22.11.10
Schloss Ludwigsburg geht neue Wege: Führungen
für Hörgeschädigte erstmals fest im Monatsprogramm
Ein neuer Weg bei den Staatlichen Schlösser und Gärten:
Erstmals gibt es in Schloss Ludwigsburg eine Führung in
Deutscher Gebärdensprache. Der Rundgang wurde eigens für
Hörgeschädigte erarbeitet und orientiert sich daran,
wie Hörgeschädigte die Umwelt wahrnehmen. Diese Schlossführung
folgt daher ihrem ganz eigenen Rhythmus. Die Staatlichen Schlösser
und Gärten arbeiten damit in Schloss Ludwigsburg weiter
an der Barrierefreiheit im historischen Monument. Angebote für
Menschen mit anderen Bedürfnissen gibt es zwar in vielen
Museen und Kultureinrichtungen. Aber diese Angebote richten sich
an Gruppen und müssen jeweils extra organisiert und gebucht
werden. In Schloss Ludwigsburg wird ab sofort ein verlässlicher
Besuchstermin für Einzelgäste im Programm stehen – immer
am 3. Sonntag im Monat.
Was bei Hörenden über den Tonfall, über eine
angenehme Stimme und über eine farbige Erzählung und
Beschreibung an Botschaften transportiert wird, das muss bei
einer Schlossführung für Hörgeschädigte anders
präsentiert werden: vieles geht über die Anschauung.
Das Schloss mit seinen prachtvollen Räumen, mit den vielen
Bildern und Gegenständen, ist dafür der perfekte Hintergrund.
Die eindrückliche originale Ausstattung ersetzt viele Gebärden
durch einen einfachen Fingerzeig. Unbekannte Namen – etwa
die von historischen Persönlichkeiten, die man zeitraubend
durch das Fingeralphabet buchstabieren muss, kann man im Schloss
durch den Hinweis auf ein Gemälde an der Wand einführen – da
fällt es gleich viel leichter, den geschichtlichen Zusammenhang
herzustellen.
Ulrich Krüger, der Leiter der Schlossverwaltung, konnte
jetzt das neue Ludwigsburger Programmangebot vorstellen: „Wir
sind stolz, dass wir die Staatlichen Schlösser und Gärten
einen Schritt weiter voran bringen, was die Barrierefreiheit
in einem historischen Monument angeht! Das ist ein wichtiges
Thema in allen Schlössern und Klöstern des Landes.“ Für
Ludwigsburg konnte die Schlossverwaltung die Gebärdensprachen-Dolmetscherin
Sonja Schwarz gewinnen, die in Deutscher Gebärdensprache
(DGS) die neuen Führungen gestaltet.
Sonja Schwarz ist diplomierte Gebärdensprachen-Dolmetscherin.
Sie kann dem gehörgeschädigten Teil der Schlossbesucher
eine Führung anbieten, die ganz auf deren Bedürfnissen
abgestimmt ist. Zur Ausbildung hinzu bringt sie aus ihrer familiären
Umgebung viel Erfahrung mit: Die Großeltern von Frau Schwarz
waren gehörlos. Dadurch ist ihre Beziehung zur Welt der
Gebärdensprache seit der Kindheit eng und vertraut. Das
neue Angebot führt ab sofort an jedem dritten Sonntag im
Monat durch das Neue Corps de Logis und gewährt Einblicke
in das barocke Leben und die prunkvollen Wohnräume von König
Friedrich und Königin Charlotte Mathilde. Gruppentermine
können zusätzlich nach Absprache individuell vereinbart
werden. Und auch für Kinder gibt es ein Angebot: eine Führung
in Gebärdensprache durch das „Kinderreich“ für
Kindergarten- und Schulgruppen.
Ulrich Krüger: „Wir freuen uns, dass wir jetzt endlich
auch für Hörgeschädigte ein festes Angebot haben.“ Schon
seit längerem bietet die Schlossverwaltung in Ludwigsburg
Führungsprogramme für Blinde an.
Die Anmeldung für Führungen für Gehörgeschädigte
erfolgt direkt über Sonja Schwarz www.glive.de.
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