11.5.09
Refugium für seltenen Schmetterling neu geschaffen
Artenschutzprogramm fördert Artenvielfalt im Naturschutzgebiet
Hockenheimer Rheinbogen
(rpk) Das Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat Naturschutz
und Landschaftspflege, setzt sich dafür ein, dass einer
der seltensten Schmetterlinge unserer Region erhalten wird und
arbeitet dabei eng mit den Landwirten vor Ort zusammen.
Die Artenvielfalt der Region wird im Naturschutzgebiet Hockenheimer
Rheinbogen im Rahmen des Artenschutzprogramms gefördert.
Die Haarstrangeule, ein hoch spezialisierter und europaweit streng
geschützter Schmetterling, lebt hier in blütenreichen
Wiesen. Einzige Nahrungspflanze der Raupen ist der Echte Haarstrang,
ein hochwüchsiger, aromatisch duftender Doldenblütler.
Es handelt sich um das letzte Vorkommen des Nachtfalters in der
Rheinebene von Baden-Württemberg. Früher war die Art
zwischen Karlsruhe und Mannheim häufiger, doch ihr Lebensraum
ist in den letzten Jahrzehnten durch Ackernutzung und Intensivierung
selten geworden.
Seit mehr als zehn Jahren werden die Wiesen - angepasst an die
Bedürfnisse der Art - bewirtschaftet. Mit den Landwirten,
auf deren Wiesen der Falter noch vorkommt, wurden Pflegeverträge
abgeschlossen. Ziel war so, den Lebensraum für den Schmetterling
zu vergrößern. Der bisherige Erfolg der Bemühungen
um die Sicherung des Fortbestandes der Art wird jedoch immer
wieder durch Hochwasserereignisse des Rheins in Frage gestellt.
Längere Überflutungen der Wiesen dezimieren die in
den Wurzelstöcken des Haarstrangs lebenden Raupen. „Dies
stellt angesichts der geringen Größe der Population
eine ernstzunehmende Gefahr dar“, stellt Diplom-Biologe
Reinhold Treiber des Regierungspräsidiums fest, der das
Artenschutzprogramm betreut.
Um einem möglichen Erlöschen des Vorkommens durch
Rheinhochwasser vorzubeugen, war es notwendig, der Art überflutungsfreie
Lebensräume zur Verfügung zu stellen. Aus vor Ort geernteten
Samen des Gewöhnlichen Haarstrangs wurden im Auftrag des
Regierungspräsidiums von einer Spezialgärtnerei im
Jahr 2008 Jungpflanzen vorgezogen. Eine große Zahl davon
konnte nun auf höher gelegenen mageren Wiesen durch Mitarbeiter
der Beschäftigungs- und Qualitizierungsgellschaft ausgepflanzt
werden. Es wird dafür Sorge getragen, dass die Falter günstige
Lebensbedingungen vorfinden: In jährlichem Wechsel werden
mehrere Meter breite Streifen bei der Mahd ausgespart. Hier finden
die Weibchen im Herbst günstige Bedingungen für die
Eiablage. Die Eier überwintern an dürren Pflanzenstängeln.
Nach dem Schlüpfen im Frühjahr fressen sich die kleinen
Raupen in die Wurzeln des Haarstrangs hinein. Eine frühe
Heumahd ist so möglich und erhält die Wiese.
Die weitere Entwicklung der Flächen wird durch einen vom
Regierungspräsidium Karlsruhe beauftragten Spezialisten,
den Diplom-Biologen Arno Schanowski überwacht. Die Fachleute
hoffen nun auf eine positive Entwicklung der Art im Gebiet.
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