13.10.10
Wirtschaftsminister Ernst Pfister verleiht Archäologiepreis
2010 an Stadt Ladenburg und Heimatbund Ladenburg e.V.
„Jahrzehntelanges überdurchschnittliches Engagement
bei der Unterstützung und Präsentation archäologischer
Forschungen“
Für ihr jahrzehntelanges überdurchschnittliches
Engagement bei der Unterstützung archäologischer Forschungen
und deren Präsentation in der Öffentlichkeit verlieh
Wirtschaftsminister Ernst Pfister gestern in Stuttgart der Stadt
Ladenburg und dem Heimatbund Ladenburg e.V. den Archäologiepreis
Baden-Württemberg 2010 in Höhe von 5.000 Euro. Der
Förderpreis in Höhe von 2.500 Euro ging an Gertrud
Boley, Armin Krüger, Friedrich O. Müller und Herbert
Paul – vier engagierte Bürger der Stadt Asperg, die
sich ehrenamtlich große Verdienste um die Vermittlung landesarchäologischer
Ergebnisse an die breite Öffentlichkeit erworben haben.
Der Archäologiepreis Baden-Württemberg wird alle zwei
Jahre von der Wüstenrot Stiftung Ludwigsburg vergeben. Die
Veranstaltung wurde von Dr. Claus Wolf, Leiter des Landesamtes
für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart,
und Professor Dr. Wulf D. von Lucius von der Wüstenrot Stiftung
eröffnet.
Der Minister betonte, dass die Stadt Ladenburg eine Vielzahl
archäologischer Zeugnisse aufweise – unter anderem
die Reste aus römischer Zeit und eine der größten
stadtartigen Siedlungen rechts des Rheins. Wichtige Grundlagen
legte Dr. Berndmark Heukemes, Ehrenbürger der Stadt und
spiritus rector der frühen archäologischen Forschungen.
Sein Einsatz führte zur Gründung des Lobdengau-Museums.
Der seit 1926 bestehende und heute rund 560 Mitglieder zählende
Heimatbund Ladenburg unterstützte die Ausgrabungen von Heukemes
und dokumentierte selbstständig archäologische Aufschlüsse.
Der Heimatbund betreibt das Lobdengau-Museum, das nur durch erhebliche
Finanzmittel der Stadt realisiert und erweitert werden konnte.
Die Mitglieder des Heimatbundes führen die Aufsicht, betreuen
ein archäologisches Depot, geben Schriften heraus und bieten
Museums- sowie Stadtführungen an. Im Jahr 1979 wurde die
Ladenburg-Kommission ins Leben gerufen. Der hochrangig besetzten
Kommission gehören Vertreter der Stadt, der Archäologischen
Denkmalpflege und der universitären Forschung an. „Die
Kommission ist ein Musterbeispiel für die Zusammenarbeit
zwischen einer Stadt und institutionalisierter Denkmalpflege“,
so Ernst Pfister. „Die Stadt Ladenburg und der Heimatbund
Ladenburg e.V. haben ein jahrzehntelanges überdurchschnittliches
Engagement bei der Unterstützung archäologischer Forschungen
und deren Präsentation in der Öffentlichkeit geleistet – eine
beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Ehrenamt, kommunalen und
anderen staatlichen Stellen.“
Im Mittelpunkt der Arbeit der vier Bürgerinnen und Bürger
der Stadt Asperg stand die Vorbereitung der sehr erfolgreichen
Ausstellung „Die Kelten kommen zurück“, die
2008 in Asperg stattfand. Dabei präsentierten die Preisträger
ganz bedeutende Funde und Befunde der frühkeltischen Zeit
in Asperg und stellten diese archäologische Thematik professionell
und didaktisch vorbildlich dar. In diesem Jahr veröffentlichten
die vier Autoren das Buch „Kelten am Hohenasperg“. „Sowohl
die Ausstellung als auch das daraus entstandene Buch stellen
ein exzellentes Beispiel für engagierte und kompetente heimatgeschichtliche
Arbeit engagierter Bürger dar“, erklärte der
Minister.
Er wies daraufhin, dass das Wirtschaftsministerium als Oberste
Denkmalschutzbehörde seit Jahren rund 4,5 Millionen Euro
für Projekte der Archäologie bereitstellt.
Ernst Pfister betonte, Baden-Württemberg habe in den vergangenen
Jahren bemerkenswerte Archäologie-Ereignisse vorzuweisen.
Er nannte hier unter anderem das älteste gefundene Musikinstrument
der Welt – eine Flöte aus dem Flügelknochen eines
Gänsegeiers und die „Venus vom Hohlen Fels“ bei
Schelklingen – eine mindestens 35.000 Jahre alte Frauengestalt.
Eiszeitliche Tierfigürchen aus den Höhlen des Lone-,
Blau- und Achtals gehören zu den ältesten Kunstwerken
der Menschheit. „Deshalb wollen wir die Aufnahme der eiszeitlichen
Siedlungslandschaft mit den Höhlen am Südrand der Schwäbischen
Alb in die Liste der Welterbestätten der UNESCO vorbereiten“,
so der Minister. Derzeit sei Baden-Württemberg auch maßgeblich
am multinationalen UNESCO-Antrag zur Aufnahme der jungsteinzeitlichen
und bronzezeitlichen Pfahlbausiedlungen um die Alpen beteiligt.
Mit der Entscheidung sei im Sommer 2011 zu rechnen.
Aktuelle Arbeitsthemen der Landesarchäologie sind derzeit
beispielsweise die Schwerpunktgrabungen, die groß angelegte
Bauprojekte aus denkmalpflegerischern Sicht begleiten, damit
der Verlust oder die Zerstörung von archäologischen
Denkmalen bei linearen Großprojekten in Grenzen gehalten
wird. Derzeit finden etwa auf den Trassen der neuen ICE-Strecke
Stuttgart-Ulm und der Ethylen Pipeline Süd entsprechende
Grabungen statt.
Anerkennung erhält die archäologische Forschung in
Baden-Württemberg durch eine vielfältige und beachtliche
Drittmittelförderung zahlreicher landesarchäologischer
Projekte etwa durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. In diesen
Projekten werden neueste Methoden angewendet wie beispielsweise
eine 3D-Computertomographie beim Projekt zur Aufarbeitung der
frühmittelalterlichen Grabfunde von Lauchheim. „Die
3D-Aufnahmen erlauben ganz neue Einsichten in die materielle
Welt der Alamannen und Franken, da nun auch Textilien und kleinste
Details der Grabbeigaben erkannt und zerstörungsfrei untersucht
werden können“, so Ernst Pfister. Die technische Ausrüstung
wurde aus Innovationsfördermitteln und aus Denkmalfördermitteln
vom Wirtschaftsministerium finanziert.
[Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg]
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