19.5.10
LIFE+ Projekt - "Vogelschutz im Albvorland":
Europaweit größtes Vogelschutzprojekt in Streuobstwiesen
(rps) „Die Revitalisierung von überalterten Bäumen
in Streuobstwiesen ist einer der wichtigsten Bestandteile des
umfangreichen Maßnahmenpaketes, das im Rahmen des LIFE+-Projektes
von 2009 bis 2013 umgesetzt werden soll“, so Regierungsvizepräsident
Josef Kreuzberger anlässlich der heutigen (12. Mai) Präsentation
der ersten Ergebnisse im Rahmen einer LIFE+-Veranstaltung in
der Evangelischen Akademie Bad Boll. „Anfang diesen Jahres
konnte in 20 Projektgemeinden mit der Umsetzung dieser Maßnahme
begonnen werden.“ Die Ergebnisse der laufenden Arbeiten
für das naturschutzfachliche Leitbild wurden dabei bereits
berücksichtigt. „Das Leitbild bietet eine fachlich
umfassende und fundierte Grundlage für die Umsetzung der
Maßnahmen“, so Kreuzberger weiter. „Und das
Projekt leistet einen wichtigen und zielgerichteten Beitrag zum
Schutz bedrohter Vogelarten, darunter Halsbandschnäpper,
Wendehals, Neuntöter und Grauspecht, die in den traditionellen
Streuobstwiesen ihren Lebensraum haben.“
Bereits Anfang 2009 hatte das Regierungspräsidium Stuttgart
mit dem LIFE+-Projekt das EU-weit größte Vorhaben
zum Vogelschutz in Streuobstwiesen gestartet. Innerhalb des ersten
Jahres der Projektlaufzeit wurde ein naturschutzfachliches Leitbild
erarbeitet. Dieses Leitbild dient als Richtschnur für die
Umsetzung der praktischen Maßnahmen und die Fortbildungsangebote
für Obstbaumpfleger und Bewirtschafter von Streuobstwiesen
im Rahmen des LIFE+-Projektes.
Die Baden-Württemberg prägenden Streuobstwiesen sind
durch mangelnde Pflege, fehlende Nachpflanzungen und Flächenverbrauch
besonders bedroht. Auch der Wissensverlust bei der Bewirtschaftung
von Streuobstwiesen ist nicht mehr zu übersehen. Dies führt
zu einem alarmierenden Pflegezustand in vielen Bereichen, mit
der Folge, dass in naher Zukunft viele Obstbaumbestände
zusammenzubrechen drohen. Damit einhergehend ist die besondere
Gefährdung der einmaligen Artenvielfalt in diesen charakteristischen
Lebensräumen. Insbesondere der Lebensraum für mehrere
europäisch geschützte Vogelarten ist bedroht. Dem soll
das umfangreiche Maßnahmenpaket des LIFE+-Projektes „Vogelschutz
im Albvorland“ des Regierungspräsidiums Stuttgart
entgegenwirken. Dazu gehört neben der Sicherung der verbliebenen,
häufig überalterten Baumbestände und der Stärkung
von naturschutzfachlichen Pflegegrundsätzen bei der Bewirtschaftung
auch eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit.
Der LIFE+-Förderantrag zum Schutz der gefährdeten
Vogelarten der Streuobstwiesen im Albvorland und im Wieslauftal
wurde vom Regierungspräsidium Stuttgart in enger Zusammenarbeit
mit den berührten Kommunen und Verbänden gestellt und
Ende 2008 von der Europäischen Kommission genehmigt. Das
Finanzvolumen des Gesamtprojektes, das für die Jahre 2009
bis 2013 angesetzt ist, umfasst rund 5,2 Millionen Euro und wird
zur Hälfte von der EU gefördert. An dem Projekt sind
neben dem Regierungspräsidium Stuttgart sechs direkt involvierte
Projektpartner (Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg,
Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee, Marketinggesellschaft Baden-Württemberg
(MBW), Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft
Baden-Württemberg e.V. (LOGL), Gemeinde Dettingen/Teck und
Manufaktur Jörg Geiger) sowie 34 Gemeinden aus dem Projektgebiet
mit finanziellen Beiträgen beteiligt.
Das LIFE+-Projektgebiet umfasst 450 km². Davon sind über
150 km² Streuobstwiesen. Der größte Teil des
Projektgebietes liegt am Nordrand der Schwäbischen Alb im
EU-Vogelschutzgebiet des Natura 2000-Netzes. Es erstreckt sich
von Geislingen an der Steige bis nach Reutlingen. Ein weiterer,
kleinerer zusammenhängender Teil befindet sich im Remstal
bei Schorndorf und nördlich davon im Wieslauftal.
LIFE+
LIFE+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union
zur Unterstützung von Projekten im Umwelt- und Naturschutz
und steht als Abkürzung für L’Instrument Financier
pour l’Environnement (das Finanzierungsinstrument für
die Umwelt). Eine Förderung über den Teilbereich Natur
und biologische Vielfalt des LIFE+-Programmes durch die Europäische
Union kann ausschließlich in Natura 2000-Gebieten erfolgen.
Natura 2000
Mit dem Naturschutzkonzept Natura 2000 haben sich die Europäische
Union und ihre Mitgliedstaaten zur Aufgabe gemacht, in Europa
charakteristische Lebensräume sowie gefährdete Tier-
und Pflanzenarten zu schützen. Herzstück von Natura
2000 ist ein Netzwerk von Gebieten, die nach der europäischen
Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie
geschützt sind. Baden-Württemberg mit seinen vielgestaltigen
Landschaften und einer reichen Artenausstattung trägt durch
die Meldung von 17,3 Prozent der Landesfläche zum Schutzgebietsnetzwerk
Natura 2000 und damit zum Erhalt der Artenvielfalt im Land und
in der Europäischen Union bei.
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