30.12.09
Neues zu Ötzi aus der Sicht der Archäologie
"Ötzi war das Opfer einer längeren
Verfolgungsjagd." Zu diesem Ergebnis kommt Markus Egg, ein
Autor der nun vorliegenden Publikation des RGZM "Kleidung
und Ausrüstung der kupferzeitlichen Gletschermumie aus den Ötztaler
Alpen", die neue und vertiefende Erkenntnisse zur Ausstattung
des "Ötzi" bringt.
Noch 18 Jahre nach seinem Fund beschäftigen sich Medizin,
Natur- und Geisteswissenschaft mit dem Schicksal des Mannes aus
der Kupferzeit. Die im Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseum
(RGZM) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologien
der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck erschienene umfassende
Publikation zur Kleidung und Ausrüstung des Ötzi, der
Gletschermumie aus den Ötztaler Alpen, birgt wichtige neue
und vertiefende Forschungsergebnisse.
Vor 5.300 Jahren kam der Mann aus der Kupferzeit
gewaltsam zu Tode; 1991 wurde seine mumifizierte Leiche in den Ötztaler
Alpen entdeckt und geborgen. Selten gelang es, eine derart große
Forschergemeinschaft weltweit zu bündeln, um einen Fundkomplex
zu ergründen. Seitdem kommen im Zusammenhang mit dem Fund
der Gletschermumie immer wieder neue Forschungsergebnisse zu
Tage.
Die Mumie aus den Ötztaler Alpen ist damit einer der spektakulärsten
Funde der europäischen Archäologie. Seine Ausrüstungsgegenstände
wurden 1991 - 1996 in den Restaurierungswerkstätten des
RGZM restauriert und wissenschaftlich bearbeitet. Von der Kappe
bis zu den Schuhsohlen, inklusive der Ausrüstung des Mannes
im Eis - die einzelnen Fundstücke werden in der nun vorliegenden
Publikation von Prof. Dr. Markus Egg und Prof. Dr. Konrad Spindler
(?) detailliert präsentiert und bieten eine überaus
wichtige Ergänzung zu den bisher getroffenen archäologischen
Aussagen. Zahlreiche Fotos wie auch maßstabsgetreue Zeichnungen
der Kleidungsstücke geben einen Einblick in die aus vielfältigen
Materialien hergestellten Gegenstände der kupferzeitlichen
Alltagswelt.
Prof. Dr. Markus Egg ist Direktor der Abteilung
Vorgeschichte und Leiter der Restaurierungswerkstätten und Laboratorien
des RGZM. Er und sein Team waren für die Rekonstruktion
der Kleidung und des Gepäcks des Gletschermannes verantwortlich.
Als Prof. Dr. Konrad Spindler von der Universität Innsbruck
vor drei Jahren starb, hinterließ er Egg die Aufgabe, die
umfassende Publikation über die Gletschermumie heraus zu
bringen. Als Inhaber des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte
an der Universität Innsbruck leitete Spindler die archäologischen
und naturwissenschaftlichen Untersuchungen der kupferzeitlichen
Mumie. Von besonderer Bedeutung waren außerdem die Ergebnisse
der Botaniker vom Institut für Botanik der Universität
Innsbruck unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Oeggl.
Die nun vorliegende Publikation gibt neue und
vertiefende Erkenntnisse bei der Beschreibung, Analyse und Einordnung
der Ausrüstung
und Kleidung der Gletschermumie. Beispielsweise hatte "Ötzi" seinen
Bogen schon vor seinem Tod verloren, seine Pfeile sind verloren,
kaputt, oder nur im Rohzustand. Außerdem wurde ihm mindestens
24 Stunden vor seinem Tod eine Handverletzung zugefügt;
all diese Einzelheiten konnte Egg nun schlüssig zu einer
Theorie verbinden: "Ötzi war das Opfer einer längeren
Verfolgungsjagd." Dr. Juliane Schwoch,
Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) - Forschungsinstitut
für Vor- und Frühgeschichte |