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30.3.10

Unterwasserarchäologie im Ausfluss des Bodensees

Ein deutsch-schweizerisches Kooperationsprojekt

Luftbilder machten darauf aufmerksam, dass auf dem „Orkopf“ einer inselartigen und meist unter Wasser liegenden Seekreidebank mitten im Ausfluss des Bodensee-Untersees zwischen Stiegen (D) und Eschenz (CH), rätselhafte Holzpfähle aus dem Untergrund ragen. Diesem spannenden Phänomen gehen Schweizer und deutsche Archäologen nun gemeinsam im Rahmen eines internationalen Projektes nach.

Die Untersuchung der seit 1986 bekannten, durch die deutsch-schweizer Landesgrenze geteilten Fundstelle wurde vor allem im Rahmen des 2008 angelaufenen, internationalen Interreg IV-Projektes „Erosion und Denkmalschutz im Bodensee und Zürichsee“ möglich. Seither hat ein Team aus Taucharchäologen des Amtes für Archäologie des Kantons Thurgau und des baden-württembergischen Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart die Pfahlstrukturen in jährlichen, jeweils einige Wochen andauernden Kampagnen untersucht. Trotz schwieriger Arbeitsbedingungen – die Fundstelle ist nur mit dem Boot zugänglich, die Pfähle stecken in bis zu 12 m Wassertiefe und es herrschen durchweg kräftige Strömungen – führten die gemeinsam durchgeführten Aktionen zu erstaunlichen Ergebnissen: Es konnten Pfosten einer Steg- oder Brückenkonstruktion und sogar gleich mehrere Pfahlbaudörfer entdeckt werden, die an dieser exponierten Stelle errichtet worden waren.

Gemeinsam bergen Taucharchäologen des baden-württembergischen Landesamtes für Denkmalpflege im RPS und des Amts für Archäologie des Kantons Thurgau von der Erosion bedrohte Holzpfähle.
Gemeinsam bergen Taucharchäologen des baden-württembergischen Landesamtes für Denkmalpflege im RPS und des Amts für Archäologie des Kantons Thurgau von der Erosion bedrohte Holzpfähle. Bild: Landesamt für Denkmalpflege BW

Die Holzpfähle wurden im Labor des Landesamtes für Denkmalpflege in Hemmenhofen untersucht und konnten vor kurzem datiert werden: Eine von Nordwesten auf die Insel zuführende doppelte Pfostenreihe stammt aus dem Jahr 676 n. Chr., es handelt sich also um einen Steg oder eine Brücke aus dem frühen Mittelalter. Im Nordosten des Orkopfes konnten Hauspfosten einer um 1900 v. Chr., also in der gerade beginnenden Bronzezeit errichteten Siedlung festgestellt werden. Im Südwesten des Orkopfes wurden ebenfalls zahlreiche Hauspfosten auf einer größeren Fläche entdeckt. Sie stammen von zwei verschiedenen steinzeitlichen Dörfern. Das eine wurde bereits um 3890 v. Chr. errichtet und gehört zu den ältesten vom Bodensee bekannten Pfahlbausiedlungen. Das zweite steinzeitliche Dorf ist mehr als 1500 Jahre jünger und datiert zwischen 3300 und 3100 v. Chr.

Weitere Pfahlstellungen und verschiedene Funde aus Stein-, Bronze- und Römerzeit sowie dem frühen Mittelalter zeugen davon, dass der Orkopf in der Vergangenheit rege frequentiert wurde. Spätestens ab der Römerzeit ist auch mit regelmäßigem Schiffsverkehr zu rechnen. Überhaupt waren Engstellen im Bereich von Seeausflüssen von je her für den Menschen interessant. Oftmals überquerten hier verschiedene uferparallele Landwege das Gewässer. Der Orkopf könnte daher in der Vergangenheit eine verkehrsgeografische Schlüsselposition eingenommen haben. Von seiner Untersuchung sind auch in Zukunft noch spannende Ergebnisse zu erwarten.

Allerdings drängt die Zeit: Vor allem die steinzeitlichen Pfähle ragen bis zu einem Meter hoch aus dem Sediment und sind stark von der Erosion bedroht. Aber nicht nur deswegen wird die Fundstelle jetzt untersucht. Da im Zuge des Interreg-Projektes Fragen zur Dynamik von Erosions- und Sedimentationsvorgängen im Bodensee nachgegangen werden, nimmt die Ausflussschwelle des Bodensees auch hier eine Schlüsselposition ein.

Die Fundstelle im Ausfluss des Bodensees in den Rhgein östlich von Stein am Rhein. Satellitenbild: Google Earth
Die Fundstelle im Ausfluss des Bodensees in den Rhein östlich von Stein am Rhein. Satellitenbild: Google Earth

 

 

 

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