5.12.09
„Tablettes Albertini“ und ein Knabenporträt:
Im Badischen Landesmuseum treffen algerische Leihgaben zur Vandalen-Ausstellung
ein
Über 500 herausragende Leihgaben aus der ganzen Welt sind
derzeit in der Großen Landesausstellung „Erben des
Imperiums in Nordafrika – Das Königreich der Vandalen“ im
Karlsruher Schloss zu sehen. Für die Präsentation öffnete
nicht nur die tunesischen Antikenverwaltung ihre Schatzkammern
und entlieh zahlreiche kostbare Objekte. Auch rund 50 weitere
Leihgeber, darunter Ungarn, Österreich, Italien, Spanien,
Frankreich, Großbritannien und Deutschland, zeigten sich
großzügig und ermöglichten dem Badischen Landesmuseum,
das Vandalenreich und die Zeit zwischen der Völkerwanderung
und der Spätantike mit ihren einzigartigen Exponaten zu
illustrieren.
Nun sind in Karlsruhe auch die Leihgaben aus einem weiteren
archäologisch bedeutsamen nordafrikanischen Land eingetroffen:
Aus Algerien, genauer dem Archäologischen Nationalmuseum
in Algier, stammen die berühmten „Tablettes Albertini“,
die nach ihrem Entdecker und ersten Erforscher Emile Albertini
benannt sind. Er fand die Zedernholztäfelchen 1928. Diese
mit einer Art Tinte beschrifteten Holztäfelchen sind einzigartige
Zeugnisse des Wirtschaftslebens und des Rechtsbrauches im Vandalenreich
und geben einen wichtigen Einblick in den gesellschaftlichen
Alltag zur Vandalenzeit in Nordafrika.

Neben diesen Täfelchen ist ab dem heutigen Freitag, 4.
Dezember, eine Marmorstatuette aus dem späten 4. Jahrhundert
aus Madauros (heute Algerien) zu sehen, die gelegentlich als
Knabenporträt des Heiligen Augustinus bezeichnet wird, sowie
ein Mosaik des 5. Jahrhunderts mit einer Inschrift, die sich
auf den immerwährenden Frieden der Gemeinschaft der, so
wörtlich, „katholischen“ Kirche bezieht. Dass
diese Leihgaben erstmals in Deutschland gezeigt werden können,
verdankt das Badische Landesmuseum dem besonderen Engagement
des Generaldirektors der algerischen Antiken- und Denkmalbehörde,
Dr. Mourad Bouteflika, der mit dem BLM eine dauerhafte freundschaftliche
Kooperation anstrebt.
„Wir freuen uns über diese neue Partnerschaft des wechselseitigen
Gebens und Nehmens auf gleicher Augenhöhe“, sagte
der Direktor des Badischen Landesmuseums Professor Dr. Harald
Siebenmorgen. Denn auch nach der Ausstellung zu den Vandalen
wollen die beiden Institutionen weiter zusammenarbeiten – so
mit einem Workshop im Mai 2010 in Algier, bei dem Wissenschaftler
und Restauratoren des Badischen Landesmuseums algerische Museumsmitarbeiter
in verschiedenen Belangen der Museologie fortbilden und sich
mit ihnen über Fragen der Erhaltung austauschen. Unterstützt
wird die Veranstaltung vom Goethe-Institut in Algier.
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