9.3.10
Vorreiter für den Verkaufstrend informeller
Kunst
Erneuter Besucherrekord zur siebten art KARLSRUHE
Zur siebten art KARLSRUHE strömten 43 500 Kunstinteressierte
in die Karlsruher Messehallen. "Die Besucherzahlen sind
phantastisch. Der unerwartete Wintereinbruch hat niemanden von
der Reise zu uns abgehalten. Dieser fulminante Zuwachs erfreut
mich deshalb umso mehr. Das ist sensationell", zeigte sich
Messe-Kurator Ewald Karl Schrade begeistert. 208 Galeristen und
Kunsthändler aus zwölf Ländern – jede fünfte
Galerie stammte aus dem Ausland – offerierten Werke von
Künstlern der Klassischen Moderne und Gegenwartskunst. Abermals übertraf
die Veranstaltung alle Erwartungen. Der Marktplatz erwies sich
als bestes Terrain für ergebnisreiche Absätze, was
etliche Anbieter immer wieder hervorhoben.
Diese siebte Ausgabe ist nicht nur die erfolgreichste seit Bestehen
der Messe, sondern es manifestierte sich auch ein Trend hin zur
deutschen Nachkriegskunst. "Das Informel liegt in der Luft
wie der Frühling", lautete das Fazit der Berlinerin
Carsta Zellermayer. Sie meldete vor allem Verkäufe von frühen
Arbeiten von Bernard Schultze und Hann Trier. Zum dritten Mal
vor Ort, hat sie über die art KARLSRUHE einen treuen Stamm
von Sammlern aufbauen können.
Georg Nothelfer, Berlin, bestätigt den Trend: "Jetzt
wird das Informel akzeptiert. Ich habe es immer gesagt." Er
verkaufte Werke von Emil Schumacher und Fred Thieler. Hans Maulberger,
München, berichtet von "absolut positiven Geschäften".
Die Kunden suchten Arbeiten auf hohem Niveau, die aber bezahlbar
sind. Das Informel ist auch bei ihm Schwerpunkt. "Die Sammler
blicken in die Kunstgeschichte", fasste er seinen Eindruck
zusammen. Großes Interesse weckten acht informelle Bilder
von Conrad Westphal. Auch Werke von Horst Antes, Rolf Cavael
und Peter Brüning fanden den Weg in private Sammlungen.
Maulbergers Umsätze rangierten im mittleren sechsstelligen
Bereich. Zudem bekundeten Museen vor Ort ihr Interesse an einzelnen
Spitzenstücken. Vielbeachtet war beispielsweise ein früher
Teppich, eine Zusammenarbeit von Ernst Ludwig Kirchner und Lise
Gujer – das Werk wechselt in eine öffentliche Kollektion.
Bei der Galerie Fischer, Berlin, freut man sich über die
erstklassigen Sammler und Umsätze im siebenstelligen Rahmen,
etwa mit neusachlicher Malerei und Aquarellen von Otto Dix oder
George Grosz. Verkauft wurde in die gesamte Republik. Rundum
zufrieden zeigte sich ebenfalls die Galerie Schwarzer, Düsseldorf.
Von Verkäufen in sechsstelliger Größenordnung
kann Rolf Unkel, Galerie Michael Werner, Köln, berichten,
der auf der Messe zum ersten Mal vertreten war. Der Kölner
Heinz Holtmann veräußerte eine frühe Arbeit von
Heinz Mack aus dem Jahr 1957 für 100 000 Euro. Für
den Antwerpener Cédric Van der Planken ist die Messe sehr
gelungen. Bilder von Jean Lucebert und Pierre Alechinsky konnte
er vermitteln.
Auch bei Marcus Deschler, einer von 35 Berliner Galeristen auf
der art KARLSRUHE, herrscht Zufriedenheit. Ein Mittelformat von
Xenia Hausner und zwei Skulpturen von Rainer Fetting wechselten
den Besitzer. Michael Draheim zieht gleichfalls ein positives
Fazit der Messe. Der Wiesbadener Galerist wartete mit Klassikern
wie "The Spirit of Migof" (1966) von Bernard Schultze
auf. Dieser Objektkasten fand für 10 000 Euro einen Liebhaber.
Zum ersten Mal dabei, lobt Draheim das fachlich interessierte
und versierte Publikum der Messe und erwartet Folgegeschäfte.
Auch in der Besucherstruktur ist positive Bewegung zu finden.
Der Auslandsanteil konnte gesteigert werden. Auf der Spitzenposition
rangieren nach wie vor die Schweiz und Frankreich, jedoch legten
die Benelux-Länder und Großbritannien noch einmal
zu. Unter den deutschen Besuchern stellt das Stammland der Sammler,
Baden-Württemberg, die Kerngruppe. Ein nicht unerheblicher
Zuwachs konnte aus Nordrhein-Westfalen registriert werden.
Laut Kundenbefragung ist der Kauf von Kunst als Besuchszweck
angestiegen.
Den dritten art KARLSRUHE-Preis des Landes Baden-Württemberg
und der Stadt Karlsruhe erhielt der Berliner Maler Julius Grünewald
für seine von Karlheinz Meyer, Karlsruhe, eingerichtete
One-Artist-Show. Die 15 000 Euro Preisgeld dienen dem Ankauf
von Arbeiten des Künstlers, die in den Bestand der art-KARLSRUHE-Collection
eingehen. Die Qualität der Einzelpräsentationen erreichte
in diesem Jahr ein besonders hohes Niveau.
Außerdem gab es einen Geburtstag zu feiern, denn der Landesverband
der Berliner Galerien (LVBG), der in der dm-arena im Bereich
der Neuen Positionen 14 jurierte Galerien mit One-Artist-Shows
präsentierte, wurde soeben 15 Jahre alt. Werner Tammen,
Verbandsvorsitzender, lobte im Rahmen des Empfangs Karlsruhe
als sympathischsten Messestandort Deutschlands und beschrieb
die nach wie vor schwierige Marktlage für die 470 Galerien
in der Bundeshauptstadt. In diesem Zusammenhang unterstrich er
gleichfalls die Bedeutung der badischen Messe für die Berliner
Anbieter. Am Stand der Galerie Wagner + Partner, vertreten im "Berliner
Block", wie Ewald Karl Schrade das vom Berliner Senat unterstützte
Projekt des LVBG bezeichnet, fand der Künstler Prof. Peter
Dreher (Jahrgang 1932) anerkennende Worte für die Karlsruher
Veranstaltung: "Von allen Messen fühle ich mich hier
am wohlsten. Die Stimmung ist sehr gelöst, und die Qualität
wird stetig besser." Oberbürgermeister Heinz Fenrich
hatte in seiner Eröffnungsrede auch die Leuchtturmfunktion
der art KARLSRUHE für die badische Kunststadt gelobt.
Und Messe-Chefin Britta Wirtz betonte: "Diese Messe verleiht
dem Standort eine einmalige Strahlkraft, regional, national und
international. Die Kunstwelt blickte für fünf Tage
auf Karlsruhe."
Übrigens: Die nächste art KARLSRUHE
lädt vom 10. bis 13. März 2011 in die Messe Karlsruhe
ein.
|