelalterarchäologie äußerst
interessante Befunde zu sichern, die sonst unwiederbringlich
verloren gegangen wären“, so Bertram Jenisch, der
sehr dankbar ist für die gute Zusammenarbeit mit dem Bauträger
und der Stadt.
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