24.9.10
Archäologische Ausgrabungen in Vogtsburg-Bischoffingen
abgeschlossen
Grabungsleiter Dr. Andreas Haasis-Berner
mit Verlauf und Ergebnissen sehr zufrieden
Nach fristgerechtem Abschluss der 3-monatigen archäologischen
Ausgrabungen am Ortsrand von Bischoffingen zieht das Regierungspräsidium
Freiburg eine positive Zwischenbilanz:
- Es gelang erstmals im Breisgau Hausgrundrisse der ältesten
bäuerlichen Kultur Mitteleuropas, der so genannten Bandkeramik,
zu dokumentieren. Verschiedene Grundrissformen repräsentieren
hier unterschiedliche architektonische Lösungen.
- Botanische
Untersuchungen versprechen Rückschlüsse auf den Anbau
von Nutzpflanzen und zur Gestalt der Landschaft während dieser Zeit
(ca. 5000 v. Chr.).
- Die Auswertung der Feuersteine ermöglicht Aussagen über
die Versorgung mit diesem wichtigen steinzeitlichen Werkstoff und über
mögliche
Bezugsquellen bzw. Austausch- und Handelssysteme.
- Die Analyse des Keramikinventars
deutet lokale Besonderheiten in der Töpfertechnik,
insbesondere der Tonaufbereitung an.
- Siedlungsspuren der Bronze- und Eisenzeit
erlauben es, die Dynamik der Landschaftsentwicklung in diesem siedlungsgünstigen
Kleinraum zu erfassen, die sich in Bodenabträgen
(Erosion) sowie der Abschwemmung von Erdmassen vom nahen Enselberg
niederschlagen.
- Nachdem bereits 1903 westlich der Ausgrabungsfläche einige steinzeitliche
Gräber aufgedeckt worden waren, gelang es während der
letzten Arbeitstage ein weiteres Grab derselben Zeitstellung mit
modernen Methoden
zu untersuchen.
Nun wird in den nächsten Monaten die wissenschaftliche
Auswertung dokumentiert, das Fundmaterial inventarisiert und
präpariert sowie naturwissenschaftliche Untersuchungen des
Knochenmaterials und der pflanzlichen Reste eingeleitet. Am Ende
steht dann ein umfangreicher Grabungsbericht; außerdem
soll ein wissenschaftlicher Vorbericht in der Zeitschrift 'Archäologische
Ausgrabungen in Baden-Württemberg' veröffentlicht werden.
Zudem ist geplant, das umliegende Gelände im Gewann 'Käppele'
geophysikalisch zu untersuchen, um Aufschluss über weitere
im Boden liegende archäologische Strukturen zu erhalten.
Darüber hinaus sollen im Herbst im Rahmen einer kleinen
Nachuntersuchung außerhalb der Baufläche liegende
Reste der Steinzeithäuser dokumentiert werden.
Im Regierungspräsidium ist man nicht nur wegen der Funde
und der zu erwartenden Ergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung
insgesamt sehr zufrieden: „Aus denkmalpflegerischer Sicht
ist auf jeden Fall die vorbildliche Zusammenarbeit mit dem Bauherren
hervorzuheben“, zieht Dr. Andreas Haasis-Berner, Grabungsleiter
des Regierungspräsidiums, die Bilanz.
Die bereits heute außer Frage stehende besondere Bedeutung
der Ausgrabungsergebnisse hat das Weingut Abril zudem dazu veranlasst,
die Planungen für den Neubau dahin gehend zu überarbeiten,
dass die kulturhistorisch bedeutsamen Ergebnisse der archäologischen
Untersuchungen in das Bauvorhaben integriert werden. |